Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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noch sehr junge Krieger schämt sich, seinen Namen zu nennen?« höhnte der Seneca. »Gewiß wurde er noch nie im Rat der Alten genannt; nur die jungen Squaws werden ihn kennen.«

      Ein finsteres Lächeln erschien auf dem Gesicht des jungen Häuptlings. Er hatte nicht alles, aber doch das Wesentliche verstanden. Jetzt antwortete er im Dialekt der Cayuga: »Die Seneca heulen vor Angst und verkriechen sich in den Wäldern, wenn sie meinen Namen hören. Ich bin Ni-kun-tha, der Miami, der Sohn Tana-ca-ris-sons.«

      Jähe Überraschungsrufe wurden laut; gleich darauf setzte wildes Geheul ein; wilder Haß sprühte in den Augen der Indianer.

      Nur der alte Häuptling ließ sich die innere Erregung nicht anmerken. »Oh«, sagte er nach einer kleinen Weile, »Ni-kun-tha, der Miami bist du, der aus dem Hinterhalt den großen Mona-ka-wache tötete.«

      »Er fiel von meiner Kugel; sechs Skalpe seiner Krieger sind in meiner Hand«, versetzte Ni-kun-tha hochmütig. Der Alte hatte Mühe, die Wut seiner Krieger zu zügeln, die Anstalten machten, auf den Miami einzudringen.

      »Gut«, sagte der alte Häuptling schließlich, »der Miami hat Mut. Er wird Gelegenheit haben, es zu beweisen.«

      Ein Wink seiner Hand, und beiden Gefangenen wurden die Arme mit dünnen Riemen auf dem Rücken zusammengeschnürt. Der Krieger, den Ni-kun-tha verfolgt hatte, trat an den Alten heran und flüsterte ihm etwas zu. Der befahl, den Miami fortzuführen und drohte jedem mit schwerster Strafe, der dem Gefangenen ein Leid zufügte. Darauf wandte der Häuptling sich John zu, der bleich, aber gefaßt und in aufrechter Haltung dastand.

      »Das Bleichgesicht ist ein Freund der Miami?« fragte er kurz.

      »Das bin ich«, antwortete John.

      »Gut. Der weiße Mann folgt dem Miami auf dem Kriegspfad?« Der Häuptling hatte John auf Englisch angesprochen, das er mit indianischem Akzent nahezu fehlerfrei sprach.

      »Nein«, antwortete der junge Burns. »Ich bin nicht auf dem Kriegspfad, sondern ziehe friedlich durch die Wälder, meiner Heimat zu.«

      »Sehr gut. Der weiße Mann ist kein Krieger?«

      »Nein.«

      »Aber er nimmt Irokesenskalpe, wo er sie findet.«

      »Kein weißer Mann nimmt Skalpe, Indianer«, versetzte John, »du weißt das sehr gut. Ich füge niemand ein Leid zu, es sei denn zur Verteidigung meines Lebens.«

      »Ich sehe, mein junger Bruder ist friedlichen Sinnes und wandelt nicht auf dem Kriegspfad. Er wird das den großen Häuptlingen sagen, und sie werden ihn mit seinen Begleitern nach seinem Wigwam ziehen lassen.«

      John atmete unwillkürlich auf. Er ahnte die Arglist des Indianers nicht, auch fiel ihm nicht auf, daß der Rote von seinen Begleitern sprach, von denen er eigentlich nichts wissen konnte.

      »Welchen Weg ging mein junger Bruder?« fragte der Indianer.

      Die Frage machte den Jüngling stutzig; mit Schrecken gedachte er seines Vaters. Besonnen antwortete er: »Wir sind vom Onondaga aus durch die Wälder gezogen und wollen zum Genesee, weil der Ontario in der Hand der Franzosen ist.«

      »Es ist gut, mein junger Freund spricht nur mit einer Zunge«, versetzte der Irokese. Er befahl, Johns Fesseln zu lösen, und fuhr fort: »Die anderen weißen Männer werden Sorge haben, wenn das junge Blaßgesicht nicht zurückkehrt. Will er ihnen nicht durch einen meiner Läufer Botschaft senden, daß sie bei den Irokesen willkommen sind?«

      Das war ein wenig plump gefragt. Fuchs! dachte John, der seine Erregung inzwischen einigermaßen niedergekämpft hatte. Mit einer Treuherzigkeit, die geeignet war, selbst den verschlagenen Alten zu täuschen, antwortete er: »Ich würde das dankbar annehmen, Häuptling, wüßte ich nur, wo sie zu finden sind. Mein roter Gefährte und ich waren einen vollen Tagesmarsch voraus, um die Sicherheit der Wälder zu erkunden. Denn da gegenwärtig Krieg herrscht, wollten wir, wie du dir leicht denken kannst, nicht gern mit Irokesen und Huronen zusammenstoßen.«

      »Gut«, versetzte der Indianer, »aber wie will mein junger Bruder seine Freunde wissen lassen, daß die Wälder sicher sind?«

      »Wir wollten zurückgehen und am Nordufer des Cayugasees mit ihnen zusammentreffen«, antwortete John schlagfertig. Er wußte, daß es hier irgendwo einen See dieses Namens gab, hatte allerdings von seiner Lage keine Ahnung.

      Er vermochte nicht zu erkennen, ob der Irokese ihm glaubte. Der antwortete nur: »Gut, meine jungen Leute werden nach ihnen suchen.« Mit unverkennbarer Drohung im Ton fuhr er fort: »Mein junger Freund versuche nicht zu fliehen. Er ist bewacht, und eine Kugel eilt schneller als sein Fuß.« Er rief einigen jungen Kriegern ein paar Worte zu, die daraufhin im Wald untertauchten, und winkte den übrigen zu gehen.

      Neben John gingen zwei schwerbewaffnete Indianer, die jede seiner Bewegungen belauerten. Aber der junge Mann dachte gar nicht an Flucht, wußte er doch, daß sie völlig aussichtslos war. Was ihn innerlich quälte, war eigentlich nur die Unruhe um seinen Vater. Der Marsch verlief schweigsam, nach etwa zwei Stunden erreichten sie ein Irokesenlager, das mehr als zweihundert Krieger vereinigte. John sah sich nach Ni-kun-tha um und fand ihn alsbald an einem Baum festgebunden. Er warf dem roten Freund einen schnellen Blick zu, den dieser wohl verstand, aber nicht erwiderte. Ni-kun-thas Gesicht war so hochmütig verschlossen, als sei er nicht ein gebundener Gefangener, sondern der oberste Häuptling der hier versammelten Indianer.

      Die Indianer lagerten an mehreren Feuern, über denen Fleischstücke brieten. Ungefähr in der Mitte des ziemlich regellosen Haufens saßen auf einer kleinen Lichtung mehrere ältere Männer, deren reicher Knochen- und Perlenschmuck auf hohen Häuptlingsrang schließen ließ. Zu ihnen begab sich der alte Irokese, der die beiden jungen Männer gefangengenommen hatte, und erstattete Bericht.

      Von John schien kein Mensch Notiz zu nehmen, doch der junge Weiße wußte sehr wohl, daß das eine Täuschung war, daß er unter ständiger Beobachtung stand. Er wollte auf den gebundenen Miamihäuptling zugehen und sah sich schon nach den ersten Schritten in dieser Richtung von einem Krieger zurückgehalten. Er ließ sich achselzuckend im Gras nieder. Übrigens schien man auch den gebundenen Ni-kun-tha kaum zu beachten.

      Nach kurzer Beratung gingen zwei Krieger auf den Baum zu, an dem der Miami stand, und schnitten ihn los. Zwei andere Krieger bedeuteten John, ihnen zu folgen; bald darauf standen beide Gefangene vor der Gruppe der alten Häuptlinge, um sie schloß sich ein Ring von waffenstarrenden Kriegern.

      Ein alter Häuptling mit narbenzerrissenem Gesicht richtete die Augen auf Ni-kun-tha, der in stolzer Haltung aufrecht vor ihm stand, und sagte:

      »Mein junger Bruder ist Ni-kun-tha, der Sohn Tana-ca-ris-sons, des obersten Sagamoren der Miami?«

      »Du weißt es, Häuptling«, antwortete Ni-kun-tha unbewegten Gesichts.

      »Die Miami sind bekannt dafür, große Worte zu machen«, sagte der Alte. »Der junge Häuptling hat Mona-ka-wache, den großen Kriegshäuptling der Seneca, getötet?«

      In Ni-kun-thas Augen blitzte es auf. »Ja, Seneca«, antwortete er, »im Angesicht von zweihundert seiner Krieger schoß ich ihn nieder.«

      Wutgeheul brandete auf. Der alte Häuptling aber wandte sich ruhig und gleichmütig John zu, der neben dem Miami stand. »Das junge Blaßgesicht hat die Waffen gegen meine Krieger erhoben«, sagte er.

      »Ich bin friedlich durch die Wälder gezogen und habe mich

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