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und sich für die nächsten Wochen in Albert Lehmann umgetauft haben. Mein Brief bezweckt folgendes: ich will vom Magistrat Swinemünde schwarz auf weiß bestätigt haben, daß Albert Lehmann tot ist! – Wenn Orstra dann hier als Herr Magistratssekretär auftritt, werde ich ihm sofort im geeigneten Moment beweisen, daß er dieser Herr nicht sein kann und daß ich – Halt – das darf ich ja nicht. Der Brief muß unterbleiben, denn dieses Schreiben verstieße gegen den Inhalt meines ehrenwörtlichen Versprechens!“ –

      Am Vormittag erschien dann ein Herr aus Frankfurt am Main bei uns, ein bekannter Großindustrieller. Ihm waren die Zeichnungen für einen neuen Motor gestohlen worden. Abends fuhren wir nach Frankfurt. Am 14. hatte Harst den Dieb der Zeichnungen in Zürich ermittelt und die Skizzen ihm abgenommen. Am 15. abends waren wir wieder in Berlin. Als wir gegen elf Uhr auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin eingetroffen waren, als wir mit unseren beiden Koffern ein Auto bestiegen hatten und er dem Chauffeur als Ziel „Wannsee, Pension Seeblick“ nannte, da merkte ich, daß es jetzt Herrn Gumlowsky an den Kragen gehen sollte! Denn – in Wannsee lag Gumlowskys Jacht.

      Das Pensionat war nur noch schwach besetzt. Wir nahmen zwei Parterrezimmer. Unterwegs im Auto hatten wir uns bereits ein wenig verwandelt. Der Chauffeur hielt uns sicher für Kriminalbeamte. Wir gaben andere Namen an, aßen in unserem Wohnsalon und ruderten am 16. nachmittags mit einem dem Pensionat gehörigen Boot auf dem Großen Wannsee umher, bis wir Gumlowskys Jacht „Möwe“ gefunden hatten.

      Gegen halb fünf begab sich Herr Gumlowsky nebst Gattin an Bord der Jacht und machte sie klar zur Fahrt. Wir vertauschten das Ruderboot schnell gegen eine Segeljolle und hielten uns stets hinter der Möwe, die jetzt durch den Kanal in den Kleinen Wannsee einbog und dann an einem Bootssteg am Nordufer bei den letzten Häusern des Villenortes anlegte.

      Harald hatte sein Fernglas mit. Nachdem er das Ehepaar in einem Häuschen dicht am Ufer hatte verschwinden sehen, kehrten wir um.

      „Es geht alles ganz programmäßig,“ meinte Harst gutgelaunt. –

      Gegen neun Uhr abends – es war sehr dunkel und windig – lagen wir beide in einem Gebüsch in der Nähe desselben Häuschens, das seiner Zeit wohl als größere Sommerlaube errichtet und nachher durch zwei Anbauten und Verdoppelung der Wände in eine Dauerwohnung umgestaltet worden war. Es hatte ein Pappdach, zwei Schornsteine und überall Laden vor den kleinen Fenstern. Das dazu gehörige Gartengrundstück war nur klein und der Garten völlig verwildert. Es war so eine Restparzelle mit Seefront, mit der nichts Rechtes anzufangen war, da sie nur einen schmalen Zugang zwischen Zäunen hindurch von der nächsten Straße hatte.

      Es mußte notwendig auffallen, daß der Zaun des Grundstücks recht neu und durch starke Stacheldrähte oben verlängert war. Das Überklettern dieses Zaunes hatte uns denn auch einige Zeit aufgehalten.

      Nach der Wasserseite, der Hauptfront, durften wir uns nicht wagen, weil dort, wie Haralds Fernglas schon nachmittags festgestellt hatte, ein winziger Stall sich befand, vor dem ein großer Hund angekettet war.

      Harst kroch jetzt allein weiter, kehrte dann sehr bald zurück und flüsterte: „Wir können verschwinden. Alles nach Wunsch erledigt.“

      Abermals der Zaun mit den ekligen Stacheldrähten: aber wir kamen auch jetzt ohne Löcher in den Anzügen hinüber. Dann schritten wir die Straße entlang, und Harald sagte mit seltsamer Betonung: „Morgen abend werden wir die Millionen stehlen, mein Alter! Gumlowsky glaubt, wir wären noch in der Schweiz. Die Zeitungen brachten ja die Meldung, daß ich hinter den Frankfurter Dieben her bin. Jetzt wollen wir den Gemeindevorsteher ein wenig ausfragen.“

      Der Herr Gemeindevorsteher sah sich Harsts Legitimation sehr genau an. Dann wurde er die Liebenswürdigkeit selbst.

      „Fragen Sie, Herr Harst. Auf meine unbedingte Verschwiegenheit können Sie rechnen.“

      „Wem gehört das kleine, verwilderte Seegrundstück am Nordufer des Kleinen Wannsees am Westende des Ortes? Ich meine das mit dem schmalen Zugang und dem Holzhause –“

      „Weiß schon, Herr Harst. Einer alten Dame gehört’s, einer Schriftstellerin, die dort ganz für sich einsam haust. Man sieht und hört kaum etwas von ihr. Sie erwarb das Grundstück im vorigen Herbst. Klara Sanden heißt sie. Ein harmloses altes Fräulein, nur etwas menschenscheu.“

      „Danke. – Nicht wahr, Sie sprechen zu niemand darüber, daß ich mich nach der Dame erkundigt habe.“

      Dann verabschiedeten wir uns.

       Inhaltsverzeichnis

      Morgens – also am 17. morgens – bezahlten wir unsere Rechnung im Seeblick, fuhren im Auto nach Berlin zum Anhalter Bahnhof, warteten die Ankunft eines Fernzuges im Wartesaal ab und spielten dann die soeben erst eingetroffenen Reisenden, nahmen wieder ein Auto und waren um elf Uhr vormittags in der Blücherstraße in Schmargendorf, wo Harald dann – Herrn Gumlowsky anrief.

      „Hier Harst – Harald Harst. Ich bin soeben aus der Schweiz zurückgekehrt, Herr Gumlowsky. Ich wollte nur fragen, was aus der Sache Karl-Ernst Lehmann geworden ist. – So – Sie haben schon einen neuen Buchhalter. Na – es war sehr anständig von Ihnen, daß Sie den Lehmann nicht anzeigten. Denken Sie, der junge Mensch hat schon wieder was berissen. Ich fand hier einen Brief vor, der –. Doch, das möchte ich Ihnen mündlich mitteilen. Könnten Sie heute gegen neun Uhr abends zu mir kommen? – Ich würde Sie gern selbst besuchen, habe mir aber vorhin im Garten den Fuß etwas verstaucht. – Also bitten um neun. Nur für eine Viertelstunde. Länger werde ich Sie nicht aufhalten. – Danke vielmals. Auf Wiedersehen –“

      „So,“ lächelte Harald dann, „Herr Max Gumlowsky wird heute also nicht in Wannsee sein. Wenn er um neun herkommt, wird die brave Mathilde ihm einen Brief von mir aushändigen, in dem ich mich wortreich entschuldigen werde: ich sei leider telephonisch abgerufen worden; er möge doch morgen früh wiederkommen.“ –

      Um halb acht – wir hatten das Harstsche Haus unter den größten Vorsichtsmaßregeln verlassen – bestiegen wir den nach der Halenseer Brücke bestellten geschlossenen Kraftwagen. Um ein viertel neun stiegen wir dicht an dem schmalen Wege zum Grundstück der harmlosen Schriftstellerin Klara Sanden aus und kletterten dann über den scheußlichen Zaun.

      Harald schlich zunächst allein mit dem Wurstpaket weiter. Zwei kleine Leberwürste waren darin.

      So blieb ich denn eine Weile mir selbst überlassen. Ich wußte noch immer nicht, weshalb Harald jetzt hier „einbrechen“ wollte. An einen Diebstahl glaubte ich nicht. Das war natürlich ein Scherz. Wie sollte Gumlowsky auch wohl Millionen zur Verfügung haben?! Weshalb sollte er das Geld, falls er es besaß, hier verwahrt halten?! – Und dann – heute war doch der 17.! Heute um halb zwölf nachts würde Orstra bei uns erscheinen! Da sollte Harald fünf Millionen zur Verfügung haben! Gewiß – Er hatte heute nachmittag gegen zwei Uhr seine Mutter mit irgend einem Auftrag, den er mir verschwieg, weggeschickt. Ob Frau Harst etwa auf der Bank gewesen war und Geld geholt hatte?! – Kurz – für mich war die Sachlage völlig ungeklärt. –

      Harst tauchte auf. „Der Köter hat die Wurst gierig verschlungen,“ sagte er. „Ich warf sie ihm stückweise zu. Nun wird er in zehn Minuten ganz fest schlafen – mindestens bis morgen früh!“

      Nach zehn Minuten zogen wir an der Glocke der Hintertür. Wir hörten sie im Flur bimmeln. Niemand kam. Dann arbeitete der Patentdietrich. Das Schloß war gut, aber doch nur ein Schloß. Wir traten ein. Ich mußte im Flur Wache stehen.

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