Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther Kabel

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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch - Walther Kabel

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Mal!

      Ich lachte und meinte: „Sie haben hinten noch die Auszeichnung dran. Das wissen Sie wohl gar nicht!“

      Und – da schrak sie zusammen! Ja, Herr Harst, – sie zuckte so stark zusammen, daß ich mir weiter dachte: Hier stimmt was nicht!

      Ich mußte ihr dann den Zettel abnehmen. Sie spielte jetzt die Übermütige und machte Scherze. Dann trennten wir uns.

      Das Weib will mir nun nicht aus dem Sinn. Ich habe den Rucksack aus dem Gebüsch mit nach Hause genommen und mir den Anzug angesehen. Es war nichts den Taschen, nur ein Rasierzeug; so ein Rasierapparat. Und – die Klinge, Herr Harst, war noch voll Seifenschaum mit dunklen Bartstoppeln drin. – Komisch, nicht wahr?! – Der Seifenschaum war auch noch gar nicht recht trocken. Es muß sich also mit dem Apparat jemand kurz vorher rasiert haben.

      So, und nun bin ich fertig. Es gibt also dreierlei, was Sie interessieren könnte: der Schloßgeist, die Konservenbüchse und die Geschichte mit der Radlerin. Mich selbst beunruhigt nur der Schloßgeist. Meine Köchen, das Stubenmädchen und der Diener haben gekündigt und wollen am 1. Oktober ziehen. Des Schloßgespenstes wegen. Es wird schwer werden, für die drei Ersatz zu finden. Wenn Sie also gerade Zeit haben, kommen Sie doch bitte her und prüfen Sie mal, ob etwa das Schloßgespenst zu irgend welchem Unfug benutzt wird.

      Mein Chauffeur ist seit sechs Jahren bei mir und unbedingt zuverlässig. Nur er weiß, daß ich an Sie geschrieben habe. Falls Sie hier unerkannt auftreten wollen, spielen Sie doch die Rolle von Tapezierern. Ich wollte zwei Zimmer schon lange neu tapezieren lassen, und Plitt, mein Chauffeur, sollte sich angeblich heute in Berlin um einen Tapezierer bemühen und Tapeten mitbringen. Tapeten kauft er auf jeden Fall.

      So, nun Schluß! Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Bitte erfüllen würden.

      Ergebenst

      Heinrich Domke.“

       Inhaltsverzeichnis

      Harald schaute mich an.

      „Was meinst Du, mein Alter?“

      „Wir fahren natürlich!“

      „Gut – dann werde ich dem Chauffeur Plitt Bescheid sagen. Suche Du zwei alte Papierscheren und sonstiges zusammen, was ein Tapezierer braucht. Ich werde die nötigen Kostüme auswählen.“ –

      Um neun Uhr fuhren wir ab. Uns gegenüber auf dem Rücksitz lag das große Paket Tapeten. Es war ein offener, älterer Wagen. Aber Plitt schonte den Motor nicht.

      Gegen elf langten wir auf Schloß Domkenhof an.

      Domke, ein korpulenter, sehr großer Mann mit bartlosem, schwammigem Gesicht, brachte uns daher persönlich in den ersten Stock in ein Fremdenzimmer mit zwei Betten, das dicht an der Haupttreppe lag. Das Personal war bereits schlafen gegangen. Es war im linken Flügel im Erdgeschoß in der Nähe der Küche untergebracht.

      Das Schloß hatte elektrische Beleuchtung. Als wir mit unseren Bündeln in dem Fremdenzimmer standen und Domke die Tür zugedrückt hatte, wollte er offenbar eine Unterhaltung zur Ergänzung des Inhaltes seines Briefes beginnen. Harald legte jedoch rasch den Finger auf den Mund und sagte dann in schönstem „Berlinsch“:

      „Wenn wir nu noch wat zur Stillung der Magenleere kriejen kennten, Herr Domke, denn wär’s nich jrade unanjenehm –“

      Und ganz leise fügte er hinzu: „Schicken Sie uns durch Plitt auch den Schlüssel zum Turm und einen Grundriß des Schlosses. Morgen früh können wir alles besprechen.“

      Domke merkte, daß Harst mit der Möglichkeit, hier belauscht zu werden, rechnete und benahm sich sehr geschickt, sagte uns gute Nacht und verschwand, tat also weiter so, als ob wir echte Handwerker wären.

      Plitt brachte Brot, Butter, Schinken und zwei Flaschen Bier, auch vier Schlüssel und einen zusammengefalteten Bogen Papier. Dann waren wir allein, aßen, tranken, sprachen wenig und nur harmlose Dinge – stets im Berliner Dialekt. Gegen 12 Uhr gingen wir zu Bett – scheinbar. Als wir uns halb ausgezogen hatten, schaltete Harald das Licht aus. Wir legten uns also halb angekleidet nieder, warteten, bis die Turmuhr eins schlug, erhoben uns, schlüpften in unsere Kittel und steckten unser übliches Handwerkszeug – alles im Dunkeln – zu uns.

      Harald öffnete die Tür. Im breiten, läuferbelegten Hauptflur regte sich nichts. Wir horchten wohl fünf Minuten lang, bevor wir die Tür wieder schlossen und auf Strümpfen bis zur Haupttreppe huschten.

      Harst hatte sich nach dem Grundriß beim Essen über die Lage der Räume orientiert. Wir stiegen daher die Treppe hinan in den zweiten Stock – Stufe für Stufe. Wir wollten auf die Turmplattform.

      Harald war mir stets zwei Stufen voran, versuchte immer erst, ob die Stufen knarrten. So waren wir fast bis ins zweite Stockwerk gelangt, als durch den Schacht des großen Treppenhauses ein Geräusch zu uns empordrang.

      Es klang, als ob eine Kette über weichen Boden geschleift wird.

      Harst hatte sich sofort umgedreht, beugte sich zu mir und flüsterte:

      „Das Schloßgespenst – sogar ein Geist mit Ketten!“

      Auch ich mußte lächeln. Wir hatten es schon mit ganz anderen „Geistern“ zu tun gehabt! Da konnte uns der Domkenhofer Hausgeist nicht schrecken.

      Harald, durch das einfallende Mondlicht nur an den Beinen beleuchtet, schaute jetzt über das reichgeschnitzte Geländer nach unten in die Vorhalle hinab, wo noch dieselbe elektrische Ampel wie bei unserer Ankunft brannte. Wir – denn auch ich bog mich nun vor – erkannten die alten Schränke, den großen Eichentisch und die drei Lehnsessel. Auf dem Tisch lagen noch die Tapeten.

      Abermals das leise Klirren und Rasseln.

      Dann huschte ein Schatten flink durch die Vorhalle und verschwand unter dem Tische: Domkes Hühnerhund war’s!

      Dann – und mir ging’s durch Mark und Bein – heulte der Hund kläglich auf. Das langgezogene Jaulen erstarb in einem ängstlichen Winseln.

      „Oho!“ hörte ich Harald. „Die Sache wird ernst!“

      Und wieder das Rasseln und Klirren, nur weit schwächer – so, als ob der „Geist“ den einen Seitenflügel betreten hätte.

      Dann nichts mehr. Kein Laut, – nur der Wind, der die Parkbäume rauschen ließ.

      Eine Viertelstunde verging so. Die Turmuhr schlug halb zwei. Hier im Treppenhause dröhnten die Schläge unangenehm laut.

      „Warten wir noch,“ meinte Harald. –

      Ja – es hatte sich zu warten verlohnt.

      Denn plötzlich jetzt das Rasseln und Klirren dicht unter uns – im Flur des ersten Stockwerks.

      Noch weiter beugten wir uns über das Geländer.

      Das Geräusch war so deutlich, daß wir den, der es erzeugte, unbedingt hätten sehen müssen.

      Ja

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