Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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der Ottawa war der nachmals weithin berühmte Häuptling Pontiac. Der Ottawa besprach sich kurz mit den Huronen, worauf die Neuankömmlinge ihre Marschrichtung änderten, während die Huronen den bisherigen Weg weiter verfolgten.

      Richard Waltham bemerkte, nachdem die Indianer unter Pontiac abgezogen waren, mit bitterem Lächeln: »Den Herren Franzosen scheint es gelungen zu sein, die ganze Indianerwelt in Aufruhr zu bringen. Woran erkanntet Ihr übrigens, Mr. Burns, daß es sich bei den Ankömmlingen um Ottawa handelte?«

      »An ihrer ganzen Ausrüstung, vor allem an den Mokassins. Ihr könnt alle größeren indianischen Völkerschaften an der Fußbekleidung erkennen, außerdem am Kopfschmuck und an der Art ihrer Kriegsbemalung. Ottawa-Indianer sind häufig in unserer Ansiedlung gewesen. Die meisten Ottawadörfer befinden sich zwar nördlich des Eriesees, einzelne Stämme leben aber auch diesseits des Niagara. Ich bin einigermaßen bestürzt, sie auf dem Kriegspfad zu sehen; ich hatte gehofft, sie wenigstens würden ruhig bleiben.«

      Einige Zeit später kam der Huronenhäuptling zu Burns heran und sagte: »Der weiße Mann hat die Ottawakrieger gesehen?«

      »Gewiß habe ich das.«

      Um die schmalen Lippen des Indianers zuckte es wie Hohn:

      »Die Ottawa haben viele Skalpe genommen. Kommen vom Genesee.

      Der alte Farmer hatte das Gefühl, zusammenbrechen zu müssen; er atmete keuchend, sein Gesicht wurde leichenhaft blaß. Also waren seine schlimmsten Befürchtungen eingetroffen: Der Wilde war in der Ansiedlung gewesen. »Mein Gott!« preßte er zwischen den Lippen hervor.

      Der Hurone, die tiefe Erschütterung bemerkend, die seine Mitteilung hervorgerufen hatte, fuhr mitleidslos fort: »Pontiac großer Krieger. Töten die Männer am Genesee, damit sie nicht in die Dörfer der Ottawa fallen, während er mit seinen jungen Leuten auf dem Kriegspfad ist.«

      »Es ist nicht möglich! Es ist doch nicht möglich!« flüsterte der Farmer. »Mein Gott, mein Kind, meine Mary! Es kann doch nicht sein. Wir haben stets friedlich neben den Ottawa gelebt.« Richard Waltham, neben dem Farmer gehend, biß sich die Lippen blutig; er hätte etwas darum gegeben, hätte er dem alten Mann einen Trost gewußt. Aber was sollte er sagen? Der Hurone war mit langen, federnden Schritten wieder schweigend nach vorn an die Spitze des kleinen Zuges gegangen.

      Bob, der etwas von dem Gesprochenen gehört haben mochte, kam heran. »Was gibt's, Master?« fragte er, »wie seht Ihr aus?«

      »Der Wilde war am Genesee!« stöhnte Elias Burns.

      »Hölle und Teufel!« knirschte der Bootsmann. »Aber es sind da doch Männer in der Ansiedlung«, fuhr er nach einer kurzen Pause dumpfen Schweigens fort, »sie werden Frauen und Kinder rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.«

      »Vielleicht«, flüsterte Burns, »vielleicht. Hoffentlich!« – Er schwankte und torkelte wie ein angeschlagener Baum.

      »Sind in einer verteufelten Lage, Sir«, knurrte der Bootsmann. »Wollte nur, ich hätte die Hände frei. Bin verdammt in der Stimmung, mit dem Gesindel aufzuräumen. Aber ich hab's gleich gesagt: Hätten kämpfen sollen. Immer noch besser, von einer Kugel zu fallen, nachdem man ein halbes Dutzend solcher Bestien in die Hölle geschickt hat, als den Halunken zum blutigen Zeitvertreib zu dienen. Ausrotten müßte man die Pest! Die ganze Rasse sollte man nicht auf der Erde herumlaufen lassen, hab's immer gesagt. Nehm' eine einzige Rothaut aus; wißt schon, welche.« Er knurrte und schimpfte und grollte noch eine ganze Weile, um dann fortzufahren: »Sage Euch übrigens, Sir, wenn der Junge unseren John nicht heraushaut, hab' ich mich in ihm getäuscht; glaub's aber nicht.«

      »Ni-kun-tha hat sich als prachtvoller Bursche erwiesen, Bob«, versetzte der Farmer, »aber was soll er tun, wenn ihm wie jetzt Euch, die Hände gebunden sind?«

      »Meine werden irgendwann wieder frei sein, und sei's nur für einen Augenblick. Ich werde ihn nützen, sage ich Euch. Habe keine Lust, mich bei lebendigem Leibe braten zu lassen.«

      Es wurde mit kurzen Rastpausen fast ununterbrochen marschiert; die Gefangenen keuchten vor Anstrengung und vermochten ihre Glieder kaum weiterzuschleppen. Endlich nahte der Abend. Ein Läufer kam ihnen entgegen und führte die kleine Schar zu einem Lagerplatz, an dem an die fünfzig Huronen um flackernde Feuer versammelt waren. Überall brieten große Fleischstücke über den Feuern, und der Rumbecher kreiste.

      An-da-wa erstattete einem älteren Häuptling Bericht, der die Gefangenen nur eines flüchtigen Blickes würdigte; die Essenden und Trinkenden nahmen von ihnen überhaupt keine Notiz. Man wies den Weißen einen Platz unter einem breitästigen Baum an und gab ihnen zu essen. Bob wurden zu diesem Zweck die Handfesseln gelöst, dafür wurden vorher seine Füße zusammengebunden und mit einem langen Seil an dem Baum befestigt. Er machte übrigens keine Anstalten, seine Burns gegenüber geäußerte Drohung wahr zu machen; er war viel zu müde, zu erschöpft und zu hungrig. Er duldete auch, daß man ihm die Handgelenke nachher wieder zusammenband. Alle streckten sich nach dem Essen seufzend im Grase aus.

      Um sie her tobte ein wildes Gelage. Ihre roten Begleiter hatten sich gleich hungrigen Wölfen über die Mahlzeit gestürzt und außerdem manchen Becher Rum geleert. Trotz ihrer ausgelassenen Fröhlichkeit hatten die Huronen freilich nicht versäumt, den Gefangenen unter dem Baum einen Wächter zuzugesellen, einen älteren Krieger mit wildem, narbenzerrissenen Gesicht und tückischen Augen. Aber auch dieser Mann hatte vorher dem Feuerwasser schon ziemlich heftig zugesprochen; er war keineswegs mehr nüchtern.

      Nach einiger Zeit erst fiel den Männern unter dem Baum auf, daß der Irre nicht bei ihnen, auch sonst nirgends zu erblicken war. »Als wir hier ankamen, war er noch da«, sagte Richard Waltham.

      »Die Roten lassen ihn frei herumgehen, weil Leute mit verwirrtem Verstand ihnen einen sonderbaren Respekt abnötigen; sie halten ihn wohl auch für ganz und gar ungefährlich«, meinte Burns.

      »Wenn ich nur wüßte, wo ich das Gesicht schon gesehen habe«, brummte der Bootsmann, »es kommt mir auf eine merkwürdige Weise bekannt vor. Ich zerbreche mir schon fortgesetzt den Kopf deswegen, aber es will mir nichts einfallen. Nun, hoffentlich ist ihm nichts geschehen. Diese roten Barbaren sind in betrunkenem Zustand mit dem Tomahawk leicht bei der Hand. Wenn ich mich nur ein bißchen kräftiger fühlte und die Hände frei hätte, ich wollte sie dutzendweise mit den Köpfen zusammenschlagen.«

      Way-te-ta blieb verschwunden. Den Huronen schien das weiter keine Sorge zu machen. Obgleich es an den Lagerfeuern ringsum noch lange lärmte, fielen die Erschöpften schließlich in Schlaf.

      Allgemach ließ das wilde Getobe dann nach; die meisten Huronen lagen, vom Rausch geschlagen, in halber Bewußtlosigkeit, und auch die nicht ganz Betrunkenen wurden schließlich müde und schliefen an den niederbrennenden Feuern ein. Die ganze Bande befand sich in einem Zustand, der sie leicht zur Beute eines entschlossenen Feindes gemacht hätte.

      Es war kurz vor Mitternacht, als Way-te-ta aus dem dunklen Walde heraustrat und zwischen den niedergebrannten Feuern und den umherliegenden Indianern auf den Baum zugeschritten kam, unter dem die schlafenden Weißen lagen. Hier und da hob ein verschlafener Hurone den Kopf, öffnete die Augen und starrte herüber, sank aber gleich wieder zusammen. Way-te-ta legte sich dicht neben Bob Green auf den Boden. Der wachende Krieger sah ihn an, ließ ihn aber ruhig gewähren, nachdem er erkannt hatte, um wen es sich handelte. Auch er kämpfte schwer mit dem Schlaf.

      Bobs Hände waren vorn zusammengeschnürt, außerdem hatte man den Riesen mit einem Seil, dessen Länge das Ausstrecken gestattete, an den Baumstamm gebunden. Way-te-ta wälzte sich dicht an ihn heran und stellte sich schlafend. Erst nach einer ganzen Weile berührte er sacht Bobs Schulter und weckte ihn auf.

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