Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 112
Die Huronen, die im Auftrage Hothams der Besatzung der Molly folgten, hatten die Leiche des von John erschossenen Seneca gefunden und Johns Spur gemessen.
Der junge Mann zögerte einen Augenblick mit der Antwort, dann sagte er: »Der Mann griff mich verräterisch aus dem Hinterhalt an; meine Büchse war schneller als die seine.«
»Der junge weiße Krieger ist tapfer, er sagt die Wahrheit; es ist gut«, versetzte der Häuptling. Er erhob sich mit schneller Bewegung und sprach mit weithin schallender Stimme: »Die Völker der Sechs Nationen bis auf die abgefallenen Hunde der Onondaga und Mohawk, sind weit verstreut in den Wäldern, um gegen die Yengeese und ihre Verbündeten zu kämpfen. Von Osten ziehen Krieger heran, andere ziehen nach Süden; wir stehen in der Mitte. Der Miami hat Mona-ka-wache, den großen Häuptling, getötet. Er stirbt am Marterpfahl. Er soll zu den Dörfern der Seneca geführt und gut bewacht werden, bis die Krieger, mit Skalpen beladen, zurückkehren. Alle sollen den Mörder Mona-ka-waches sterben sehen.« Dumpfes Beifallsgemurmel erhob sich rundum.
»Das Blaßgesicht hier hat verräterischerweise einen Krieger getötet«, fuhr der Alte fort. »Auch er soll vor der großen Ratshütte am Pfahl sterben. Er soll ebenfalls zu den Dörfern gebracht werden. Ich habe gesprochen.«
Es erhob sich kein Einwand, die Krieger gingen zu ihren Feuern zurück. John wurde gebunden und zusammen mit Ni-kun-tha zu dem Baum geführt, an dem der Miami bisher gefesselt gestanden hatte.
Ni-kun-tha hatte den wesentlichen Inhalt der Rede des Alten verstanden, John dagegen nicht. Deshalb fragte er jetzt: »Was wird mit uns geschehen?«
»Sie schicken uns zu den Dörfern der Seneca. Wir sollen dort später am Marterpfahl sterben«, antwortete Ni-kun-tha.
John fuhr unwillkürlich zusammen. Der Miami sagte leise: »Mein Bruder fürchte nichts. Der Weg zu den Dörfern der Seneca ist lang. Wir stehen noch nicht am Marterpfahl.«
»Aber mein Vater –«, flüsterte John.
»Hoffen – ihn nicht finden. Haben Fährte gut versteckt in Wasser und auf Stein.«
»Gott gebe es!« flüsterte John.
Ein paar Krieger erschienen und brachten den Gefangenen zu essen. Sie lösten ihnen zu diesem Zweck die Fesseln. Ni-kun-tha aß mit augenscheinlichem Appetit; er würdigte die Irokesen rundum nicht eines Blickes. John dagegen mußte sich zum Essen zwingen.
Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten, wurden beide Gefangene wieder gefesselt. Sechs Krieger nahmen sie in die Mitte. Unter den finster drohenden Blicken der umherstehenden Indianer traten sie den Marsch an, der nach dem Willen der Feinde ihr letzter sein sollte.
IN DER HAND DER HURONEN
Burns, Richard Waltham und Bob warteten mit dem Mann, der sich Way-te-ta nannte, vor dem Eingang der Höhle auf die Rückkehr der jungen Leute. Die Zeit verstrich, Stunden vergingen, und nichts rührte sich. Der Männer bemächtigte sich allmählich heftige Unruhe, die sich von Stunde zu Stunde steigerte. Vor allem Burns wurde von furchtbarer Sorge gequält. Bob suchte ihn zu trösten. »Der Falke ist ein geriebener Bursche«, sagte er, »und er ist ebenso tapfer wie klug. Sie werden schon wiederkommen. Wahrscheinlich sind sie irgendwo auf Irokesenspuren gestoßen und müssen einen weiten Umweg machen, um zurückzukommen. Ängstigt Euch nicht, sie werden nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
Doch die Stunden verrannen, und die Vermißten kamen nicht. Dem alten Burns sträubten sich bei dem Gedanken, John möchte in die Hände der Roten gefallen sein, die Haare auf dem Kopf.
»Möcht Euch gerne helfen, Mr. Burns«, sagte Richard Waltham, »wüßt' ich mich nur besser im Wald zu bewegen.«
»Bleibt um Gotteswillen hier«, sagte der Alte. »Wir wenigstens dürfen uns jetzt nicht mehr trennen.«
Stunden der Unruhe und der Sorge vergingen, auch Bob wurde allgemach mißtrauisch. Der Irre, der während der meisten Zeit geschlafen hatte, erwachte eben und sah sich mit seinen scheuen Blicken um. »Wo Junge Tanne? Wo Cayugahäuptling?« fragte er.
»Wollte, weiß Gott, wir wüßten's«, knurrte Bob, »lange genug sind sie weg.«
Der blonde Fremde mit dem seltsamen Wesen sah den bärenstarken Riesen, der ihm von jeher zu gefallen schien, aufmerksam an. »Warum ist Bob traurig?« fragte er. Er lauschte dem Klang des Namens nach, den er eben ausgesprochen hatte. »Bob?« kicherte er, »Bob?« Er schüttelte den Kopf.
»Grund genug, traurig zu sein«, knurrte der Bootsmann. »Ni-kun-tha und John sind in die Hände der Feinde gefallen.«
Die Augen des Irren verdunkelten sich; ein Schimmer von Vernunft schien darin aufzuglimmen. Er sagte: »Warum gehst du nicht auf ihrer Spur und befreist sie? Oneidakrieger so tun.«
»Spur!« keuchte Bob, »da könnte ich wahrscheinlich lange suchen. Ich bin kein Indianer.«
»Way-te-ta Oneidakrieger!« versetzte der Mann. »Er wird Spur verfolgen und Junge Tanne finden. Nicht traurig sein, Bob.« Wieder war es, als horche er dem Klang des Namens nach, der irgendetwas in ihm zu wecken schien. »Bob?« wiederholte er abermals in fragendem Tonfall, »Bob, Bob?« Er schüttelte den Kopf, erhob sich und griff nach Bogen und Pfeilen, die neben ihm lagen. Danach ging er wiegenden Schrittes in den Wald.
Bob wollte ihn erst zurückholen, und auch die anderen riefen hinter ihm her. Aber der Mann winkte nur mit der Hand und rief über die Schulter zurück: »Way-te-ta gleich wiederkommen.« Mit diesen Worten verschwand er zwischen den Büschen.
Der sonderbare Mann schien in der Tat über die geschärften Sinne einer Rothaut zu verfügen; jedenfalls währte es nicht lange, da hatte er Johns Fußstapfen entdeckt, und zwar an einer Stelle, wo jener in einen kleinen Bach hinabgestiegen war.
Während er sich niederbeugte, um die kaum noch erkennbare Fährte zu untersuchen, die nur dem schärfsten Indianerauge sichtbar war, trat aus den Büschen gegenüber ein Indianer hervor. Der Mann, ein Hurone, hatte Way-te-tas Tun schon seit längerer Zeit beobachtet, er kam jetzt auf ihn zu.
Der vernahm einen leichten Schritt hinter sich und fuhr herum. Der Hurone lächelte, grüßte mit der Hand und fragte in der Sprache seines Volkes: »Was sucht mein Bruder?«
In den Augen des Irren flackerte es. Er fragte unsicher: »Wer bist du?« Die Worte des Indianers hatte er wohl nicht verstanden; er sprach selbst englisch.
Der Indianer mochte sich die sonderbare Gestalt des blonden Mannes nicht recht zu deuten wissen; er antwortete jetzt in gebrochenem Englisch: »Mein Freund ist ein Yengeese?«
»Way-te-ta ist kein verdammter Yengeese, Way-te-ta ist ein Oneidakrieger«, versetzte der Irre.
»Oh, Way-te-ta – Oneidakrieger! Gut! Mein Bruder ist auf der Spur eines Feindes?«
»Auf der Spur von Freunden«, versetzte der andere. »Hast du sie nicht gesehen: Ni-kun-tha, den Cayagu und die Junge Tanne? Sie gingen heut morgen fort und kamen nicht zurück.«
Der Indianer horchte auf. Und das nicht ohne Grund. Gehörte er doch zu jener Huronenschar, zu welcher Edmund Hotham zunächst gegangen war. Von den Huronen waren die befreundeten Seneca benachrichtigt worden,