A.I. APOCALYPSE. William Hertling
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»Ja. Aber nichts deutet darauf hin, dass er speziell militärische Systeme angreift. Es scheint eher zufällig zu geschehen.« Sally atmete tief durch. Etwas Großes war im Gange. Aber wenn es nicht auf Militärnetzwerken war, dann ging es sie eigentlich nichts an. »Ich möchte, dass Sie über Ihre Entdeckung eine Zusammenfassung schreiben und sie an mich senden. Ich werde es an USCERT und CERT/CC weiterleiten. Sally vermutete, dass das Computer Emergency Response Team (CERT) des DHS – Departement of Homeland Security – und das zivile Notfallteam an der Carnegie Mellon Universität den Virus wohl mittlerweile bemerkt haben mussten, aber es schadete nicht, die Informationen auszutauschen.
Zehn Minuten später ging die Nachricht raus. Sally forderte Private DeRoos auf, den Virus im Auge zu behalten. Sie ging, um noch einen Becher Kaffee zu holen und die Toilette aufzusuchen. Der Kaffee schien ihren Kopfschmerz zu lindern.
Eine Stunde später kam DeRoos wieder und teilte ihr mit, dass der Virus sich weiter ausbreitete. Die Angriffe auf die militärischen Firewalls waren gegenüber der letzten Stunde um 50 Prozent gestiegen. Sally war nervös, kalter Schweiß perlte von ihrer Stirn. Warum hatte sie noch nichts vom USCERT gehört? Sie rief direkt dort an und fragte nach dem diensthabenden Offizier. Der OIC – Officer in Charge – klang angespannt, sagte, dass er ihre Nachricht erhalten habe und dass sie den Virus bereits untersuchten, brach dann aber hastig ab. Sally fühlte sich trotzdem ein wenig besser, jetzt wo sie wusste, dass man an der Sache dran war.
Als dann plötzlich um 3:40 Uhr der erste Alarm ausgelöst wurde, sahen einige Mitglieder des Teams sie hilfesuchend an. »Das ist keine Übung, Leute. Gehen wir es an.«
Sie stand auf, ging zu ihrem Team hinüber und sah ihnen über die Schulter. Der zivile Virus hatte das Netzwerk auf der türkischen Air Force Basis infiltriert. Sallys Herzfrequenz erhöhte sich, aber sie bot ruhig ihren Rat und ihre Unterstützung an.
Es war kurz vor der Morgendämmerung, wo sich der menschliche Biorhythmus auf seinem Tiefpunkt befand. Aber ihr Team kam schnell in Gang, ließ den ganzen Ablauf mühelos erscheinen. Der erste Schritt war die Quarantäne: Die Isolation der Militärbasis, indem man alle Netzwerkknoten zwischen der Basis und dem restlichen Netzwerk trennte.
Als die Quarantäne erfolgreich abgeschlossen war, atmete Sally erleichtert auf. Ihr Team bereitete sich auf den nächsten Schritt vor: die Segmentierung. Man drang über verschlüsselte Verbindungen in das infizierte Netzwerk ein, suchte nach den infizierten Servern und nahm die befallenen Rechner vom Netz, um dann den Zugang zur Basis wiederherzustellen.
Doch bevor sie den zweiten Schritt angehen konnten, ertönte wieder der Alarm. Auf Sallys Bildschirm blinkte ein neuer Standort auf, die Truppenbasis auf Okinawa, Japan. Sie isolierten auch Okinawa vom restlichen Militärnetzwerk, und Sally befahl ihrem Team, sich aufzuteilen und sowohl das Netzwerk in der Türkei als auch auf Okinawa zu segmentieren.
Als um 4:12 Uhr der dritte Alarm ausgelöst wurde, übergab Sally ihrem Sergeant die Leitung des Teams.
Als sie das USCERT wegen eines Statusupdates anrufen wollte, stellte Sally überrascht fest, dass ihre Hände zitterten. Sie bekam aber keine Verbindung. Daraufhin versuchte sie es bei CERT/CC. Wieder keine Verbindung. Sie sah auf die alte, analoge Wanduhr. Für ein paar Sekunden betrachtete sie ihre Hände, aber in ihrem Kopf hatte sie die Entscheidung längst getroffen. Die Welt ging gerade zum Teufel. Sie nahm den massigen, schwarzen Hörer des militärischen Tischtelefons und drückte auf den Knopf für den Kommandanten. Es klingelte zwei Mal, dann krächzte jemand: »Hallo?«
»General, tut mir leid, Sie aufzuwecken, aber wir haben einen Notfall. Ich schlage daher vor, dass Sie sofort ins USCYBERCOM kommen.«
Nach einem kurzen Gespräch legte sie auf. Weil sie nicht darauf warten wollte, bis der General die Basis erreichte, entschied Sally, zusätzliches Personal anzufordern. Sie griff wieder zum Tischtelefon und rief den diensthabenden Offizier der Morgenschicht an, Lt. Chris Robson. »Chris, hier spricht Sally. Ich brauche zusätzliche Leute. Kannst du mir so schnell wie möglich 40 Jockeys schicken? Und ich hätte nichts dagegen, wenn du auch aushilfst.«
Der Hauptbildschirm vorne im Raum zeigte eine Weltkarte mit allen Militärbasen und den Hauptnetzwerkknoten. Mittlerweile blinkten ein Dutzend Basen in Rot – isolierte Netzwerke, die jetzt außerhalb des Zugriffs der Kommandokette waren. USCYBERCOM hatte maximal 30 Minuten, um ein Netzwerk zu säubern. Danach wurde die fehlende Kommunikation als militärische Bedrohung angesehen. Ungefähr jetzt würde also irgendwo im Pentagon eine große Tafel, die strategische Bedrohungen auflistete, aufleuchten. Und bald würden die Admirale bei USCYBERCOM anrufen. Sie hoffte nur, dass der General sich beeilte.
ELOPe summte in seinem abgedunkelten Rechenzentrum vor sich hin. Zwei Drittel seines neuronalen Netzwerkes waren während der nächtlichen Ruhephase heruntergefahren. Obwohl er mehr als 100.000 Prozessoren online hatte, fühlte ELOPe sich träge, und das würde so bleiben, bis er den Rest seiner Netzwerkknoten wieder in Betrieb nahm.
Ein Teil von ELOPe hatte ein Auge auf Mike. Er war jetzt sicher, schlief Zuhause. Sein Haus bei Alberta im nordöstlichen Portland lag in einer ruhigen Wohngegend. ELOPe überwachte dort Verkehrskameras und Webcams in der Nähe. Mike war so gut überwacht, wie ELOPe es nur einrichten konnte, ohne aufdringlich zu werden.
ELOPe produzierte einen neuen Gedankenprozess mit Augenmerk auf sein eigenes Verhalten. Er wusste, dass nach menschlichem Ermessen einige seiner Verhaltensmuster ans Neurotische grenzten. Er war beispielsweise obsessiv um Mikes Sicherheit besorgt. Trotzdem vermutete er, dass die Definition von obsessivem Verhalten bei KIs auf MPP-Basis – Massive Parallel Processing – nicht zutraf. Wenn man also 100.000 Prozessoren zur Verfügung hätte, warum sollte man dann nicht ein paar hundert auf die Sicherheit seines besten Freundes verwenden?
Jetzt produzierte ELOPe einen weiteren Gedankenprozess, um zu analysieren, warum er über obsessives Verhalten nachdachte. Legte das nahe, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war? Warum tat er es? Er sah nach den Statistiken für seine eigenen aktuellen Denkprozesse. Der Prozess zur Überwachung von Mike nutzte 150 Rechenknoten. Der immer noch laufende Prozess, der bewerten sollte, ob sein Verhalten obsessiv war, brauchte fast 1000 Rechenknoten. Der aktuelle Thread, der eine Metaanalyse seiner anderen Analysen durchführte, brachte es auf 5000 Rechenknoten. Er nutzte also 40 Mal mehr Rechenleistung, um sich Sorgen über sein eigenes Verhalten zu machen, bezogen auf den Rechenbedarf seines tatsächlichen Verhaltens. Was würde Eckhart Tolle darüber denken?
ELOPe beendete selbstbewusst alle Gedankenprozesse und stieß das maschinelle Äquivalent eines Seufzers aus. Er versuchte, über etwas anderes nachzudenken. Er sah sich wieder einmal die SETI-Daten an. Er dachte über Supernovas nach. Er führte noch einmal die Berechnung für den Heliumbedarf der Erde aus. Na ja, vielleicht sollte er doch noch einmal kurz nach Mike sehen.
Während er das tat, erinnerte er sich an ein Gespräch zwischen Mike und ihm, bei dem sie über Änderungen an seinem neuronalen Netzwerk und seinem Kernalgorithmus diskutiert hatten.
»Schau, ich dachte, du könntest um ein Vielfaches effizienter sein, wenn du die Art veränderst, mit der du die Priorität von Gedankenprozessen bewertest.«
ELOPe war von dem Vorschlag nicht angetan gewesen. »Mike, wie würdest du dich fühlen, wenn ich an dir experimentelle Gehirnchirurgie durchführen würde? Ich denke, ich könnte deine kognitiven Prozesse optimieren, indem ich einen 32-Kern-Graphenprozessor mit einer drei-auf-drei Nerveninduktionsplatte einsetze.«
Mike sah ihn entsetzt an. »Aber «…«
»Warum denkst du dann,