Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 16

Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

Скачать книгу

ja. Ich bin deshalb schon gleich nach dem Mittagessen erschienen, damit wir noch viel erledigen können. Schaffen wir es heute nicht, übernachten wir irgendwo in der Nähe.«

      »Dann wollen wir uns sofort auf den Weg machen. Du bleibst wohl hier, Vater, um alles Erforderliche für die Beerdigung vorzubereiten.«

      »Das soll geschehen, obgleich es mir bitter genug ankommt. Am liebsten möchte ich plärren wie ein kleines Gör, das Wehwehchen hat. Es war doch immer so nett, wenn unser verhutzeltes, verschmitztes Weiblein hier weilte. Es hatte einen so trockenen Humor – na ja. Zuerst werde ich mir den Platz unter der Linde ansehen.«

      Die drei Herren eilten davon, und Doro sah ihnen mit großen, erschrockenen Augen nach.

      »Mutti, nun wein doch nicht so schrecklich, sonst fang ich auch noch an«, sagte sie kläglich. »Mir stülpt sich schon ohnehin der Magen um. Was tut man eigentlich vor einem Begräbnis? Ich habe noch nie eins mitgemacht, außer dem von meiner ersten Mama. Aber da war ich noch zu klein, um alles richtig zu erfassen. Kann ich dir irgendwie behilflich sein?«

      »Ich glaube nicht, Doro. Fahr zu deinen Eltern. Denn was die nächsten Tage hier bringen werden, ist nichts für dich.«

      »Kommt gar nicht in Frage! Ich werde doch nicht feige kneifen und dich in deinem Kummer allein lassen.«

      »Wie energisch, kleine Dörth. So kenne ich dich ja noch gar nicht.«

      »Na, einer aus der Familie muß doch den Kopf oben behalten«, tat sie großartig.

      *

      Nun ruhte Eulalia auf dem Plätzchen, das sie so geliebt hatte. Wie behütend streckte die uralte Linde ihre weitverzweigten Äste über den frischen Hügel, der unter Kränzen und Blumen fast verschwand. Von allen Seiten waren sie gekommen, obgleich das Begräbnis still begangen wurde. Nur Sanders waren zugegen gewesen, weil sie ja zur Familie gehörten.

      Nun saß man zusammen, noch tief beeindruckt von der feierlichen Zeremonie. Selbst Doro war blaß und still.

      Heute, am Frühlingsanfang, tobte der Schneesturm sich noch einmal so richtig aus in grimmiger Wut, daß er nun wohl oder übel doch endlich dem Frühling würde weichen müssen.

      »Scheußliches Wetter«, sprach Georg Sander in die feierliche Stille hinein. »Hoffentlich haben sich unsere Damen bei dem eisigen Wind nicht erkältet. Wie fühlst du dich denn, Dörth?«

      »Da fragst du ausgerechnet mich, die Jüngste, Paps.«

      »Na ja, weil du von jeher so ein anfälliges Schiepchen warst.«

      »Warst – Paps. Die Zeit ist doch wohl vorüber, wo ich von meinen überängstlichen Eltern in Watte gepackt und in den Glasschrank gestellt wurde.«

      »Soll das vielleicht ein Vorwurf sein, Liebes?«

      »I bewahre, Ma.«

      »Dann bin ich beruhigt«, lachte die kleine Frau, was in dieser Trauerstimmung eigen berührte. Aber sie konnte nun einmal nicht lange ernst sein, zumal der Tod der alten Dame sie wenig berührte. Zwar hatte sie diese gekannt, aber ihr nicht nähergestanden.

      Wer hätte das je gedacht, daß dieses verhutzelte Persönchen, welches die Sölgerthurns aus ihrem guten Herzen heraus bei sich aufnahmen und ihm auch da noch ein monatliches Taschengeld zahlten, als sie selbst mit jeder Mark rechnen mußten, einen solchen Reichtum hinterlassen würde. Wäre das ein Jahr früher geschehen, dann hätte der junge Graf nicht um Geld zu freien brauchen. Was würde er nun tun? Etwa die ihm aufgedrängte Ehe lösen?

      Das war die Frage, die das Ehepaar Sander sich bangen Herzens stellte. Und selbst Ruth, die noch vor einigen Wochen alle Bedenken des Gatten zerstreute, war sich jetzt ihrer Sache längst nicht mehr so sicher.

      Verstohlen ging ihr Blick zu dem Mann hin, der da so lässig im Sessel lehnte. Etwas ungemein Stolzes, Unnahbares ging von seiner ganzen Persönlichkeit aus. Wenn sie doch einmal für kurze Augenblicke nur die Gedanken lesen könnte, die hinter dieser markanten Stirn arbeiteten – aber nichts, auch gar nichts gewährte darin Einblick.

      Wie wollte sich Doro wohl neben diesem fast einmaligen Mann behaupten können. Wohl war sie schön, zauberhaft schön sogar, aber ein kleines Dummchen, das diesen einstigen Globetrotter, der gewiß mit viel schönen, geistreichen Frauen zusammengetroffen war, wohl kaum fesseln konnte. Und spontan, wie Ruth nun einmal war, platzte sie mit der Frage heraus:

      »Wirst du dein Globetrotterleben jetzt wieder aufnehmen, Edzard?«

      Zuerst sah er sie verblüfft an, dann stellte er die Gegenfrage:

      »Wie kommst du darauf?«

      »Nun, weil – weil du jetzt doch – das viele – viele – Geld

      hast –«, stotterte sie unter seinem ironischen Blick, der so deprimierend wirken konnte. »Oder gedenkst du – ich meine –«

      »Ja, Uti, was stotterst du da bloß zusammen«, fiel der Gatte kopfschüttelnd ein. »Das sind wir bei deiner sonstigen Zungenfertigkeit ja gar nicht gewohnt.«

      »Du bist abscheulich, Georg«, war sie jetzt pikiert. »Man wird unter so nahen Verwandten doch wohl eine Frage stellen dürfen.«

      »Aber dabei doch nicht so jämmerlich stottern«, sah er sie verschmitzt an, und da lachte sie schon wieder.

      »Dieser Edzard ist doch ein verflixt schwieriger Herr«, stellte sie fest, als sie später mit dem Gatten nach Hause fuhr. »Man kann einfach nicht so mit ihm reden wie mit anderen Menschen. Ich bin wirklich neugierig, was er jetzt unternehmen wird.«

      Edzard widmete sich auch nach der Erbschaft der Landwirtschaft wie bisher. Sein Sinnen und Trachten ging dahin, Raute­nau zu einem Mustergut zu machen, was jetzt nicht weiter schwierig war, weil ihm ja Geld genug zur Verfügung stand. Seine junge Gattin nahm er als etwas hin, das nun mal in sein Leben gehörte. Er ließ ihr so viel Freiheit, wie sie nur wenigen Frauen gewährt wurde. Griff jedoch scharf durch, wenn sie etwas tun wollte, was außer der ihr gesteckten Grenze lag.

      Also auch, als Doro sich mehr und mehr dem Volontär anschloß, der sein landwirtschaftliches Studium hinter sich hatte und am ersten März zur praktischen Ausbildung nach Rautenau kam. Ein schneidiger junger Mann aus tadellosem, begütertem Hause, aber auch ein liebenswürdiger Schwerenöter. Was Wunder, wenn die junge Doro Gefallen an ihm fand, der von Verliebtheit jedoch weit entfernt war. Sie mochte ihn deshalb, weil man mit ihm so nett lachen und plauschen konnte.

      Es war ja auch nichts dabei, wenn die beiden jungen Menschen ausritten, Tennis spielten oder sich beim Krockett vergnügten. Doch als Graf Edzard merkte, wie die Liebe dem jungen Mann überm Kopf zusammenzuschlagen begann, gab er ihm den Abschied, ohne sich dabei aufzuregen.

      »Herr Graf, was habe ich denn getan?« wollte der Tiefgekränkte aufbrausen, doch der andere winkte kurz ab.

      »Lassen Sie sich jetzt nicht zu etwas hinreißen, was Ihnen hinterher leid tun würde. Ich meine es nämlich ehrlich mit Ihnen, dahinter werden Sie schon noch kommen. Denn es hat noch nie gutgetan, die Frau eines anderen zu – lieben. Da ist ein scharfer Schnitt angebracht. Verstehen Sie mich jetzt?«

      Da wandte der junge Mann sich brüsk ab, rannte davon, um seine Koffer zu packen. Als er gerade mit seinem eigenen Wagen durch das große Hoftor fuhr, kam ihm eine Reiterin entgegen,

Скачать книгу