Nathan der Weise. Gotthold Ephraim Lessing

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Nathan der Weise - Gotthold Ephraim Lessing

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dem zu finden, den man hochzuschätzen

      Sich so gezwungen fühlt; so weggestoßen,

      Und doch so angezogen werden; – Traun,

      Da müssen Herz und Kopf sich lange zanken,

      Ob Menschenhaß, ob Schwermut siegen soll.

      Oft siegt auch keines; und die Phantasie,

      Die in den Streit sich mengt, macht Schwärmer,

      Bei welchen bald der Kopf das Herz, und bald

      Das Herz den Kopf muß spielen. – Schlimmer Tausch! –

      Das letztere, verkenn ich Recha nicht,

      Ist Rechas Fall: sie schwärmt.

      Daja.    Allein so fromm,

      So liebenswürdig!

      Nathan.    Ist doch auch geschwärmt!

      Daja.

      Vornehmlich eine – Grille, wenn Ihr wollt,

      Ist ihr sehr wert. Es sei ihr Tempelherr

      Kein irdischer und keines irdischen;

      Der Engel einer, deren Schutze sich

      Ihr kleines Herz, von Kindheit auf, so gern

      Vertrauet glaubte, sei aus seiner Wolke,

      In die er sonst verhüllt, auch noch im Feuer,

      Um sie geschwebt, mit eins als Tempelherr

      Hervorgetreten. – Lächelt nicht! – Wer weiß?

      Laßt lächelnd wenigstens ihr einen Wahn,

      In dem sich Jud' und Christ und Muselmann

      Vereinigen; – so einen süßen Wahn!

      Nathan.

      Auch mir so süß! – Geh, wackre Daja, geh;

      Sieh, was sie macht; ob ich sie sprechen kann. –

      Sodann such ich den wilden, launigen

      Schutzengel auf. Und wenn ihm noch beliebt,

      Hienieden unter uns zu wallen; noch

      Beliebt, so ungesittet Ritterschaft

      Zu treiben: find ich ihn gewiß; und bring Ihn her.

      Daja.

      Ihr unternehmet viel.

      Nathan.    Macht dann

      Der süße Wahn der süßern Wahrheit Platz: –

      Denn, Daja, glaube mir; dem Menschen ist

      Ein Mensch noch immer lieber, als ein Engel –

      So wirst du doch auf mich, auf mich nicht zürnen,

      Die Engelschwärmerin geheilt zu sehn?

      Daja.

      Ihr seid so gut, und seid zugleich so schlimm!

      Ich geh! – Doch hört! doch seht! – Da kommt sie selbst.

      Zweiter Auftritt

      Recha und die Vorigen.

      Recha.

      So seid Ihr es doch ganz und gar, mein Vater?

      Ich glaubt', Ihr hättet Eure Stimme nur

      Vorausgeschickt. Wo bleibt Ihr? Was für Berge,

      Für Wüsten, was für Ströme trennen uns

      Denn noch? Ihr atmet Wand an Wand mit ihr,

      Und eilt nicht, Eure Recha zu umarmen?

      Die arme Recha, die indes verbrannte!

      Fast, fast verbrannte! Fast nur. Schaudert nicht!

      Es ist ein garstiger Tod, verbrennen. Oh!

      Nathan.

      Mein Kind! mein liebes Kind!

      Recha.    Ihr mußtet über

      Den Euphrat, Tigris, Jordan; über – wer

      Weiß was für Wasser all? – Wie oft hab ich

      Um Euch gezittert, eh' das Feuer mir

      So nahe kam! Denn seit das Feuer mir

      So nahe kam: dünkt mich im Wasser sterben

      Erquickung, Labsal, Rettung, – Doch Ihr seid

      Ja nicht ertrunken: ich, ich bin ja nicht

      Verbrannt. Wie wollen wir uns freun, und Gott,

      Gott loben! Er, er trug Euch und den Nachen

      Auf Flügeln seiner unsichtbaren Engel

      Die ungetreuen Ström' hinüber. Er,

      Er winkte meinem Engel, daß er sichtbar

      Auf seinem weißen Fittiche, mich durch

      Das Feuer trüge –

      Nathan.    (Weißem Fittiche!

      Ja, ja! der weiße vorgespreizte Mantel

      Des Tempelherrn.)

      Recha.    Er sichtbar, sichtbar mich

      Durchs Feuer trüg', von seinem Fittiche

      Verweht. – Ich also, ich hab einen Engel

      Von Angesicht zu Angesicht gesehn;

      Und meinen Engel.

      Nathan.    Recha wär' es wert;

      Und würd' an ihm nichts Schönres sehn, als er

      An ihr.

      Recha (lächelnd).

         Wem schmeichelt Ihr, mein Vater? wem?

      Dem Engel, oder Euch?

      Nathan.    Doch hätt' auch nur

      Ein Mensch

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