Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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Knecht und Wicht habt Ihr mich gemacht.«

      »Ich möchte Wissen, wie Du das meinst.«

      »Habe ich Euch gebeten, daß Ich mich im Rübenkeller gefangen halten solltet? Habe ich euch gebeten, daß Ihr mich in die Wildniß stoßen möchtet? Aber weil Ihr gefürchtet habt, ich könnte selbst zum Gericht gehen wollen und mich anzeigen und Euch verrathen, so habt Ihr mich eingesperrt wie einen Roßdieb und schafft mich jetzt bei Nachtzeit über die Grenze, als wie wenn ich in Trawies mein Lebtag nicht daheim gewesen wäre. Wißt Ihr’s denn so sicher, Ihr weisen Männer zu Trawies, daß mir mein elendes Leben da oben in den Einöden lieber ist, als der Büßertod? Dann wißt Ihr mehr von mir, als ich selber; ich weiß es nicht, ob ich dem Hochgerichte lange ausweichen werde.«

      »Und uns Alle zugrunde richten!« Rief der alte Mann in großer Erregung.

      »Ha, wie Ihr zittert um Eure Haut!« lachte der Wahnfred – wie hohl sein Lachen klang! »Was hilft es aber, wenn ich Euch mit mir reiße? Dann fallen leicht an die vierzig Köpfe in Trawies, und ich glaube, der Eine ist mit Einem vollauf bezahlt?«

      »O Gott, Wahnfred, bedenke, sie werden sich nicht begnügen, Dich mit einem Streiche zu tödten, sie werden Dich zu Tode foltern, bis sie Deinen letzten Tropfen Blut und Dein Sterbenswort haben!«

      »So komme, Feuerwort,« sagte der Schreiner, und suchte den Mann gegen den Ausgang zu zerren, »komme, und stürze mich in die Trach hinab. Dann bist aller Sorgen ledig.«

      »Du bist von Sinnen! Wahnfred! Im Namen Deines Weibes, im Namen Deines Knaben beschwöre ich Dich, fliehe und erhalte Dich!«

      »Mein Weib! Mein Kind!« So schrie der Schreiner auf, schlug die beiden Hände an seine Stirne und stöhnte laut, bis ihm die Thränen über die Wangen rannen.

      Das Feuer war in sich zusammengebrochen. Die Kohlen knisterten noch und wandten sich wie glühende Schlänglein. Der Gallo Weißbucher stand da und rang nach Worten, daß er den Unglücklichen tröste und versöhne. Zutiefst fühlte er es, wie er, wie Trawies diesem Manne in Schulden war. Zwei Verbrechen sammeln sich wucht- und wehevoll auf der Gemeinde Haupt – der Todte dort, der Untergehende hier ...

      Nach einer Weile war Wahnfred ruhig und gefaßt. »Gut, gut, ich will leben.« sagte er, »so schwere Schuld sühnt nicht der Tod, nur das Leben ... Geh’ heim Feuerwart, und Eines: vergessen laß mich sein. Sage es den Anderen: Ich verschreib’ Euch keine Schuld, aber vergessen laßt mich sein! – Weg von mir, Du fremder Mann, hinweg!«

      Mit den Händen abwehrend, sprang er aus der Höhle – und der Feuerwart hat ihn nicht mehr gesehen.

      Suchend ging der Gallo hin und her. Nichts vernahm er, als das brausen der Trach, und über der Waldschlucht her schimmerten im Mondlichte die Felsen des Trasank.

      Eine Bangnis auf der Seele, die er bisher nicht gekannt hatte, wanderte der betagte Mann die unwirthlichen Wege seinem Hause zu. Müde und gebrochen kam er heim sich sehnend nach dem Ruhebette. Das jedoch sollte ihm heute nicht gegönnt sein. Schon in der Ferne vernahm er von seinem Hofe her Lärm und Lichter in den Fenstern. Auch draußen im Dörfchen waren die Leute auf und es war eine ganz seltsame Unruhe im Thal. Pferdegewieher und Waffengeklirre erscholl, wie sonst noch nie zwischen diesen Wäldern. An der Wegen flimmerten Laternen hin und her.

      Das Haus des Feuerwart war besetzt von Landsknechten. Andere durchsuchten die Wohnung und das Gehöfte und verlangten von der Hausfrau und von dem Gesinde den Gallo Weißbucher. – Er ist nirgends zu finden, er ist geflohen, er ist mitschuldig.

      Zum Glücke kam er und fragte strenge, was man von ihm begehre?

      Die Gegenfrage war, wo er sich in der Nacht herumzutreiben hätte?

      Er antwortete, darüber sei er keine Rechenschaft schuldig, und wenn es aus sei, um als Vormann der Gemeinde in den Häusern von Trawies nach dem Mörder zu fahnden, so sollten sie ihm wohl eher dankbar sein, als auf so grobe Art zu begegnen. Die Waldgemeinde Trawies sein noch ein Ort, wo ergraute Männer respectirt zu werden pflegten.

      Darüber zu verhandeln sei jetzt keine Zeit. Der Gallo Weißbucher müsse mit nach dem Gestade. Dort habe sich der muthmaßliche Verbrecher mitsammt seinem eigenen Hause verbrannt.

      Ja, so hieß es allerseits, der Schreiner Wahnfred sei verkohlt bis auf die Knochen aus dem Schutte gezogen worden.

      Aber es waren so viele Herren aus Neubruck und Oberkloster und selbst von weiteren Orten und Städten da. Die Untersuchung ergab, daß die kleinen vertrockneten Knochen mit den zahnlosen Kiefern nicht die des großen, jugendlichen Mannes sein konnten.

      »Dieses Opfer umsonst!« Flüsterte der Bart vom Tärn dem Feuerwart zu.

      Nun wurde nach dem Schreiner begehrt und seiner Familie.

      »Wo sollen wir die Leute finden?« Sagte der Firnerhans. »Wenn mir die Hütte niederbrennt, ich besinne mich nicht lange heutzutag’, was in Trawies zu machen ist: ich schneide mir einen Hagebuchenen und wandere aus. Viel anders wird’s auch der Schreiner nicht gemacht haben. Suchet draußen auf der Landstraßen unter dem Bettelvolk, auf gut Glück vielleicht in einer Zimmer- oder Schreinerwerkstatt zu Neubruck – was weiß ich!«

      Da saß auf schwarzem Hengste ein finsterer, bärtiger Reitersmann. Der griff mit der linken Hand ans Schwert, die rechte ballte er zur Faust und knirschte gegen die Männer von Trawies: »Bei den Himmlischen und bei den Höllischen! Daß binnen vierundzwanzig Stunden der Mörder mein ist, das bürgen mir Eure Köpfe!«

      »Seit Menschengedenken hat es im Thale der Trach noch nicht so viele Raben gegeben, als in diesem Winter.«

      »Wie kann es anders sein, seit man zu Trawies die Todten nicht begräbt!«

      »Was wird das für ein Christfest werden? Trawies ist belagert wie ein Räubernest, das sich nicht überliefern will. Heute steht unter jedem Baum ein Scherge.«

      »Und morgen hängt auf jedem Baum ein Bauer!«

      So sprachen die Leute, die des Weges kamen. Darunter einige der ältesten Männer, die vorgerufen waren, »bei Vermeidung der Einbuße von Hab und Gut im Pfarrhofe zu erscheinen«.

      »Wenn ich vom Pfarrhof höre, steigt mir schon allemal der Graus auf,« brummte Uli der Köhler.

      »Das hätten wir ganz anders machen sollen,« meinte der Firnerhans, »aber sein Lebtag: die gescheiten Gedanken und die krummen Ross’ hinken hinten drein. Wir hätten es mit dem Pfarrhof machen sollen, wie draußen mit dem Schreinerhaus. Der Herr wäre dabei ums Leben gekommen. Ein Unglück. Wer kann dafür!«

      Ein paar Landsknechte mit ausgestreckten Messern traten dazwischen und bedeuteten den Männer, daß sie sich zu zerstreuen hätten.

      »Und ich weiß es,« sagte der Köhler, »daß wir in den Pfarrhof berufen sind zur Versammlung.«

      »Auf der Straße ist das Zusammenrotten nicht gestattet! Auseinander!«

      Der Firnerhans erhielt einen Stoß mit dem Gewehrkolben, da sprang er mit einem wilden Fluche auf die Häscher los; es entspann sich ein Gebalge zwischen den Bauern und den Soldaten und als sie auseinandergestoben, lag der Hans hingestreckt auf dem blutigen Schnee; er raffte sich erst allmählich wieder auf und schleppte sich in das Wirthshaus und befeuerte die Leute zum Kampfe gegen die Tyrannen. Die Übrigen wurden in den Pfarrhof getrieben, in die große Stube gethan und vielfach bewacht, bis die Herren erschienen.

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