Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren
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Ingrid verharrte bewegungslos auf dem Sofa. Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Alles Schwere fiel plötzlich von ihr ab. Tränen lösten sich von ihren Wimpern. Tränen des Glücks und der Erleichterung.
*
Diesmal verließen gleich drei Kinder Sophienlust, um die Geborgenheit und Liebe eines Elternhauses zu genießen.
Als der Wagen abfuhr, stand auch Justus bei den zurückbleibenden Kindern, die den Abreisenden nachwinkten. Daß Frau Laurens und Dr. Heidenreich eines Tages heiraten würden, stand für den alten Mann fest. Nicht ohne Stolz dachte er daran, daß die beiden durch seine Initiative ein gemeinsames Glück finden würden. Denn er war es gewesen, der Frau von Schoenecker auf Schwester Ingrid aufmerksam gemacht hatte. Dadurch war die junge Frau nach Sophienlust gekommen und hatte Dr. Heidenreich kennengelernt.
Zufrieden mit sich selbst und der ganzen Welt ging Justus langsam zurück zu seiner Werkstatt, in der immer viel Arbeit auf ihn wartete.
Die kleine Heidi stand noch ein Weilchen bei den anderen Kindern, die sich lebhaft über die Laurens-Kinder und Peter Heidenreich unterhielten. Sie kam sich plötzlich sehr verlassen vor, denn sie hatte sich eng an Kuni angeschlossen. Nun war sie sehr traurig, weil das Mädchen und dessen Brüderchen fort waren.
»Barri, komm!« rief Heidi dem Bernhardiner leise zu, der sofort hinter ihr herlief, als sie dem alten Mann folgte.
»Justus, darf ich ein bißchen zu dir kommen?« fragte Heidi, als die den früheren Gutsverwalter eingeholt hatte. »Ich bin sehr traurig, weil meine Freundin fort ist. Hoffentlich kommt bald wieder ein kleines Mädchen nach Sophienlust, das genauso alt ist wie ich.«
»Bis es soweit ist, leistest du halt mir an den Vormittagen wieder Gesellschaft, nicht wahr?«
»O ja, Justus.« Heidi faßte den Hund beim Halsband und führte ihn in die Werkstatt. »Platz!« rief sie und setzte sich auf die Fensterbank, während Justus zur Hobelbank ging. Sein Daumen war jetzt wieder in Ordnung, so daß er seine Arbeiten ohne Schwierigkeiten verrichten konnte.
Heidi beobachtete ihren großväterlichen Freund ein Weilchen stumm. »Erzählst du mir eine Geschichte, Justus?« bat sie schließlich.
»Aber ja mein kleines Fräuleinchen. Was willst du denn hören?« Lächelnd hielt Justus in der Arbeit inne und sah sie verschmitzt an.
»Die Geschichte von dem kleinen Jungen, der ein neues Elternhaus gefunden hat, Justus«, bat Heidi und wartete gespannt auf seine Erzählung.
Justus ging zum Tisch hin und nahm seine Pfeife. Dann setzte er sich in den Ohrensessel und griff nach dem Tabakbeutel, um seine Pfeife zu stopfen. »Also, dann«, sagte er.
Barri hob seinen dicken Kopf und sah ihn aus seinen bernsteinfarbenen Augen freundlich an.
»Mir scheint, du verstehst jedes Wort, mein Guter«, meinte Justus lachend. »Also, dann«, wiederholte er noch einmal und begann zu erzählen: »Es war einmal ein kleiner Junge, der mutterseelenallein auf der Welt stand. Seine Eltern…«
Heidi lauschte gespannt auf die etwas heisere Stimme des alten Mannes. Und wieder war sie sicher, daß niemand so schöne Geschichten erzählen konnte wie Justus.
*
Einen Tag nach Neujahr wurde Ing-rid Dieters Frau. Als sie neben ihm das Standesamt verließ, strahlte ihr das helle Glück aus den Augen.
Genauso glücklich wie das Paar waren die drei Kinder. Selig stiegen sie zu ihren Eltern in das Auto, um nach Hause zu fahren, wo ein festliches Mahl auf sie wartete.
»Jetzt sind wir endlich Geschwister«, stellte Peter stolz fest.
»Ja, das sind wir«, gab Kuni ihm recht.
»Nun gehört mir auch etwas von der elektrischen Eisenbahn«, ließ sich der dreijährige Mathias vernehmen.
Verliebt blickten Ingrid und Dieter sich an. Ihre Hände umfaßten sich. Beiden waren entschlossen, alles zu tun, um ihren Kindern alles Glück auf Erden zu schenken und das eigene Glück zu erhalten.
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