Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik

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Es erreicht mit eigener Kraft den Hafen.

      Wir sollten bis Ferghana durchfahren, Herr Isenbrandt. Mit Ihrer Zustimmung würde ich indes gern in Orenburg zwischenlanden. Für die weiteren Ermittlungen und meinen Bericht wäre es wünschenswert.«

      »Bitte, Herr von Löwen!«

      Wenige Minuten später erhob sich das Kompagnieschiff und setzte den Kurs mit forcierter Fahrt auf Orenburg.

      Nummer achtzehn steuerte von Norden her den Orenburger Hafen an. Es fuhr schwerfällig, als ob ein Teil seiner Maschinen außer Betrieb sei. Der mächtige Rumpf lag nach Backbord über, als ob das Gleichgewicht gestört sei. Aber es fuhr doch mit eigener Kraft und kam dem Flughafen von Minute zu Minute näher.

      Jetzt konnte man auch mit unbewaffnetem Auge erkennen, daß sein Rumpf an mehr als einer Stelle schwere Verletzungen aufwies. Ein Teil seiner Propeller war zerstört. Geknickt und zertrümmert hingen die Bruchstücke in den Lagern. Auf der Backbordseite zeigte der Rumpf große Risse und Löcher. Nur mit Mühe konnte der Führer sein Schiff in der Luft halten und vor dem Kentern bewahren.

      Jetzt senkte es sich über der Plattform und warf die Leinen aus. Geschickt griffen die Schaffner zu. Aber sie hatten heute viel länger als sonst zu richten und zu dirigieren, bevor das Schiff endlich über dem Gleis stand und seine starken Räder in die Schienen eingriffen.

      Im gleichen Moment begannen die hydraulischen Pressen der Station zu arbeiten. Wie von Zauberhänden bewegt, klappten zu beiden Seiten des Schiffes mächtige eiserne Wände empor, schoben sich hoch und vereinigten sich über ihm. Nur wenige Minuten, und von der aufsteigenden Halle völlig umgeben, stand es dort sicher vor Wind und Wetter geborgen. Treppen wurden ausgeklappt, Türen geöffnet, und in breitem Schwarm ergossen sich die Passagiere aus dem Schiffsinnern in das Freie.

      Aber das Bild war heute anders als sonst. Der Schrecken des Überfalles lag den Reisenden in den Gliedern. Es hatte Treffer und auch unter den Passagieren Verwundungen gegeben. Wenn sonst hier ein Schiff der großen europäisch-asiatischen Linie landete, waren seine Promenadendecks stets dicht besetzt, und schon von weitem grüßte Winken und Tücherschwenken. Diesmal dauerte es viel länger, bis das gewohnte Leben und Treiben in Gang kamen. Viele Gesichter zeigten noch die Blässe, die von überstandener Gefahr sprach. Der Überfall, so schnell er auch bestraft wurde, war doch dem Luftverkehr dieses Tages nicht günstig. Die Beamten der Station hatten alle Hände voll zu tun, um Fahrscheine, die nach Omsk oder Andischan weiter galten, für die Eisenbahn umzustempeln. Viele Reisende zogen den langsameren, aber nach ihrer Meinung sicheren Landweg für die Weiterreise vor.

      Jetzt lenkte Propellerschwirren die Blicke von neuem aufwärts. In windender Fahrt kam das Wachtschiff der E. S. C. an. Auf der Wölbung des Rumpfes schimmerte in leuchtenden Farben das Kompagniewappen. Die drei Ähren mit der Sichel und die verschlungenen Initialen E. S. C.

      Sicher und schnell, ohne die Hilfe der Schaffner abzuwarten, setzte das Schiff auf der Plattform auf. Seine Treppe wurde ausgelegt. Georg Isenbrandt und Wellington Fox traten in Begleitung des Kommandanten ins Freie.

      Zu dritt bestiegen sie einen der Fahrstühle, fuhren in die Tiefe und begaben sich zum Posthotel.

      Georg Isenbrandt wandte sich an Herrn von Löwen:

      »Während Sie sich mit dem Kommandanten von Nummer achtzehn besprechen und das Weitere in die Wege leiten, werde ich mit Mr. Fox im Hotel eine Erfrischung nehmen. Sie werden die Liebenswürdigkeit haben, es uns wissen zu lassen, wenn Sie abfahrtbereit sind.«

      In der kleinen Trinkstube hinter dem großen Speisesaal fanden die beiden Freunde eine wohnliche Ecke, in der sie allein und ungestört sitzen konnten.

      Der Raum war im Stile der alten deutschen Ratsstuben gehalten, wie man sie heute noch in den baltischen Hansestädten an der Ostsee findet. Man konnte sich hier in das sechzehnte Jahrhundert zurückversetzt glauben. Nur der Funkenschreiber, der auf einem Tischchen an der Wand stand und unablässig Depeschen aus aller Welt aufschrieb, verriet, daß die Zeit inzwischen ein halbes Jahrtausend weitergegangen war.

      Wellington Fox sprang auf und trat an den Apparat heran. Einen kurzen Moment haftete sein Blick auf den Schriftzügen des Papierstreifens. Dann wandte er sich an den Oberingenieur.

      »Höre mal, Georg, was die Wun-Fang-Ti-Agentur meldet …«

      Georg Isenbrandt machte eine abwehrende Handbewegung.

      »Laß, Fox! Sie lügen, wie nur Chinesen zu lügen verstehen. Dagegen kommen sogar die Korrespondenten der glorreichen amerikanischen Presse nicht auf.«

      Wellington Fox machte ein beleidigtes Gesicht.

      »Keine Anzüglichkeiten, Georg! Die Korrespondenten werden leider zu wenig unterstützt. Darüber werden wir noch zu reden haben. Die Agentur meldet: Peking, den 7. April. Die erleuchtete Güte wandelt auf dem Wege der Genesung. Der wachsende Mond wird Seiner Himmlischen Majestät die volle Kraft zurückbringen …«

      Georg Isenbrandt zuckte mit den Achseln.

      »Lügen haben kurze Beine. Mit allen ihren Lügen können sie das Leben des Kubelai-Khan um keine Minute verlängern. Wenn kein Wunder geschieht, stirbt der Kaiser in wenigen Tagen an der Kugel, die Wang Tschung auf ihn abfeuerte.«

      »Ja, zum Teufel, warum lügen die Kerle so gräßlich? Seit Wochen und Tagen ist’s immer dieselbe Leier mit den Bulletins aus Peking. ›Es geht der Verhüllten Weisheit um einen Grad besser, es geht dem Himmelsgeborenen um zwei Grade besser‹ …«

      Ein sarkastisches Lächeln ging über die Züge Isenbrandts.

      »Fox, du alter Fuchs, du müßtest den Braten doch riechen. Kubelai-Khan, der als Kaiser Schitsu den Thron des Gelben Riesenreiches bestieg, hat nur einen unmündigen Sohn. Die Kugel des Republikaners, die ihn niederwarf, bedroht den Weiterbestand der neuen mongolischen Dynastie. Die ganze Lebensarbeit des Kubelai-Khan ist umsonst gewesen, wenn es nicht gelingt, in Peking eine starke Regentschaft einzusetzen, bevor der Tod des Kaisers öffentlich bekannt wird. Darum glaube ich, Fox, wir werden Bulletins der bisherigen Tonart noch lange zu lesen bekommen.«

      Wellington Fox saß wieder am Tisch und stützte den Kopf in die Hand.

      »Ich glaube, du hast recht, Georg. Das neue Gelbe Reich wurde erst vor zwanzig Jahren von dem kriegerischen Mongolengeneral und seinen Unterfeldherren zusammengeschweißt. Was bedeuten zwanzig Jahre in der viertausendjährigen Geschichte dieses Riesenreiches?«

      »Nichts, Fox! Darum die Furcht, daß die junge Herrschaft wieder in Stücke geht. Nur die mongolische Kriegstüchtigkeit und die japanische Intelligenz halten das Riesenreich zusammen. Entsinken die Zügel der Regierung den Händen des Kubelai-Khan, ohne daß eine andere starke Faust sie ergreift, dann ist es um die Einigkeit des Gelben Reiches und um seine Stoßkraft nach außen geschehen.«

      »Einverstanden, Georg! Die Konferenz in Berlin hat ja auch ihre Kriegspläne davon abhängig gemacht. Kaum glaublich, daß der Name Schitsu-Kubelai-Khan auf ganz Europa wirkt wie ein Habichtsschrei auf den Taubenschwarm. Deine Vollmachten müßten dir in der Tasche brennen bei dem ewigen Gedanken: Wird er leben? Wird er sterben?«

      »Gut, daß ich die Gewißheit darüber habe. Die Vollmachten brennen nicht. Meine Pläne sind fertig.«

      Wellington Fox nahm einen tiefen Zug aus seinem Glase.

      »Weißt du auch, Georg, daß derselbe Mann, der in Berlin sprengte und deine Pläne stahl, heute den Überfall auf

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