Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther Kabel

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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch - Walther Kabel

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lernen! – Was haben Sie denn mit mir vor?“

      „Oh – ich möchte Ihnen nochmals beweisen, daß Sie mir doch nicht entgehen. Jedenfalls: zwischen uns herrscht jetzt Waffenstillstand! Schraut – nimm mir die Fesseln ab.“

       Inhaltsverzeichnis

      Harald langte in die Tasche und holte sein Zigarettenetui hervor, rauchte sich eine Mirakulum an und meinte:

      „Wie kamen Sie dazu, gerade diese Verkleidung zu wählen, Orstra?“

      „Nun, weil zwei Leute in derselben Ausmachung vorhin Ihr Haus umschlichen, Herr Harst.“

      „Ah – der Kollege Prießkorn und sein Gehilfe! – Ganz recht. Die hatten es auf einen armseligen Defraudanten abgesehen.“

      „So?! Und ich glaubte, es wären Leute, die Ihnen eins auswischen wollten –“

      „Nein. Es ist die Wahrheit: es handelte sich um zwei Berufsdetektive!“ –

      Es war ein Genuß, Haralds so ganz echt wirkenden Worten zu lauschen und sein Benehmen, seine Gesten, sein Mienenspiel zu beobachten. Seine Absicht war mir klar: er wollte Orstra um keinen Preis merken lassen, daß er dessen Verbindung mit Max Gumlowsky kannte.

      „So war der junge Mensch der Defraudant?“ fragte Orstra mit etwas lauerndem Blick. „Ich sah Sie nämlich gegen halb zehn mit ihm davongehen. So hatte ich Zeit, mich umzukostümieren. Ich wohne hier ganz in der Nähe.“

      Harald lächelte wieder.

      „Natürlich nicht als Ottmar Orstra?!“

      „Werde mich hüten! Mir stehen genug tadellose Ausweispapiere zur Verfügung – mit allen möglichen Namen. – Was wollte denn der junge Defraudant bei Ihnen, Herr Harst?“

      „Das ist mir noch unklar. Er – hatte hier heimlich Geld deponiert.“

      „So?! – Etwa die unterschlagene Summe?“

      „Ich möchte darüber nicht sprechen. Der Geschädigte will von einer Anzeige absehen. Für mich ist die Geschichte erledigt.“

      Orstra erhob sich. „Ich will nichts länger stören, Herr Harst. Wir sind uns also einig: Am 17. September um halb zwölf finde ich mich hier ein und erhalte fünf Millionen in Banknoten. Erst am 18. September morgens nach halb drei Uhr –“

      „Bitte – meinetwegen auch vier Uhr –“

      „Gut – also dann erst dürfen Sie meine Verfolgung aufnehmen!“

      „Stimmt – wir sind einig. Auf Wiedersehen, Orstra. – Schraut, begleite den Herrn hinaus.“ –

      Als ich vor der Haustür Orstras Verbeugung etwas knapp erwiderte, sagte er schnell:

      „Glauben Sie mir, Herr Schraut, der Tod war Ihnen trotz der Drahtspiralen heute recht nahe! Sorgen Sie dafür, daß das Geld zur rechnen Zeit da ist –“

      Dann eilte er davon. Ich kehrte ins Zimmer zurück und fand Harald beim Studium des Stammbaums der Familie Lehmann.

      Ich stützte mich mit beiden Händen auf den Tisch und fragte:

      „Weshalb ließest Du Dich auf diesen Handel ein?! Wir hätten Orstra doch ganz bequem überwältigen können. Der Trick mit den Drahtschlingen wäre geglückt. Ich ahnte ja, daß etwas erfolgen würde; ich saß sprungbereit da –“

      „Lieber Alter, sollte ich uns die Aussicht auf den feinsten Streich, den wir je Verbrechern gespielt haben, verderben?! – Nein – das wäre schade gewesen!“

      Ich setzte mich.

      „Würdest Du mir nicht erklären, was Du vorhast?“ bat ich gespannt.

      „Ich will die fünf Millionen stehlen – tatsächlich!“

      Da wurde ich ungemütlich.

      „Laß doch den Unsinn! Wenn Du auch Orstra damit irgendwie bluffen wolltest, – bei mir –“

      „– bei Dir will ich’s genau so wenig! – Nun brühe uns bitte eine Tasse Kaffee auf –“

      Ich holte die Kaffeemaschine. Der Spiritus flammte auf. Und wieder konnte ich mich nicht beherrschen und fragte:

      „Gumlowsky und Orstra sind alte Bekannte und –“

      Harald unterbrach mich: „Ja – und nicht Gumlowsky, sondern Orstra war bei uns im Garten und im Hühnerstall und hat das Geld hinter den Maissack gelegt. – Nun störe mich nicht. Der Stammbaum ist recht interessant. Aus den Namen der verstorbenen Mitglieder der Familie habe ich mir schon vier herausgesucht –“

      „Weshalb?“

      „Nun – Gumlowsky hat die Familienpapiere doch nur gestohlen, um echte Ausweise in die Finger zu bekommen. Vielleicht hat er von diesen Legitimationspapieren einige seinem Freunde Orstra heute überlassen, der mit ihrer Hilfe sich als biederer Bürger namens Albert Lehmann oder Fritz Schütze oder Heinrich Gohlke – letztere beide sind Schwiegersöhne eines Onkels von Karl-Ernst Lehmann gewesen – ausgeben kann. Wenn Orstra sich jetzt zum Beispiel irgendwo in Berlin als Fritz Schütze aus Küstrin ein Zimmer mietet und dort sehr solide lebt, wird niemand ihn belästigen. Höchstens werden wir es tun – nach dem 17. September.“

      „Aha – mir geht ein Licht auf! Du hoffst Orstra auf diese Weise schnell zu finden und ihm die Millionen wieder abzunehmen.“

      „Ja – denn er wird nach dem 17. nicht sofort fliehen, sondern als solider Herr weiter wohnen bleiben, wo er wohnt, und niemand würde ihn dann beargwöhnen.“

      „Hm – und die sechs leeren Briefbogen?“

      „Oh – die spielen nach wie vor die Hauptrolle!“

      „Auch bei dem Streich, durch den Du Orstra am 17. hineinlegen willst?“

      „Ja, auch dabei.“

      „Das ist mir unklar!“

      „Weil Du keinen – Farbensinn hast.“

      Ich begann zu grübeln. – Farbensinn?! Was sollte das nun wieder?! –

      Harald war an seinen Schreibtisch gegangen und untersuchte das Stück Fleisch.

      „Es ist wirklich vergiftet,“ erklärte er. „Armer Ajax, hoffentlich hat die Einspritzung Dir geholfen! Ich will doch mal auf den Hof gehen und nachschauen.“

      Er kehrte sehr bald zurück.

      „Ajax wird am Leben bleiben, mein Alter. – So, nun eine Tasse Kaffee. Dann werde ich einen Brief nach Swinemünde schreiben. Dort muß es einen Magistratssekretär Albert Lehmann gegeben haben, der am 19. Juli des Vorjahres verstorben ist und zwar als Junggeselle, der 62 Mark Miete gezahlt hat

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