Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik

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erkannt.

      Der große Plan war in seinen Grundzügen von einer klassischen Einfachheit. Die komplizierten Details zu seiner Ausführung waren bis aufs kleinste vom Generalstab ausgearbeitet.

      »Jetzt kennen Sie Ihre Aufgaben und Befehle. Die Stäbe werden das Weitere veranlassen, übermorgen, am 8. Juli, stehen Sie in Feindesland.«

      *

      In den Morgenstunden des 6. Juli hatte der Wahlkampf in Louisiana begonnen. Je weiter der Tag fortschritt, desto größer wurde die Erregung. Noch niemals seit dem Bestehen der Union hatte eine Wahl die Gemüter so aufgepeitscht und in Spannung versetzt wie diese.

      Immer dichter stauten sich die Massen vor den Wahllokalen. Von allen Seiten wurden die neu Ankommenden von den Werbern der beiden Parteien umringt und bearbeitet.

      In den Lokalen selbst häuften sich die Zwischenfälle und Proteste. Hundertmal kam es vor, daß Wähler mit falschen Legitimationen zurückgewiesen wurden. Aber Tausende von Malen mochte die Täuschung geglückt sein.

      Grotesk komisch waren teilweise die Wege, auf denen die Legitimationen ihre Besitzer gewechselt hatten. Daß sehr viele längst Verstorbene persönlich an der Wahlurne erschienen, war noch das wenigste. Viele andere lagen zwar nicht unter der Erde, aber in irgendwelchen Kneipen bewußtlos unter den Tischen, nachdem sie vorher freiwillig oder auch nachher unfreiwillig ihren Rausch mit ihrer Legitimation bezahlt hatten.

      Auch zahlreiche Fälle, in denen die Wähler gewaltsam an der Ausübung ihres Wahlrechts verhindert waren, wurden bekannt. Wo es nicht gelingen wollte, sich der fremden Legitimationen für die eigenen Zwecke zu bemächtigen, waren Wähler kurzerhand ihrer Freiheit beraubt worden.

      Alle diese Dinge waren in der politischen Geschichte der Union keineswegs neu. Aber sie traten diesmal mit einer Dreistigkeit und in solcher Zahl in die Erscheinung, daß das Wahlergebnis von vornherein die Anfechtung der unterliegenden Partei herausfordern mußte. Nur eine ungeheure Stimmenmehrheit für eine der beiden Parteien hätte dieser wirklich einen einwandfreien Sieg dokumentieren können.

      Als die sechste Abendstunde die Wahl abschloß, war ganz New Orleans auf den Beinen, um so bald als möglich etwas von den Ergebnissen des Wahlkampfes zu erfahren. In dem Zeitungsviertel stauten sich die Massen. Wie die Resultate aus den einzelnen Teilen des Staates einliefen, wurden sie in leuchtenden Darstellungen sofort zur allgemeinen Kenntnis gebracht.

      Als die elfte Stunde herannahte, unterschieden sich die Stimmenzahlen für den schwarzen und den weißen Kandidaten nur um wenige Hunderte, die wechselnd bald auf der einen, bald auf der anderen Seite mehr waren. Der Louisiana Advertiser hatte für seine Darstellung die Bilder zweier Barometer gewählt, in denen je eine weiße beziehungsweise schwarze Säule den jeweiligen Stand der Stimmenzahlen anzeigte. Der Mississippi Herald zeigte zwei galoppierende Rennreiter, die auf einem Schimmel beziehungsweise Rappen saßen. Diese Darstellung der mit voller Kraftentfaltung rennenden Tiere wirkte noch aufregender als die erstgenannte.

      Bald lagen die Pferde Hals an Hals, bald blieb das eine, bald das andere etwas zurück. Jeder Vorsprung wurde von den Anhängern mit tausendstimmigen Beifallsrufen quittiert, jedes Zurückbleiben mit wütendem Geschrei begleitet.

      Findige Unternehmer hatten sich sofort als Buchmacher aufgetan und konnten riesige Einnahmen verzeichnen. Je näher die Stunde der Entscheidung kam, desto größer wurden die Einsätze, desto größer die Erregung über die Ungewißheit des Ausganges.

      Von 11 Uhr 30 Minuten an hatte es den Anschein, als würde es ein totes Rennen, so dicht standen die beiden Reiter im Bilde nebeneinander. Da, 11 Uhr 45 Minuten, fiel ganz unerwartet die Entscheidung. Mit einem gewaltigen Ruck schob sich der Rappe vor dem Schimmel durchs Ziel. Das Ziel war durch die Hälfte der gesamten Wählerzahl des Staates gegeben und in dieser bildlichen Darstellung durch einen leuchtenden Pfosten markiert. Wer es überschritt, mußte die absolute Majorität haben.

      Die Spannung der vieltausendköpfigen Zuschauermenge entlud sich zuerst in einem orkanartigen Gebrüll. Das lebhaftere Blut der Schwarzen machte sich in afrikanischer Urwaldweise Luft. Sie tanzten, sangen und verhöhnten die Gegner. Dazwischen mischten sich Choräle und laute Dankgebete von gläubigen schwarzen Seelen.

      Die Weißen blieben die Antwort auf die Herausforderung nicht schuldig. Auf Worte folgten Schläge. Hier im Zeitungsviertel blieb es bei einfachen Handgemengen. Im Hafenviertel kam es zu richtigen Straßenschlachten mit Verwundeten und Toten.

      Die wenigen, die noch weiter auf das Lichtspiel achtgaben, sahen, wie der Rappe gleich nach der Erreichung des Zieles stehengeblieben war, während der Schimmel noch weiter bis unmittelbar an das Ziel heran aufrückte. Bis in die späte Nacht hinein dauerten die Siegesorgien in der aufgeregten Stadt.

      Der Morgen des nächsten Tages brachte die Ernüchterung. Jetzt lagen die genauen offiziellen Zahlenergebnisse vor. Der Sieg Josua Bordens gründete sich nur auf eine äußerst geringe Mehrheit. Nahm man die offenkundigen Unregelmäßigkeiten des Wahlaktes dazu, so blieb kein Zweifel, daß der noch in der Nacht abgegangene Protest der Unterlegenen große Aussicht auf Erfolg hatte. Bei der aufs äußerste gereizten Stimmung des ganzen Landes konnte die Regierung, selbst wenn sie es gewollt hätte, gar nicht daran denken, diese Wahl zu bestätigen.

      Wenn sie trotzdem die Wahl nicht sofort kassierte, so lag es daran, daß die Vertreter der schwarzen Bevölkerung in eindringlichster, ja drohender Weise auf die ernsten Folgen einer Nichtbestätigung hinwiesen.

      Die Erregung hielt die Massen auf den Straßen. Wo immer Zeitungstelegramme zu lesen waren, wurden sie von Scharen Neugieriger umlagert. In den Außenvierteln erneuten sich die Schlägereien des vergangenen Tages. Aber waren sie gestern spontan entstanden, so zeigte sich jetzt ganz unverkennbar eine auf beiden Seiten vorhandene Organisation.

      Noch wilder wurden die Szenen, als in der Stunde des Geschäftsschlusses Schreckensnachrichten aus Afrika in die Menge platzten. Ihre Wirkung war am größten auf die Schwarzen.

      Aufstand der schwarzen Minenarbeiter im Randgebiet! … Aufstand der Schwarzen im Industriegebiet des Sambesi! … Neue Aufstände im nordafrikanischen Minengebiet! …

      Diese ersten lakonischen Alarmnachrichten wurden schnell durch ausführliche Meldungen vervollständigt.

      Im südafrikanischen Randgebiet war es zuerst losgegangen. Die schwarzen Grubenarbeiter hatten sich um einer geringfügigen Ursache willen zusammengerottet und die an Zahl schwächeren Weißen vertrieben oder erschlagen. Die aufständischen Haufen hatten erst einmal die Grubenanlagen demoliert. Dann waren sie in die nächsten kleineren Städte gezogen. Hier war es ihnen gelungen, die verhältnismäßig schwachen Polizeitruppen zu verjagen. Danach hatten sie dort eine wahre Schreckensherrschaft etabliert. Nur die Großstädte waren bisher von ihnen verschont geblieben, aber auch sie schienen bedroht.

      In Marokko hatte sich der vor kurzem ausgetretene Brand plötzlich wieder entfacht. Wie im Nu hatte das Feuer sich von jenen alten Punkten aus über das ganze nordafrikanische Minengebiet verbreitet. In Marokko, in Tunis, in Algier, überall, wo die europäische Industrie mit schwarzen Arbeitern die Bodenschätze förderte, loderte der Aufstand.

      Jede Stunde brachte neue Hiobsposten. Vernichtung von Gruben, von Fabriken … von gewaltigen, dort aufgestapelten Rohstoffmengen. Massendesertionen schwarzer Truppen … Übergang ganzer Regimenter zu den Aufständischen … Schwere Kämpfe mit den weißen Truppen, bei denen diese fast aufgerieben wurden.

      Die Feuer, die im Norden und Süden Afrikas aufloderten, schlugen im Sambesigebiet zusammen. Die großen Kraftwerke gesprengt! … Die Energiequelle für das ganze Industriegebiet verschüttet.

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