Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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auf Doro nieder, die bewegungslos dalag. Das hagere Gesichtchen geisterhaft bleich, den Mund wie im Schmerz verkrampft.

      Und dann war es die beherzte Ruth, die nicht so lange fassungslos auf das geisterhafte Mädchen starrte, wie der Gatte und die drei Sölgerthurns es taten, sondern handelte. Sie hielt dem wie tot erscheinenden Töchterlein einen mit belebender Essenz getränkten Wattebausch unter die Nase, und schon war das mit Erfolg gekrönt. Die schmale Brust begann zu arbeiten, die bläulichweißen Lider hoben sich schwer von den Augen, die umherirrten, als hätten sie bereits in eine andere Welt geschaut. Bis diese gehetzten Augen an Edzard hängen blieben.

      »Nein!« schrie sie da so gepeinigt auf, daß es allen sozusagen durch Mark und Bein ging. »Nein, ich will ihn nicht mehr sehen! Er ist ja so schlecht – so erbärmlich schlecht.«

      »Wer denn, mein Liebes?« fragte Ruth mit schwankender Stimme, dabei den kümmerlichen Körper des Stiefkindes, das ihr doch so fest ans Herz gewachsen war, erbarmend umfassend. »Wer hat dir denn etwas zuleide getan?«

      »Edzard – er brach mir die Treue – mit dieser Kokotten – der Freundin der Frau Schratz…«

      Wie auf Kommando gingen jetzt die Blicke der verstörten Menschen zu dem jungen Mann hin, der dastand – mit hängendem Kopf, mit hängenden Armen – wie das personifizierte Schuldbewußtsein.

      »Edzard… du…?« fragte die Mutter so jammervoll, da er wie ein ertappter Sünder zusammenfuhr und bis in die Lippen erblaßte. Nicht ein Wort bekam er über die verkrampften Lippen – und das bedeutete gewissermaßen sein Todesurteil. Es herrschte eine an Herz und Nerven zerrende Stille im Raum, bis Doro aufschrie, ganz dünn und hell:

      »Bring mich fort, Paps – bring mich fort. Er ist ja so schlecht – so abgrundtief schlecht – er hat mir das Herz gebrochen!«

      Da biß der gepeinigte Vater die Zähne zusammen, hob seine Tochter auf die Arme, hastete davon, die Gattin folgte – und dann klappte die Tür zu.

      »Edzard, um Gottes willen, was hat das zu bedeuten!« fuhr der Vater sich buchstäblich in die Haare. »Rede doch endlich, Junge! Steh doch nicht da wie ein Gebild aus Stein!«

      Vom Park her kam flotte Musik, fröhliches Lachen perlte dazwischen.

      »Lassen wir das«, sprach Edzard jetzt so hart, wie die Eltern es noch nie von ihm gehört. »Wir müssen uns jetzt um unsere Gäste kümmern. Später werde ich euch alles erklären.«

      Er ging – und die Mutter weinte heiß auf. Der Gatte, der sie umfaßte, merkte, wie sie an allen Gliedern bebte.

      »Liebste Frau, ich bitte dich, werde nicht auch noch ohnmächtig«, flehte er in heißer Herzensangst. »Komm, ich bring dich zu Bett –«

      »Das geht nicht, Bertram«, winkte sie ab, die Tränen dabei trocknend. »Man würde mich unten vermissen. Mach dir keine Sorge, ich halte schon durch.«

      Das tat sie denn auch in bewundernswerter Haltung. Keiner der Gäste wäre auf den Gedanken gekommen, daß die liebenswürdig lächelnde Gastgeberin so voller Angst und Sorge war. Der Gatte ließ sie nicht aus den Augen, weil er fürchtete, daß sie jeden Augenblick in sich zusammensinken könnte.

      Und Edzard? Nun, der war ganz der Sohn seiner beherrschten Eltern. Er tanzte, lachte und scherzte – und dabei war ihm so erbärmlich zumute.

      *

      Als Edzard nach dem Ende des ­Festes das Schloß betrat, tat er es schleichend wie ein Dieb. Nur jetzt nicht noch dem Vater Rede und Antwort stehen müssen, erst einmal mit sich selbst fertig werden.

      Allein, das sollte ihm nicht vergönnt sein. Denn die Wohnzimmertür öffnete sich, und der Senior stand auf der Schwelle.

      »Auf ein Wort, Edzard.«

      »Hat das nicht Zeit bis morgen?«

      »Nein, das hat keine Zeit«, kam es unwillig zurück. »Gekniffen wird hier nicht, mein Lieber.«

      Wenig später stand der Sohn dann dem Vater gegenüber, der ohne Umschweife begann:

      »Setzen wir uns. Und dann möchte ich auf meine Fragen klipp und klare Antworten haben. Erkläre mir, was Doro damit meinte, daß du ihr – die Treue – und das Herz – brachst. Denn schließlich wurde das Mädchen gerade erst siebzehn Jahre alt – und ist außerdem in ihrer ganzen Entwicklung zurückgeblieben. Du hast doch nicht etwa mit diesem Kind…«

      »Ich habe gar nichts!« brauste Edzard jetzt dazwischen. »Für wie geschmacklos hältst du mich eigentlich!«

      Danach war es erst einmal beklemmend still, dann fragte der Vater kurz:

      »Und was war das für eine – Dame –, die diese obskure Schratz uns so mir nichts, dir nichts ins Haus brachte? Kanntest du sie?«

      »Ja.«

      »Woher?«

      »Von meiner letzten Reise.«

      »Dann hast du…«

      »Ja, ich habe.«

      »Ja, sag mal, mein Sohn, schämst du dich denn gar nicht, mit so einer zwielichtigen Person – anzubändeln? Nun sehe ich endlich klar. Sie ist dir hierher gefolgt, um dich an dein Versprechen zu mahnen.«

      »Unsinn!« schnitt der Sohn dem Vater schroff das Wort ab. »Ich habe gar nichts versprochen, dafür bin ich viel zu vorsichtig der Weiblichkeit gegenüber. Es wäre auch alles halb so schlimm, wenn Doro uns nicht nachgeschlichen wäre und unser Gespräch belauscht hätte –«

      »Großer Gott, auch das noch!« stöhnte Bertram gepeinigt auf. »Junge, mit dieser Kokette hast du dir dein ferneres Leben zerstört. Sieh mich nicht so verständnislos an – es ist zum Wahnsinnigwerden!«

      Und dann brach es aus ihm heraus, alles das, was er mit seinem Freund Sander geplant und erhofft. Schonungslos eröffnete er dem Sohn, wie es um Rautenau stand – und ganz blaß hörte dieser zu.

      »Na, wenn das keine niederschmetternde Eröffnung ist!« lachte er dann auf, so hart, so rauh, so voll bitterster Verzweiflung, daß dem Vater das Herz brechen wollte vor Jammer. Doch ehe er noch etwas sagen konnte, war der Sohn schon hinausgestürmt…

      Und somit endete das herrliche, unbekümmerte Leben des Herrensöhnchens Edzard Sölgerthurn.

      *

      Es gab nun Wochen verzweifelter Angst und Not. Und nicht nur in der Villa, sondern auch im Schloß.

      Und wenn man so sagt, daß ein Mensch sich über Nacht verändern kann, dann traf das bei Edzard Sölgerthurn voll und ganz zu. Denn aus dem strahlenden »Götterknaben« war ein Mann geworden – ein Mann, der über Nacht das Lachen verlernt zu haben schien. Und hatte er sich früher nie um den landwirtschaftlichen Betrieb gekümmert, so tat er es jetzt mit Verbissenheit. Gönnte sich weder Rast noch Ruh, bis es selbst dem sehr tüchtigen Verwalter zuviel wurde.

      »Herr Graf, das ist ja nun wohl übertrieben«, sagte er an einem Tag, dabei besorgt in das Gesicht seines jungen Gebieters sehend, das sich in den vergangenen Wochen so sehr verändert hatte. Schmal war es geworden, hart und kantig. Die Augen, die einst so gestrahlt, blitzten jetzt wie kalte Kiesel, und wenn der harte Mund sich einmal zum

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