Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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reich, er war auch großmüthig.

      Der wird noch Richter von Trawies!

      Das Verhör mit dem Baumhackel wickelte sich nun rasch ab; der kleine Faun war wieder frei. –

      Beim Rocken-Paul saßen sie vergnüglich beisammen um den Tisch, knackten Haselnüsse auf und besprachen die Neuigkeiten aus dem Dorf.

      »Der Pfarrherr liegt noch immer im Pfarrhof und hat kein Licht und kein Gebet. Alle Tage kommen Herren aus Neubruck und Oberkloster und schauen den Todten an und begucken das Blut am Altar, und treiben allerhand wunderliche Sachen, und sperren hernach Pfarrhof und Kirche immer wieder fest zu, daß kein anderer Mensch hinein kann. Dies Jahr haben wir Trawieser keine Christmette.«

      »In allen Gräben und auf allen Bergen steigen die Landwächter herum – aber aufgekommen ist noch gar nichts.«

      »Der kleine Baumhackel soll schon wieder daheim sein. Vor dem muß man sich jetzt in Acht nehmen.«

      »Ist’s wohl wahr, daß sie gestern den Feuerwart haben forttreiben wollen?«

      »Ja, den, als Vormann der Gemeinde, wollen sie verantwortlich machen für das Unglück. Was kann denn der dafür?«

      »Jetzt ist der Brauch abgekommen. Sonst ist es allzeit Brauch gewesen zu Trawies, daß die Leute ihrem verstorbenen Pfarrherrn einen Ehrenmantel haben geflochten.«

      »Einen Ehrenmantel! Wovon denn? Vielleicht einen aus dem Barte der alten Weiber?«

      So redeten sie und auf einmal: »Uh, Dunar, wer ist denn heute draußen?«

      Man hörte das Abklopfen des Schnees von Schuhen und Kleidern; dann schritten sie auch schon in die Stube. Der Gerichtsbote und ein Landwächter. Zwei übrige Wächter blieben draußen vor der Schwelle stehen. Der Rocken-Paul sah etwas befremdet drein. Seit sein Haus stand, waren noch keine solchen Leute zur Thür hereingegangen.

      »Hier ist das Rocken-Paul-Haus?« fragte der Gerichtsbote.

      »Ja!?« antwortete der Bauer, und das Wörtchen endete in einen fragenden Ton.

      »Wir suchen einen Simon Hanefer.«

      Da stand der Knecht von seinem Platze auf und sagte: »Der Simon Hanefer bin ich. Was wollen die Männer von mir?«

      »Im Namen des Gerichtes: Du mußt mit uns gehen.«

      »Wer, ich?« lachte der Simon auf, »möchte doch wissen, wozu ich Euch gut wäre.«

      »Das wird sich weisen. Mache Dich fertig!«

      Der Knecht richtete sich höher auf – das war ein Mensch, prächtig und stark wie ein junger Tannenbaum – und sagte: »Ich lasse mich nicht forttreiben, wie ein Kalb von der Kuh. Ich will wissen warum, dann werde ich freiwillig gehen.«

      »Nu, nu,« versetzte der Bote, »ich hätte gemeint, Du würdest es noch früh genug erfahren, und dürfte Dir – wenn Du’s einmal weißt – die Zeit gar lang, vielleicht auch zu kurz werden. Ich habe nicht Befehl zu reden, sintemal Du es selber leicht viel besser weißt, als wir allmiteinander.«

      Der Rocken-Paul trat vor den Boten und bedeutete, daß er glaube, er habe hier auch ein Recht, er sei Herr im Hause und für seine Leute verantwortlich und er frage ernstlich, weshalb man ihm den Knecht fortführen wolle.

      »Wenn Einer von uns Beiden zu fragen hat, so werde ich es sein,« versetzte der Gerichtsbote, »und so wird mir der Bauer Wort geben, wo sein Knecht Simon Hanefer am Vierten in diesem Monate von sechs bis sieben Uhr Morgen gewesen ist.«

      »Ach je, das ist wieder die Mordgeschichte. Wenn Ihr Alle fassen wollt, die bei der Rorate gewesen sind, werdet Ihr lang zu thun haben und hat der Schelm Zeit genug, daß er holl geht. – Mein Simon ist am Barbaratag wohl freilich auch beim Gottesdienst gewesen.«

      »So wisset Ihr aber auch, Bauer, daß er in der Kirche nicht gesehen worden ist? daß der Rocken-Paul-Stuhl leer gewesen ist? Und hat Euer Knecht nicht das Wort fallen lassen, in der einen Hand den Rosenkranz, in der anderen den Schlagring, anders ginge er zu Trawies nicht in die Kirchen?«

      Der Bauer blickte auf seinen Knecht; der war etwas gar roth geworden im Gesicht, und diese Röthe wollte dem Paul nicht gefallen. »Sollt’ mich wundern Simon, wenn Du damals unredlich gewesen und nach dem Hafermus wieder ins Bett gekrochen wärest? Es ist mir nachher wohl aufgefallen, daß Du nichts von den Geschehnissen erzählt hast; hast nur verlautet, Du wärest ein wenig vor dem Auswerden fortgegangen, weil Du so zeitlich heimgekommen bist.«

      »Ist verdächtig,« meinte der Bote.

      »Narrheit!« rief der Bauer, »in seinem Nest wird er gehockt haben.«

      »Wie Du mir geheißen hast, Bauer,« sagte der Knecht, »so bin ich von Haus aus meines Weg’s gegangen.«

      »So wirst in der Kirchen gewesen sein.«

      Der Simon suchte sein rothes Sacktuch hervor, trocknete sich damit die heißgewordene Stirne und antwortete dann: »In der Kirchen – wirst mir nicht übel sein, Bauer, aber das Schneewetter – ich bin gar nicht nach Trawies gekommen.«

      »Geht mir weg!« rief der Bote ungeduldig, »das sind Ausflüchte. Das Gericht fragt nach Zeugenschaft! – Soldaten, legt ihm das Handeisen an!«

      Der Rocken-Paul, sein Weib, seine Mägde, die schrien jetzt zu gleicher Zeit auf.

      »Ihr werdet doch nicht kindisch sein und glauben!« beruhigte sie der Simon. »Ich gehe mit. Zeugenschaft zu stellen, das wäre mir ein Leichtes; muß sich aber erst weisen, ob ich sie stellen will. – Weg da! binden laß ich mich nicht!«

      Sie banden ihn nicht, aber sie führten ihn mit sich. Die Leute des Hauses jammerten ihm nach.

      Der Simon schlug seinen Hut tief in die Stirne und ging rascher, als es seinen vier Begleitern lieb war. Seine Gedanken waren rasch und entschieden, wie seine Schritte.

      - Es ist wahr: Wo der Mensch einen Schritt auf die Seiten thut, gleich hat ihn der Teufel im Spiel. Jetzt wäre es angestellt, daß ich alles verrathen sollt’ und ausschreien, und noch aufschreiben und siegeln lassen: Da auf diesem Fleck, in dieser Hütten bin ich gewesen zu derselben Stund’. – Und ihre Ehr’ ist weg, ihr guter Ruf ist hin – findet ihn nimmer, ihr Lebtag lang nimmer. Das Freien ist einem armen Knecht versagt. Die Leute zeigen mit Fingern nach ihr, wo sie mag gehen und stehen: Das ist Dieselbige, die – die dem Rocken-Paul-Knecht so gutes Zeugnis hat ablegen können! Ihr Vater selber, der vielgestrenge Kohlenbrenner, ist im Stande und jagt sie davon. Und jetzt sollte ich die – just die nämliche, so mir die Liebste ist worden auf der Welt, ins Unglück stürzen? Nein, das thue ich nicht!

      Das Letzte, fast rief er es laut in den Wald hin. Er war entschlossen, die Han nicht zu verrathen, und sollten sie ihm noch so heiß machen. Seine Unschuld an der blutigen That müsse sich auch anderswie weisen. Jeder Ast am Baume, jeder Zaunstock am Wege mußte zeugen gegen den falschen Schein und die Wahrheit zu Tage bringen. – So meinte der Bursche, verlangte aber von den Bäumen und von den Zaunstöcken, daß sie die eine Wahrheit laut verkünden und die andere still verschweigen sollten.

      - Und wenn sie mich wochenlang in den Pfarrhofskeller sperren, und wenn sie mir Daumenschrauben anlegen, die Han verrathe ich nicht.

      Das war der Schlußpunkt seiner

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