Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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er so aufgeregt, wie man ihn selten sah. »Paßt du auch wirklich gut auf?«

      »Aber ja…«

      »Dann höre und staune: Ira wiehert ihrem neuen Herrn ein fröhliches ›Pferdeheil‹ zu. Sie präsentiert sich als Dank von zwei Menschen, die ihre Herzen so schlecht hüteten.«

      Tatsächlich, der Mann hatte Tränen in den Augen, über die Jo zärtlich strich.

      »Bertie, es ist ein Zeichen, daß auch Menschen dankbar sein können – nicht nur Pferde.«

      Da lachte der Mann auf, so herzlich frisch und froh, daß all die andern mitlachen wollten. Doch das durften nur die beiden Ehepaare Sölgerthurn und Sander nebst dem Herrn Diplomaten a.D., der heute so aufgeräumt war wie nur je.

      Und das alles hatte ein junges Paar zuwege gebracht, das sich nun unbeschwert seinen Flitterwochen hingab. Wohl ein Jahr zu spät, aber darum um so köstlicher. Denn es hatte ja nicht in Verliebtheit zusammengefunden, sondern nach einem Jahr mißtrauischer Prüfung in heißer, alles umfassender Liebe.

      So strolchten sie denn frohgemut durch die schöne Gotteswelt. Nahmen alles mit, was sich ihnen bot, unbekümmert, ohne das Portemonnaie verschließen zu müssen.

      Was sie auch unternehmen mochten, geschah immer gemeinsam. Hatte sie einen besonderen Wunsch, wurde er zugebilligt, hatte er einen Wunsch, geschah dergleichen.

      Vier Monate währte das glückselige Herumstrolchen von Land zu Land, von Ort zu Ort, dann wurde die bezaubernde junge Gräfin, der Abgott des Eheherrn, blaß und still.

      »Herzliebelein, was hast du denn?« forschte er ängstlich. »Bist du etwa krank?«

      »Von einer Krankeit, die nur vorübergehend ist«, lachte sie ihn lieblich an, was ihm immer noch das Blut heiß zum Herzen schießen ließ. »Übers Jahr, mein Schatz, übers Jahr, wenn das Heu so würzig in Rautenau duftet, wird es auch eine kleine, hoffentlich echt Sölgerthurnsche Nase kitzeln.«

      »Herzliebste Frau – du willst damit sagen –?«

      »Ich sage, herzliebster Mann.«

      Da hatte er begriffen. Und seit dem Tage galt seine Dörth ihm als Heiligtum.

      *

      Es war ein Junitag voll Duft und Reife, ein Ausklang des Götterknaben Mai – und die Krönung einer glückseligen Ehe. Denn das war der kleine Erbherr von Rautenau, der da in seinem Spitzenbettchen ruhte und sich so gar nicht seines Wertes bewußt ward. Er stieß die winzigen Fäustchen wie zornig in die Luft, brüllte nach Leibeskräften, um schließlich zu resignieren. Das Däumchen fuhr in den kleinen Mund, die blauen Augen schlossen sich, und das Gesichtlein schien verächtlich auszudrücken:

      »Macht doch bloß nicht so ein Theater um mich.«

      »Na, wenn das kein echter Sölgerthurn ist«, schmunzelte Baron Bertie, der das kleine Menschenwunder genauso verliebt betrachtete wie die andern alle, die da waren: Der junge Vater, die beiden Großelternpaare, der kindliche Onkel Jörn, die gerührte Jo und die Fürstin Zern, die indes ihren ehescheuen Vetter gleichen Namens geheiratet hatte.

      »Aus lauter Einsamkeit fanden wir uns zusammen«, pflegte sie lachend zu sagen. »Aber ich glaube, es ist dennoch ein Glück – wenn auch ein spätes.«

      Diese zehn Menschen umstanden nun das Babykörbchen vol­ler Andacht. Und hätte jemand gewagt zu behaupten, daß das Menschlein darin einem niedlichen Äffchen glich, wäre man dem Vermessenen voller Empörung an den Hals gefahren. Denn was da vor ihnen lag, war ein winziger Knabe mit großer Bedeutung, der kleine Träger eines alten, feudalen Geschlechts – schlechthin gesagt: Ein echter Sölgerthurn.

      Und die kleine Mama? Ganz ohne viel Trara hatte sie dem alten Stamm das junge Reislein aufgepfropft.

      »Ich sagte es ja schon immer, daß unsere Dörth Rasse und Klasse ist«, meinte der Gestütler bedächtig. »Genauso wie unsere Ira, die hat auch ihr Fohlchen gewissermaßen aus den Hufen geschüttelt…«

      Die allgemeine Entrüstung ließ ihn schweigen. Man wollte ihn sogar lynchen. Er war sogar gekränkt.

      »Na, ich meine, ein größeres Lob kann man der Dörth doch nun wirklich nicht spenden.«

      Lachend entschwand der junge Vater. Es zog ihn zu seiner Trautgemahlin, die ihm vom Bett aus munter entgegenlachte.

      »Dörth, du wonniges kleines Etwas«, sagte er erschüttert. »Gibt es überhaupt etwas, das dich kleinkriegen kann? Hast du denn noch nicht genug ertragen in den letzten, qualvollen Stunden?«

      »Ach was, das ist schon längst vergessen. Freust du dich über unsern Jungen?«

      »Freuen – das ist gar kein Ausdruck, du liebste Frau. Danken möchte ich dir, so recht aus tiefstem Herzensgrund danken.«

      Er sank vor dem Bett in die Knie. Legte seinen Kopf in die zarten Hände wie ein vertrauendes Kind. In seinem Herzen war ein Glücksgefühl, das ihm fast die Brust sprengen wollte.

      »Doro und Dörth –«, sagte er andächtig. »Zwei Namen, die für mich die Welt bedeuten. Ich liebe dich.«

      Und dann küßte er behutsam die Tränen fort, die über das wunderholde, jetzt noch so blasse Gesichtchen perlten – es waren Tränen des Glücks.

Wilde Rose

      Draußen tobte der Novembersturm in all seinem Getöse, doch in dem Schlafgemach des Schloßherrn von Brandungen herrschte eine Stille, die an Herz und Nerven zerrte. Reglos lag der Herr des feudalen Besitzes auf seinem Krankenlager, scharf beobachtet von dem geübten Auge des Arztes, der am Fußende des Bettes saß. An dessen Seite kauerte die Tochter des Kranken, ein blutjunges Menschenkind, das heute seinen neunzehnten Geburtstag beging. Das goldflimmernde Köpfchen lag müde auf der treuen Vaterhand, die Augen, so leuchtend blau wie das Meer im Sonnenschein, das tief unter dem Schloß brandete, hatte der Schlaf nun endlich übermannt. Mit einem Gefühl der Rührung schaute der »gute Onkel Doktor«, der die kleine Rosita vom ersten Schrei an kannte, auf die Schlafende, die ihm ans Herz gewachsen war, als wäre sie sein eigen Fleisch und Blut. Geschäftig tickte die alte Uhr auf dem Kaminsims, draußen trommelte der Regen gegen die Scheiben, der Sturm riß an den Jalousien und ließ die Fahne auf dem Turm knattern.

      »Detlef, wo bleibt er?« kam es unendlich müde von den zersprungenen Lippen des Kranken, wie diese Frage schon oft gestellt wurde, nachdem der Kranke wieder bei Besinnung war. Und stets sprach der Arzt die beruhigenden Worte:

      »Er muß jeden Augenblick hier sein.«

      »Herr Doktor, glauben Sie wirklich daran?«

      »Dann will auch ich es tun, wenn nur das Warten nicht so entsetzlich schwer wäre.«

      O ja, es war schwer, dieses zermürbende Warten, das konnte der Arzt nur bestätigen, der zwölf Tage und Nächte lang um das Leben rang, das mehr als einmal zu verlöschen drohte. Aber was half all sein Wissen, seine langjährige Erfahrung, wenn die rechte Medizin nicht zur Stelle war.

      Und diese Medizin hieß Detlef Trutzger.

      Sorgenvoll schaute der Arzt auf den Kranken, der jetzt wieder

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