Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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heftig erbittert, daß man Bob, dem er besonders zugetan war, gefesselt hatte. Indessen wußte er sich mit einer Klugheit zu verstellen, die man dem doch offensichtlich geistesgestörten Mann nie und nimmer zugetraut hätte.

      Der alte Farmer war äußerst niedergeschlagen. Zu der bohrenden Sorge um seine Tochter gesellte sich nun noch die um den Sohn. Was hatte er, der lange Jahre hindurch friedlich sein Land bebaut hatte, nicht in kurzer Zeit alles erlebt! In tiefstem Frieden hatte er seine Farm verlassen und war durch eine seltsame Verkettung von Umständen mitten in die Wildnis und in den blutigen Indianerkrieg geschleudert worden. Jetzt, als Gefangener blutgieriger Indianer, den Sohn in gleicher Lage wissend, begannen ihn Verzweiflung und Mutlosigkeit zu erfassen. Nur das im letzten unerschütterliche Gottvertrauen hielt den alten Puritaner noch aufrecht.

      »Ich weiß zwar nicht viel von indianischen Sitten«, sagte der neben ihm schreitende Waltham, »aber mich dünkt, wollten sie uns töten, so hätten sie es bereits getan.«

      Der Alte schüttelte den Kopf: »Der Wilde ist unberechenbar. Alles scheint bei ihm möglich. Das Beste für uns wäre gewiß, sie brächten uns in die Nähe regulärer französischer Truppen, die verbrecherischen Mord an wehrlosen Weißen ja wohl kaum dulden würden. Den tapferen Miamihäuptling werden wir freilich in jedem Fall verloren geben müssen, zumal er sich in Händen der Seneca befindet. Der Indianer, den er damals bei der Insel erschoß, war ein Senecahäuptling. Ich kann nur mit Schaudern daran denken, daß John zusammen mit ihm gefangengenommen wurde. Ich bin wahrhaftig kein Freund der Franzosen, aber jetzt wollte ich, ich bekäme so bald als möglich französische Uniformen zu sehen.«

      »Darin habt Ihr zweifellos recht. Auch ich bin überzeugt davon, daß sie uns ritterlich behandeln würden. Ja, ich möchte annehmen, daß ich bei ihnen auch Schutz gegen meinen sauberen Vetter und seine roten Mordgesellen finden würde.« Burns nickte düster vor sich hin. Waltham, dem plötzlich ein Gedanke kam, sagte: »Was meint Ihr, Mr. Burns, wenn ich den Indianern hier nun ein Lösegeld böte? Ich möchte annehmen, daß sie für Geld und Geschenke empfänglich sind.«

      »Das sind sie gewiß«, antwortete der Farmer, »nur fürchte ich, mit Versprechen, deren Erfüllung in weiter Ferne liegt, werden sie sich nicht abspeisen lassen. Und was könnt Ihr ihnen im Augenblick bieten?«

      »Ich will es jedenfalls versuchen«, versetzte der Baronet und, von einem jähen Hoffnungsgefühl befeuert, begab er sich zu dem den Zug anführenden Häuptling und sprach ihn an: »Auf ein Wort, Hurone, ich möchte dich etwas fragen:

      »Das Blaßgesicht mag sprechen, mein Ohr ist offen«, antwortete An-da-wa.

      »Kannst du mir sagen, was mit uns geschehen wird?«

      »Ich sagte es schon: Die Häuptlinge werden darüber bestimmen.«

      »Ich bin ein reicher Mann, Hurone« – ein Blick des Indianers streifte flüchtig seine verschmutzte und abgerissene Kleidung – »beurteile mich nicht danach, wie ich jetzt aussehe. Ich besitze viele steinerne Wigwams mit Pferden, Büchsen, wollenen Decken, mit Pulver, Silber und goldenen Armbändern. Ich will dem Volk der Huronen sehr reiche Geschenke geben, wenn sie mich frei in meine Heimat ziehen lassen.«

      Der Indianer lächelte: »Wo sind all diese Dinge? An-da-wa sieht sie nicht.«

      »Ich bin Pair von England, ein großer Häuptling in meinem Volk und wohne am Ontario. Ich gebe dem Häuptling das Wort eines Edelmannes, daß ich mein Versprechen halten werde.«

      Die Stimme des Häuptlings hatte einen Unterton leichten Spottes; er antwortete: »Der große weiße Häuptling mag sein Angebot am Ratsfeuer der Huronen wiederholen. Vielleicht findet er bei den weisen Männern seines Volkes Glauben.«

      »Ich werde mit den Häuptlingen reden«, sagte Waltham und ging zu Burns zurück. »Der brave Hurone scheint meinen Worten nicht zu trauen«, lächelte er, »freilich, ich sehe gegenwärtig nicht eben nach einem großen, begüterten Häuptling aus. Nun setze ich meine Hoffnung auf die Anständigkeit der französischen Offiziere, denen gegenüber ich mich leicht ausweisen kann.«

      »Ich fürchte, wir werden keinen französischen Offizier zu sehen bekommen«, versetzte Elias Burns müde. »Wenn die Huronen Böses im Schilde führen, werden sie uns sicherlich nicht in die Nähe französischer Truppen bringen.«

      »Wir müssen es abwarten«, sagte Richard Waltham.

      Der Irre hielt sich fast unausgesetzt neben dem riesigen Bootsmann, der fluchend und schimpfend durch den Wald torkelte und kaum noch seine massigen Glieder rühren konnte. In einem Augenblick, da gerade kein Hurone zu ihnen herübersah, flüsterte der merkwürdige Mann seinem ungeschlachten Begleiter zu: »Way-te-ta hat ein Messer. Wenn es dunkel ist, wird er deine Fesseln durchschneiden.«

      »Ich wollte, du tätest es gleich«, stöhnte Bob.

      »Geht nicht«, antwortete der Irre, »Huronen sehen, nehmen Way-te-ta Messer fort. Müssen Dunkelheit abwarten, Way-te-ta Oneidakrieger; die Huronen sind Hunde.«

      Er huschte kichernd davon und tauchte gleich darauf neben dem Huronenanführer auf. »Mein Bruder ist sehr weise«, sagte er; sein Gesicht verzerrte ein unheimliches Lächeln, »er ist ein großer Häuptling. Er weiß, was mit den Blaßgesichtern geschehen wird. Er weiß, ob man sie martern wird.«

      »Der Rat der Alten wird es beschließen«, entgegnete der Hurone höflich, aber unbewegt.

      »Gut«, kicherte der Irre. »Way-te-ta ist ein Oneidakrieger. Er sieht es gern, wenn Blaßgesichter am Marterpfahl stehen.«

      »Ist Way-te-ta nicht der Freund des starken Mannes?« fragte der Hurone lächelnd.

      »Bob? Meinst du Bob? Ja, Bob ist gut. Gab Way-te-ta zu essen, als er Hunger hatte.«

      Er kicherte wieder, es zuckte in seinem Gesicht, er dämpfte seine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern:

      »Warum heißt der starke Mann Bob, Hurone? Der Häuptling ist klug und weise. Er weiß alles. Warum heißt der starke Mann Bob?«

      »Wie soll An-da-wa das wissen?«; der Häuptling lächelte unentwegt höflich. »Die Yengeese haben seltsame Namen.«

      »Ja, seltsam – seltsam –«; das Gesicht des blonden Mannes verfiel in Stumpfheit, wurde leer.

      Nach einer Weile sagte der Hurone: »Wie kommt der Oneida zu den Blaßgesichtern?«

      Der Irre kicherte: »Will es dir sagen, Hurone. Schu-wa-na, der große Häuptling, wollte Way-te-ta nicht auf den Kriegszug nehmen. Er befahl ihm, bei den Wigwams zu bleiben. Aber Way-te-ta ist ein Krieger. Er ging den anderen nach, als sie fort waren, und unterwegs traf er, als Hunger ihn quälte, die weißen Männer. Es sind Frenchers und Freunde der Oneida.«

      »So, du denkst, sie sind Frenchers? Ist Way-te-ta nicht auch ein Frencher?«

      »Way-te-ta Oneida. Aber die Frencher sind seine Freunde.«

      »Er wird heute noch viele von ihnen sehen.«

      Durch den verwirrten Geist des blonden Mannes zogen dann und wann klare Gedanken. Er sah, daß man den starken Bob, dem er eine herzliche Zuneigung entgegenbrachte, gefesselt hatte. Also waren die Huronen ihm Feind. Sie hatten ihn betrogen. Sein Sinnen und Trachten ging jetzt darauf, Bob zu den Franzosen zu bringen, sofern sie nicht auf den Oneidastamm träfen, dem er sich zugehörig fühlte. Er hatte die Huronen oft nach den Oneida gefragt, ohne Auskunft bekommen zu können.

      Im

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