Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel страница 254

Автор:
Серия:
Издательство:
Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel

Скачать книгу

Brief und sagte dann kopfschüttelnd:

      »Seltsam – seltsam!«

      »Sehen Sie! Nun hat es Sie auch gepackt!« meinte Irma befriedigt. »Nun müssen Sie zugeben, daß diese drei Schreiben der treuen Hand doch etwas auf sich haben! Und, um Sie gleich ganz einzuweihen, der erste Brief erreichte mich am Abend des 3. April, also am Todestage meiner Großmutter, und schon er enthält Anspielungen auf diesen Todesfall, spricht ja von Ereignisse, die mein Dasein stark beeinflussen …«

      Fritz Melcher erwiderte nichts. Seine gutgepflegte Hand strich nur sehr nachdenklich den blonden Bart, und seine Augen waren sinnend auf die Sofaecke gerichtet, in der eng zusammengeringelt der Liebling der drei Geschwister Melcher lag, der Wolfspitz Kerlchen. Und Kerlchen hatte soeben die Lider aufgeschlagen, fühlte den Blick Herrchens und wedelte mit der buschigen Rute einen Gruß hinüber.

      Dann kehrten des ernsten Beamten Augen zu Irmas reizvollem Gesicht zurück.

      »Und in dieser Sache wollten sie Hedwigs Rat einholen?« fragte er mit einem kaum merklichen Lächeln. »Hedwig ist dir wohl ein kluger Mensch. Aber es gibt doch Dinge, die anderswo besser aufgehoben sind. Auch ich bin für diese Sache kaum zuständig. Vielleicht einer unserer Kriminalkommissare oder … Egon Larisch.«

      Irma horchte auf.

      »Egon Larisch?« meinte sie erstaunt. »Seit einer Woche sitzt mir bei Frau Mikla ein Schriftsteller mittags gegenüber, – Sie wissen, guter, billiger Mittagstisch, im Abonnement für 1,25 Mk. – Ist das etwa derselbe Herr Larisch?«

      Fritz Melcher wurde etwas rot.

      »Allerdings – ganz richtig, – mein Schulfreund Egon, der vor vierzehn Tagen seinen Wohnsitz von München nach hier verlegt hat,« beeilte er sich zu erklären.

      Irma maß ihn mit ebenso prüfenden wie verwunderten Blicken.

      »Ja – aber den Namen habe ich weder von Ihnen noch von Ihren Schwestern bisher gehört?!« sagte sie lauter und eindringlicher. »Wie kommt denn das?! Mögen Ihre Schwestern diesen Herrn Larisch etwa nicht gern? – Irgend eine Bewandtnis muß es doch haben, daß ich, die fast täglich hier im Hause ist, noch nie diesen Schriftsteller erwähnen hörte …?!«

      Der blonde Sekretär fegte mit den Fingerspitzen die Krümel auf der Tischecke zusammen und schaute nicht auf.

      »Ein Zufall,« sagt er unsicher.

      »Ist Egon Larisch denn schon mal bei Ihnen gewesen?« forschte Irma hartnäckig weiter.

      »Ja – öfters!« Das klang wieder so merkwürdig verlegen. Und dann stand Fritz Melcher hastig auf, ging zu der großen Kanarienvogelhecke hin, die schräg vor dem einen Fenster ihren Platz hatte, und rief zwei sich zankenden Hähnen zu: »Schämt euch – werdet Ihr wohl Frieden halten!«

      Irma merkte, daß die Freundschaft mit diesem Egon Larisch besonderer Art sein müsse und daß der junge Sekretär nicht mit der vollen Wahrheit herausrücken wollte.

      Sie ließ daher diesen Gegenstand fallen und sagte möglichst gleichgültig:

      »Ich denke, Herr Larisch ist Schriftsteller. Und doch nannten Sie seinen Namen in einem Atem mit Kriminalkommissaren?!«

      »Freilich. Er schreibt nämlich Kriminalromane, – wie er stets sagt ›als Akkordarbeiter‹. Dabei ist er aber noch so zu seinem Privatvergnügen auch Detektiv. Nein, ganz paßt diese Bezeichnung auf seine Neigungen doch wohl nicht. Er liebt alles Außergewöhnliche, mag es ein Angesicht haben wie es will! Nur alltäglich darf es nicht sein.«

      »So, so. Und Sie meinen, Herr Larisch wäre also am besten ›für meine Sache zuständig‹, wie Sie sich vorhin ausdrückten?«

      »Ohne Zweifel. Er würde sich mit allem Eifer auf dieses Geheimnis stürzen. Ich kenne ihn. Wenn Sie mir diese drei Briefe für einen Tag überlassen und mir noch näheren Aufschluß über den Inhalt der heutigen amtlichen Benachrichtigung geben wollten, so glaube ich Ihnen versprechen zu können, daß Sie sehr bald wissen, wer hinter dieser ›treuen Hand‹ steckt und was durch die anonymen Schreiben eigentlich beabsichtigt wird. –

      Noch eine Frage. Haben Sie sich etwa schon unter 91836 an diesen rätselhaften Beschützer gewendet?«

      »Nein. – Aber was Ihren Vorschlag anbetrifft, lieber Herr Melcher, – da sage ich ja! Gut, tragen Sie Herrn Larisch die Angelegenheit vor.« –

      Sehr bald darauf erschien Hedwig Melzer.

      Sie hatte große Ähnlichkeit mit dem blonden Sekretär, war überschlank, zart, aber leider schon ein wenig verblüht. Etwas Herbes, kühl – zurückweisendes hatte ihrem Wesen stets angehaftet. Richtig jung war sie wohl nie gewesen. ›Ein hartes Lineal ohne jedes Gefühl‹, sagten ihre Kolleginnen von der Moabiter Volksschule, an der sie ebenso wie auch Irma Hölsch angestellt war. Dieses grausame Urteil stimmte jedoch nicht, oder nur mit Einschränkungen. Hedwig Melcher ließ niemand einen Blick in ihr Inneres tun. Die einzige, die ihr näher stand, war Irma. Doch auch ihr gegenüber blieb Hedwig bis zu einem gewissen Grade scheu zurückhaltend.

      Irma fiel es auf, daß sie von der Freundin heute kühler als sonst begrüßt wurde. Hedwig war zerstreut und leicht erregt. Als sie die anonymen Briefe auf dem Tisch bemerkte, fragte sie sofort:

      »Habt Ihr hier etwa geschäftliche Dinge erörtert?« Es machte den Eindruck als ob sie nur irgend etwas reden wollte. Auch Fritz wunderte sich über die Zerfahrenheit der Schwester und streifte sie mit prüfenden Blicken.

      Irma teilte der Zeichenlehrerin mit, weshalb sie zu ihr gekommen war. Als im Laufe dieser Erklärungen über die geheimnisvollen Briefe dann auch Egon Larisch erwähnt wurde, veränderte sich Hedwig Melchers Gesichtsausdruck auffallend. Und mit einem halb ironischen, halb ärgerlichen Auflachen sagte sie, Irma wenig rücksichtsvoll ins Wort fallend:

      »Ich begreife meinen Bruder nicht …! Wozu soll denn Herr Larisch mit dieser Sache behelligt werden?! Der schlägt sich doch wahrhaftig mühsam genug durch. Wo soll er wohl die Zeit hernehmen, sich auch noch den Angelegenheiten Fremder zu widmen!«

      Irma wurde erst verlegen, dann aber kam doch die durchaus gerechtfertigte Empörung bei ihr zum Durchbruch. Hedwigs ganzes Verhalten war ihr heute völlig unerklärlich. Und so sagte sie denn ziemlich scharfen Tones, bevor noch der Sekretär sich einmischen konnte:

      »Dein Bruder war es, der mir den Vorschlag machte, Herrn Larisch um Rat zu fragen. Ich habe jedenfalls nie daran gedacht, den Schriftsteller, den ich ja kaum kenne, zu behelligen. Im übrigen scheinst du heute nicht gerade bester Laune zu sein, liebe Hedwig. Da ist es wohl besser, ich gehe. Natürlich werde ich unter diesen Umständen die Briefe mitnehmen. Herr Larisch soll durch mich nicht seiner kostbaren Zeit beraubt werden.«

      Hedwig Melcher lenkte jetzt plötzlich ein. Und dies gleich in einer Weise, daß Irma immer weniger aus der Zeichenlehrerin und deren schnell wechselnden Stimmungen klug zu werden vermochte.

      Mit tränenfeuchten Augen und bittend vorgestreckten Händen kam das alternde Mädchen auf die Freundin zu und rief mit leicht vibrierender Stimme:

      »Mein Gott, habe ich dich etwa verletzt?! Das will ich nicht, wirklich nicht! Verzeih’ mir, Irma! Bitte – bitte – sei wieder gut, Liebste! Wir beide werden uns doch nicht zanken! Ach – ich hatte mir diesen Nachmittag so anders gedacht. Ich komme ja soeben von dir, war enttäuscht, dich nicht anzutreffen. Ich hätte sodann mit dir einen Spaziergang gemacht.

Скачать книгу