Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren

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Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren Sophienlust

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schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich? Ich habe mich schon am Mittwoch telefonisch bei ihr angemeldet, als ich nämlich von dir erfuhr, dass du nicht da sein würdest.«

      »Aber warum bist du denn zu ihr gefahren?«, erkundigte er sich zögernd.

      »Ich habe mit ihr gesprochen – unseretwegen, Achim.«

      Er hob die Hand. »Das hättest du nicht tun sollen, Lieselott«, rief er leise und erschrocken aus.

      Sie lächelte überlegen. »Keine Sorge, Achim. Isolde hat meine Mitteilung ganz ruhig aufgenommen. Sie lässt dir sagen, dass sie mit einer Scheidung einverstanden ist. Eure Ehe existiert ja nur noch auf dem Papier. Isolde fühlt sich in Sophienlust wohl und wird wohl für immer dort bleiben. Sogar eine Tätigkeit scheint sie gefunden zu haben.«

      »Isolde ist also für eine Scheidung?«, wiederholte er zögernd.

      »Ja, die Unterhaltung hat nicht viel länger als eine Viertelstunde gedauert. Weißt du, ich bin noch nie in meinem Leben für Heimlichtuerei gewesen. Immerhin ist Isolde meine beste Freundin. Deshalb fand ich es richtig, dass ich ihr die Wahrheit sagte.«

      »Du hast viel Mut, Lieselott. Isolde ist gemütsmäßig nicht ganz intakt seit dem Tod des Kindes. Es hätte ihr einen Schock geben können.«

      »Aber es hat ihr gar nichts ausgemacht, Achim«, versicherte Lieselott eifrig. »Es kam mir sogar vor, als wäre sie erleichtert gewesen.«

      »Habt ihr … Einzelheiten erörtert?«, erkundigte er sich, während Lieselott ihm fürsorglich Fleisch und Reis vorlegte.

      »Nein, das ist schließlich nicht meine Sache. Ich glaube, dass ihr euch rasch einigen werdet. Sie sagte ausdrücklich, sie möchte dir keine Schwierigkeiten machen.«

      »Ja, so ist Isolde. Das kann ich mir vorstellen. Trotzdem …«

      »Was ist, Achim? Auf die Dauer konnte es so nicht weitergehen. Das ist doch auch deine Meinung?«

      »Natürlich, Lieselott.«

      »Ich habe gesagt, dass du alles in die Hand nehmen wirst. Gewiss weißt du am besten, wie man die Scheidung rasch und ohne Aufsehen über die Bühne kriegt.«

      Er schwieg und stocherte auf seinem Teller herum, als sei ihm der Hunger vergangen.

      »Ich dachte, dass du dich freuen würdest. Wir sind doch jetzt um einen entscheidenden Schritt weitergekommen«, schmollte sie.

      »Ja, gewiss, ich freue mich, Lieselott.« Aber es klang nicht sehr überzeugend.

      Lieselott brauchte eine ganze Weile, bis sie ihn wieder aufzuheitern vermochte. Eigentlich gelang es ihr erst, als sie Sekt herbeiholte und den Pfropfen übermütig gegen die Zimmerdecke fliegen ließ, wo ein kleiner Abdruck entstand.

      »Liebst du mich überhaupt noch, Achim?«, fragte sie und setzte sich auf seine Knie, die Arme um seinen Hals schlingend.

      »Das weißt du ganz genau, Lieselott.« Nun lächelte er schon wieder. Isolde war weit weg, aber Lieselott war nahe – voller Liebe und Leidenschaft und Zärtlichkeit.

      *

      Das Ereignis, das zur Wandlung in Isoldes Verhalten führte, war nicht besonders dramatisch. Es trat an einem trüben Vormittag ein, als die größeren Kinder in der Schule waren und die kleinen in Sophienlust spielten.

      Isolde saß an der Nähmaschine, wobei sie ein Stück des Parks mit dem kleinen Ententeich überblicken konnte. Die Kinder waren selten auf dieser Seite zu sehen. Deshalb wurde Isolde auch sofort aufmerksam, als Micki mit einem besonders großen blauen Luftballon mutterseelenallein angesprungen kam. Das Kind spielte mit dem leichten Ballon und stupste ihn mit sanften Schlägen vor sich her. Allerdings hielt es dabei die Schnur fest in der einen Hand. Micki hatte im Laufe der Zeit schon ihre Erfahrungen mit davonfliegenden Luftballons gemacht und kannte sich aus.

      Die einsame Frau lächelte, ohne es zu wissen. Sie dachte an ihren Freund Nick, der immer wieder kleine Opfer von seinem Taschengeld brachte, um Micki eine Freude zu machen. Sie nahm sich vor, die Ballonkasse des gutherzigen Jungen einmal gründlich aufzufüllen.

      Indessen lief Micki über die etwas abschüssige Wiese zum Ententeich. Dann geschah es. Das Kind stolperte, glitt aus und fiel kopfüber in den Teich.

      Isolde besann sich keine Sekunde. Zwar wusste sie, dass der kleine Teich nicht so tief und gefährlich war wie der See, doch konnte Micki auch ein flaches Wasser zum Verhängnis werden.

      Der Weg durch die Diele, hinaus und ums Gebäude herum dehnte sich scheinbar endlos. Isolde jagte wie gehetzt. Endlich erreichte sie die abschüssige Wiese. Das nasse Gras war etwas glitschig. Kein Wunder, dass Micki ausgerutscht war.

      Da – der Ballon! Isolde streifte die Schuhe ab und watete ohne Besinnen ins Wasser, das mit grünem Entenflott bedeckt war. Der Grund des kleinen Teiches war weich und morastig. Isolde sank ein und fand keinen Halt. So war es auch Micki ergangen. Zweimal musste sich Isolde tief hinunterbücken, ehe sie das Kind aufheben konnte.

      Der Weg zurück auf die Wiese war beschwerlich, obwohl es doch nur wenige Schritte waren. Noch immer umklammerte die kleine nasse Hand die Schnur des Ballons.

      Micki hatte etwas Wasser geschluckt, aber sie kam allmählich wieder zur Besinnung und begann jämmerlich zu weinen.

      »Arme kleine Micki … keine Angst«, flüsterte Isolde zärtlich. »Du hast nicht achtgegeben. Aber ich habe dich gleich wieder aus dem Wasser geholt. Es ist gar nichts passiert.«

      »Ich bin ganz nass«, schluchzte Micki.

      »Wir gehen in dein Zimmer und holen neue Sachen. Vorher schrubben wir dich in der Wanne ab. Schau, du hast überall grünen Tang an dir.«

      »Ich …, ich bin so …, so erschrocken, Tante.«

      »Ich auch, Micki. Was meinst du, wie ich gelaufen bin, damit ich dich schnell wieder herausholen konnte.«

      Micki, pitschnass wie Isolde, schmiegte sich fester an ihren Arm. »Bloß gut, dass du gleich da warst, Tante.«

      Der dankbare, vertrauensvolle Blick aus den großen Kinderaugen rührte Isolde von Rettwitz seltsam ans Herz. Unwillkürlich neigte sie den Kopf und drückte die Lippen auf Mickis runde Stirn.

      »Ja, Micki, ich bin auch froh darüber.« Plötzlich erfasste sie nachträglich der Schrecken. Wenn die Kleine nun zu Schaden gekommen wäre!

      Im Haus trafen sie Schwester Regine, die Micki schon vermisst hatte und über den triefenden Aufzug von Isolde mit dem kleinen Mädchen recht erschrak. Doch Isolde beruhigte sie mit ein paar Worten. Es sei nichts Schlimmes geschehen. Micki sei gestolpert und dadurch ins Wasser gefallen.

      Schwester Regine wollte Micki auf den Arm nehmen, um sie ins Bad zu tragen. Da klammerte sich Micki fest an Isolde.

      »Nein, die Tante soll mich waschen und anziehen. Nicht wahr, Tante, du hast es mir versprochen.«

      »Schau doch«, legte sich Schwester Regine ins Mittel. »Die Tante ist doch selbst nass und muss sich erst umziehen.«

      Isolde nickte Schwester Regine zu. »Lassen Sie nur! Micki hat einen Schrecken bekommen. Jetzt wollen wir

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