Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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Ihre hellsichtigen Frauenaugen erkannten wohl, daß ein Mann, auch wenn er die Großherzigkeit ihres Gatten besaß, nicht so leicht und schnell über das hinwegkommen konnte, was sie ihm in ihrer Seelennot offenbarte. Deshalb hatte sie gewartet. Von Tag zu Tag … geduldig. Doch je länger sie warten mußte, desto schlimmer fraß die Pein des Wartens an ihr. Ihre Liebe zu Horace war so stark und rein, daß ihr nicht einen Augenblick der Gedanke kam, ganz andere Ängste und Sorgen könnten ihres Gatten Herz beschweren. Hätte sie es gewußt, wie leicht wäre es ihr gewesen, seinen Argwohn zu zerstreuen.
In windender Fahrt trug die schnelle Maschine Diana Maitland, ihre Zweifel, ihre Hoffnungen und Wünsche nach London.
Ohne sich erst in ihre eigenen Räume zu begeben, betrat sie das Arbeitzimmer ihres Gatten. Lautlos schlossen sich die schweren Portieren hinter ihr. Der schwellende indische Teppich dämpfte ihren Schritt.
Lord Horace saß am Schreibtisch, das Gesicht dem Fenster zugewandt.
Diana umfaßte seine Gestalt mit ihren Blicken.
Was dachte er? …
Wie wird er ihr entgegentreten? …
Der erste Gruß. Wie wird er sein?
Tonlos formten ihre Lippen das eine Wort: »Horace!«
Der Hauch drang nicht an sein Ohr.
»Horace!« Rauh und gepreßt tönte der Name durch den Raum.
»Diana!« … Lord Horace war aufgesprungen. Die Gatten standen sich gegenüber. Ihre Blicke begegneten sich und wichen einander aus.
Dianas Herz krampfte sich zusammen. Was sie erhoffte, was sie ersehnte … es war es nicht. Ihre Augen wurden still. Ein konventionelles Lächeln spielte um den Mund, als sie sagte: »Du hast mich rufen lassen, Horace.« Ihre Hände berührten sich, und doch verspürte keine den Druck der anderen.
»Ich danke dir für dein Kommen, Diana. Eine Bitte, die uns beide betrifft und mir besonders am Herzen liegt, trieb mich, dich zu rufen. Ich hatte heute vormittag eine Unterredung mit Dr. Glossin.«
Diana horchte auf.
»Dr. Glossin? Wie kommt der hierher? Es ist doch Krieg. Als Friedensunterhändler? … In Stonards Mission?«
»Nein!«
»Nicht? Weshalb ist er hier?«
»Um Cyrus Stonard zu verraten!«
»Ah …!«
Lady Diana hatte in der Erregung des Gespräches bis jetzt noch nicht die Zeit gefunden, sich zu setzen. Lord Horace rollte ihr einen Sessel herbei.
»Ah! … Das versöhnt mich mit ihm. Welches Glück, wenn dieser Bruderkrieg vermieden wird! Dieser sinnlose Kampf, der Hunderttausende Englisch sprechender Frauen zu Witwen, ihre Kinder zu Waisen macht. Wenn das dem Doktor gelingt, wenn er das schafft, soll ihm vieles, nein, alles verziehen sein.«
Lord Horace wiegte nachdenklich das Haupt.
»Ja, Diana … nicht ganz so, wie du denkst.«
»Wie meinst du?«
»Der Krieg würde auch ohne das alles in allernächster Zeit beendet sein!«
»Wodurch?«
»Durch die geheimnisvolle Macht der drei in Linnais!«
Diana Maitland sank in ihren Sessel zurück. Sie erblaßte, während ihre Augen sich zu unnatürlicher Weite öffneten.
»Die drei in Linnais? … Sind die nicht tot?«
»Wir dachten es … Wir hofften es.«
»Sie leben?«
»Sie leben! Sie haben es deutlich bewiesen. Unsere Stationen müssen ihre Befehle funken.«
»Und die sind? … Die lauten?«
»Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen. Die Macht warnt vor dem Kriege.«
Lord Horace unterbrach seine Rede. Er sah, wie die Augen seiner Gattin sich schlossen und ein frohes Lächeln ihren Mund umspielte. In diesem Augenblick sah sie aus wie ein glückliches Kind, dem ein Lieblingswunsch erfüllt wurde. Er sah es und dachte: Erik Truwor!
Lady Diana sprach wie eine Träumende, wie eine Seherin.
»Ah! … die drei in Linnais … Sie leben … leben und handeln zum Segen der Welt!«
»Zum Segen?«
»Ist es kein Segen, wenn der Krieg vermieden wird? Sinnloses Morden … Totschlag und Raub …«
»Auf den ersten Blick vielleicht. Aber die Folgen werden nicht ausbleiben. Wie wird sich das für die Zukunft auswirken?«
»Die Welt wird ein Paradies sein!«
»Glaubst du?«
»Gewiß selbstverständlich!«
»Ich nicht … Ich glaube es nicht … kann es nicht glauben …«
»Was?«
»… kann es nicht glauben, daß ein Mann, dem ein Zufall … ein Schicksal solche Macht in die Hände gegeben hat, daß der …«
»Daß der …«
»Daß der die Macht nicht mißbraucht!«
»Mißbrauchen? Mißbraucht?«
»Mißbraucht, um die in seine Hand gegebene Menschheit zu knechten. Um sich zum Herrscher der Welt zu machen.« Lord Horace sprach die letzten Worte trübe und sinnend vor sich hin.
»Du fürchtest, daß … daß … nein! Erik Truwor? Nein!«
In der Erregung des Zwiegesprächs waren sie aufgesprungen und standen sich hochatmend gegenüber.
»Niemals! Niemals!« Diana wiederholte es mit wachsender Überzeugung.
»Dann wäre er ein Gott!«
Die Erregung Dianas löste sich in einem harten, stolzen Lachen.
»Ein Gott? … Nein! Ein Mann ist er! Ein Mann!«
»Und wir?« Resignation klang aus den beiden kurzen Worten. Diana legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Ihr … ihr … Horace .. ihr seid Politiker .. eure Gedanken gehen nicht über die Grenzen eurer Interessen. Er … er überschaut Reiche! Ihr arbeitet für die Zeit. Er denkt an die Ewigkeit!«
»Du kennst ihn, ich kenne ihn nicht. Du standest ihm nahe. … Du bist ein Weib … Wir Männer sehen die Dinge nüchterner. Ich sage dir, es wird kein Paradies auf Erden, aber es wird schweres Unheil für die ganze Welt daraus entstehen.«
»Wenn