Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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der Gräfin, das vornehme Antlitz verhärmt und vergrämt. Der Senior, der noch vor drei Jahren so schneidig gewesen war, so lustig und vital, war jetzt gramgebeugt. Und der junge Graf? Aber auch nichts mehr war von dem sonnigen, strahlenden »Götterknaben« übriggeblieben. Der da so lässig gegen den Kamin gelehnt stand, war ein Mann mit hartem, herrischem Gesicht und kühlblickenden Augen.

      »Na schön –«, sprach Doro jetzt in die peinigende Stille hinein, als beantworte sie sich eine Frage. »So kann ich denn ja wieder gehen.«

      Als sie niemand zurückhielt, stand sie auf und wandte sich an den jungen Grafen.

      »Bring mich zur Stadt zurück, Edzard.«

      Ein frostiges Grüßen hüben und drüben, dann gingen die beiden jungen Menschen davon. Und obwohl sie im Auto nebeneinandersaßen, schien eine hohe, feste Mauer sie zu trennen. Jetzt schwieg nicht nur Edzard, sondern auch Doro, bis sie kurz sagte:

      »Fahr bitte rechts und stopp ab. Ich sehe nämlich unser Auto kommen.«

      Die beiden Wagen hielten, und das Mädchen wechselte rasch in den elterlichen über, ohne sich von dem Grafen verabschiedet zu haben.

      Und auch in diesem luxuriösen Gefährt saß man schweigend, weil man des Chauffeurs wegen doch nicht so sprechen konnte, wie einem ums Herz war. Doch im Wohnzimmer angekommen, machte der Hausherr seinem arg bedrängten Herzen Luft.

      »Ich möchte gern wissen, was du dir so eigentlich denkst!« fuhr er die Tochter an, die so uninteressiert dasaß, als spräche er gar nicht zu ihr. »Gehst einfach hin zu den Menschen, mit denen wir durch deine Hysterie auseinanderkamen und die dadurch in bittere Not gerieten.«

      »Eben –«, warf sie seelenruhig ein. »Und diese Not wird ein Ende haben, wenn ich Edzards Frau werde.«

      Aus dem Sessel, wo Ruth saß, kam ein kurzer Aufschrei, und der Gatte, der ruhelos im Zimmer umherwanderte, blieb nun ruckartig vor der Tochter stehen und starrte das bezaubernde Wesen an, als wäre es etwas Grausiges. Bis es sich endlich von seinen Lippen rang:

      »Ja, sag mal, mein Kind, hast du etwa den Verstand verloren?«

      »Mitnichten, der war nie klarer als jetzt. Ich will doch nur gutmachen – ist denn das so schwer zu begreifen?«

      »Ja, in drei Deubels Namen!« schrie der Mann jetzt aufgebracht. »Da gibt es nichts mehr gutzumachen, hast du mich verstanden? Woher überhaupt plötzlich dieser Edelmut? Es hat dich doch fast drei Jahre lang absolut nicht gerührt, wenn ich von den Sorgen und Nöten der gräflichen Familie sprach. Bilde dir nur nicht ein, daß du einen Mann wie Edzard Sölgerthurn beherrschen kannst. Früher vielleicht, aber jetzt nicht mehr. Der ist in den drei Jahren durch eine Kelter gepreßt worden, die ihn hart wie Stahl werden ließ. Bei dem beißt du mit deinen Launen auf lauter kleine Kieselsteinchen, das kannst du mir glauben.«

      »Mit meinen Launen schon«, klang da eine Stimme in seine quälenden Gedanken hinein. »Aber nicht mit meinem Vorschlag. Denn Edzard Sölgerthurn liebt sein Rautenau genauso wie seine Eltern. Also wird er bereit sein, dafür Opfer zu bringen.«

      »Ich glaube, sie hat recht«, meldete sich jetzt Ruth, die dem allen in banger Sorge gefolgt war. »Aber auch du wirst Opfer bringen müssen, mein Kind. Denn die ungeliebte Frau eines Mannes zu sein, ist entsetzlich schwer.«

      »Ma, jetzt werde bloß nicht elegisch«, wurde Doro nun doch nervös. »Ich habe es satt, mir immer wieder von euch vorhalten zu lassen, was alles ich mit meiner Überspanntheit an den Sölgerthurns verschuldet habe. Und gutmachen kann ich nur als Edzards Frau.«

      »Na schön, sollst du deinen Willen haben. Aber die Konsequenzen wirst du allein tragen müssen. Und dein Herz wirst du hüten müssen – das heißt, wenn du kaltschnäuziges Persönchen überhaupt eins hast. Denn Edzard Sölgerthurn ist ein Mann, dem keine Frau widerstehen wird. Aber dann komm uns nicht mit Klagen, wenn er dich abtun wird wie eine Frau – nun – wie eine, die sich ihm – anbietet. Ich warne dich, mein Kind, vor dieser Ehe. Denn sie ist genauso ein Hirngespinst bei dir wie das vor drei Jahren.«

      Nach diesen eindringlichen Worten war es zuerst einmal beklemmend still. Doro saß da, den Kopf in die Hand gestützt, über die die gleißende Lockenpracht fiel und so das Gesicht verdeckte.

      »Doro –«, mahnte nun auch die Mutter leise. »Doro, mein geliebtes Kind. Komm, sei lieb. Laß uns beraten, wie wir den Sölgerthurns in anderer Weise helfen könnten!«

      »Ach, laß mich doch endlich in Ruhe!« wurde das Mädchen jetzt heftig. »Habt ihr es denn noch nicht genug erfahren, wie stolz diese Menschen sind? Daß sie sich nicht ein Almosen zuwerfen lassen, wie die Bettler?«

      »Und was ist deine Heiratsbereitschaft denn schon anders?« höhnte der Vater, und da sah sie ihn an mit einem Blick, vor dem er den seinen niederschlug.

      »Das Geld wird meine Mitgift sein, mein lieber Paps. Und eine solche anzunehmen, bedeutet für keinen Mann Erniedrigung.«

      »Jos Schule!« fuhr der Mann sich jetzt verzweifelt in die Haare. »O ich Rindvieh, der ich dich ihr ein ganzes Jahr lang vertrauensvoll überließ.

      Also gut, es sei –«, wurde nun seine Stimme hart. »Doch damit du nicht hingehst und dem jungen Grafen einen Heiratsantrag machst, was ich dir ohne weiteres zutraue, werde ich es für dich tun. Dann bleibt wenigstens einigermaßen die Form gewahrt.«

      *

      Also machte Georg Sander sich auf den Weg, der ihm so sauer fiel, wie noch keiner in seinem Leben zuvor. Da es Sonntag war, fand er die Familie Sölgerthurn vereint im Wohngemach vor.

      Es war nach fast drei Jahren wieder das erste Mal, daß er uneingeladen erschien wie zu alten Zeiten, da die befreundeten Familien in ihren Häusern zwanglos aus und ein gingen. Daher befremdete das unerwartete Erscheinen des Mannes, was man sich natürlich nicht anmerken ließ, sondern unter der Maske konventioneller Höflichkeit verbarg.

      Und da saß nun der Industrielle, der eine große Anzahl Untergebener befehligte, der eine Macht besaß, vor der alle Türen aufsprangen – die Macht des Geldes. Und dem diese Macht eine herrische Sicherheit gab.

      Aber jetzt fühlte er sich alles andere denn sicher. Kämpfte gegen Hemmungen an und wurde dabei immer verlegener unter dem Blick der drei Augenpaare, die abwartend an ihm hingen.

      »Es will mir fast scheinen, Georg, als hättest du etwas auf dem Herzen, das nur schwer heruntergeht, stimmt’s?« sagte die Gräfin lächelnd.

      »Ja – natürlich – so ist es –«, atmete er hörbar auf. »Es ist verflixt schwer, was ich zu eröffnen habe – denn es geht um Doro und – Edzard…

      Die sollen nämlich ein Paar werden«, platzte er jetzt verzweifelt heraus. »Damit möchte die Dörth die Schuld abtragen, die sie gegen euch hat.«

      Es war den drei Menschen gewiß nicht zu verdenken, daß sie erst einmal wie erstarrt verharrten. Doch dann war es der junge Graf, der amüsiert auflachte.

      »Ganz Doro, die Menschen als Marionetten zu betrachten. Na was, das ist doch so einfach. Man zieht am Strippchen, und schon hampeln sie.«

      »Leider kann ich dir da nicht widersprechen«, entgegnete Sander bedrückt. »Wenn ich etwas in meinem Leben zu bereuen habe, dann, daß ich in diesem Nichtsnutz einen Abgott sah und ihn förmlich anbetete. Ferner habe ich zu bereuen, daß ich diese ohnehin schon verschrobene kleine

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