Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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von der hinteren Zeltwand her lenkte die Aufmerksamkeit des Mädchens dorthin; mit heimlichem Grauen erblickte sie in einer Öffnung der Fellwand einen dunklen Kopf. Gleich darauf stand ein junger, schlanker Indianer aufgerichtet im Tipi, das blanke Messer in der Hand.

      Mary wagte sich nicht zu regen. Der Indianer winkte ihr nur kurz zu und schlich mit katzenhaften Bewegungen zu dem Lager der Alten, wo er einen Augenblick reglos lauschend verharrte. Der starke Rumgeruch mochte ihm sagen, daß hier nichts zu befürchten sei.

      Und nun hätte Mary doch beinahe aufgeschrien. Denn in der Öffnung der Tipiwand erschien jetzt Johns Kopf. Sekunden später lag sie fassungslos schluchzend in den Armen des jungen Mannes. Der Indianer löschte den Kienspan; völlige Dunkelheit herrschte im Raum.

      »Vater? Wo ist der Vater?« flüsterte Mary.

      »Komm erst, du wirst alles hören«, antwortete John.

      »Zeit jetzt zu gehen«, mahnte der Miami.

      Sie verließen das Tipi durch den dafür vorgesehenen Eingang. Ni-kun-tha hing dem Mädchen eine Decke über, die er in der Hütte aufgegriffen hatte. Er selbst hatte den Mantel und den Kopfschmuck des Medizinmannes aus dem Versteck geholt und legte beides jetzt an. John nahm die wiederholt strauchelnde Mary wie ein Kind auf den Arm und folgte mit ihr dem Voranschreitenden.

      Plötzlich tauchte vor ihnen ein Indianer auf. Der Mann stutzte; als er indessen die Schellen des Medizinmannes hörte und schattenhaft die riesenhaft aufragende Gestalt hinter ihm gewahrte, wankte er mit einem Schreckensruf davon; auch er schien nicht mehr nüchtern.

      Unbehelligt gelangten alle drei in den Wald und setzten noch in der Dunkelheit unter Aufbietung aller Vorsichtsmaßregeln ihren Weg fort.

       Inhaltsverzeichnis

      In Gewaltmärschen durchzogen die Franzosen das Shenandoatal. Die Streitmacht war nicht sonderlich groß, aber für die Verhältnisse der Kolonien immerhin beachtlich. An die zwei- bis dreitausend Mann mochten es immerhin sein, die der General Dieskau, ein alter, erprobter Haudegen deutscher Abstammung, zusammengebracht hatte. Dazu kamen etwa achthundert Mann indianischer Hilfstruppen. Die von der schwer beweglichen Truppe mitgeführten sechs Kanonen wurden von Mauleseln gezogen. Die Vorhut bildeten Indianer, auch beide Flanken wurden durch weit ausgeschwärmte rote Spähtrupps gesichert. Unsere Freunde marschierten in der Formation eines Bataillons, dessen Schutz Oberst Clermont sie anvertraut hatte.

      Nachdem die Truppen das Tal durchzogen hatten, wandten sie sich westwärts und nahmen den Weg über eine wellige, blumenübersäte Prärie. Die Bewegungen wurden durch den mitgeführten starken Train erheblich behindert.

      Dieskaus Befehl ging, wie unsere Freunde richtig vermutet hatten, dahin, im taktischen Zusammenwirken mit den vom Eriesee herabstoßenden Truppenverbänden, den Vorstoß in das Ohiotal zu führen und alles, was sich ihm dabei in den Weg stellte, rücksichtslos niederzuwerfen. Einstweilen hatte man allerdings noch nicht einmal Fühlung mit dem Gegner, und auch von den aus dem Norden kommenden Abteilungen hatte man bisher nichts gehört und gesehen.

      Der beim Regiment Clermont weilende Edmund Hotham hatte übrigens inzwischen ein schmähliches Ende gefunden. Oberst Clermont hatte dem General den jungen Lord Somerset vorgestellt und ihm dessen Geschichte erzählt. Dieskau hatte den erbschleicherischen Mordgesellen daraufhin kurzerhand zum Troß verwiesen und ihm ankündigen lassen, daß er bei der geringsten verdächtigen Bewegung erschossen würde. Eines Tages war Hotham verschwunden. Knapp vierundzwanzig Stunden später fand man im Wald seine skalpierte Leiche; vermutlich war er von seinen gedungenen Freunden, den Huronen, umgebracht worden, da diese sich um ihren Lohn geprellt sahen.

      Der alte Burns bewegte sich nur mühsam vorwärts. Er war in den letzten Tagen um Jahre gealtert; die Sorge um das Ungewisse Schicksal seiner beiden Kinder und der Farm am Genesee nagte unaufhörlich an ihm. Der bärenhafte Bob versuchte ihn immer wieder auf seine Weise zu trösten, obgleich er sich mit seinen massigen Gliedern selbst nur mit großer Anstrengung vorwärtsbewegte. Way-te-ta, der sonderbar schweigsam geworden war, wich kaum noch von seiner Seite.

      Eben kam Richard Waltham, der eine Zeitlang neben dem weiter vorn marschierenden Leutnant de Brissac gegangen war, zu den Gefährten zurück. »Es sieht so aus, als würden wir bald Kanonendonner hören, Mr. Burns«, sagte er.

      »Sind die Unseren in der Nähe?«

      »Man vermutet es.«

      »Oh, verdammt!« knurrte Bob, »wäre ich doch drüben auf englischer Seite. Nichts gegen die Frenchers hier, sie haben uns gut aufgenommen, aber es sind nun mal Franzosen, und wir gehören nach drüben. Habe offen gestanden, gar keine Lust, zuzusehen, wie sie unsere Leute abknallen, und noch weniger Lust, durch eine englische Kugel ins Gras zu beißen. Und so hoffe ich denn bloß, daß ich zur gegebenen Zeit Gelegenheit finde, mich in die Büsche zu schlagen.«

      »Wir kommen im Falle einer Gefechtsberührung tatsächlich in eine recht üble Lage«, entgegnete Waltham ernst. »Es wird uns zunächst nichts weiter übrig bleiben, als uns zum Troß zurückzuziehen und dort die Schlachtentscheidung abzuwarten. Auf keinen Fall können wir gegen die Franzosen, die uns wie Gentlemen behandelten, feindlich auftreten. Das wäre in jeder Weise unfair, und ich könnte mich nie dazu entschließen.«

      »Will keinem Franzosen ans Leder«, brummte Bob, »hab' manches zurückgesteckt, aber wohin der Mensch gehört, dahin will er nun einmal. Na, wir werden ja sehen.«

      Während der Lord auf den schweigsamen und bedrückten Farmer einredete, den das Ungewisse Schicksal seiner Kinder zu sehr bedrückte, als daß er anderen Dingen zugänglich gewesen wäre, wandte der Bootsmann sich dem geistesschwachen Manne zu, der zu seinem Schatten geworden war. »Was wird nun eigentlich aus dir, Way-te-ta«, sagte er, »ich meine, wenn wir aus dem Schlamassel heraus sind und wieder hingehen können, wo wir wollen?«

      »Way-te-ta bleibt bei Bob«, sagte grinsend der Irre.

      »So, Way-te-ta bleibt bei Bob«, brummte der Bootsmann. »Ist ja ganz nett von dir, mein Junge; freu mich über deine Anhänglichkeit; weiß bloß noch nicht recht, wie du dir das vorstellst. Übrigens, du erzählst doch immer, du seiest ein Oneida-Krieger. Willst du denn nicht zu deinen Kopfhautabschneidern?«

      Das Gesicht des Mannes zog sich in Falten; seine Augen wurden stumpf; er schien ernsthaft nachzudenken. Nach einem Weilchen schüttelte er den Kopf. »Oneida gut«, sagte er, »aber – –«; er fand wohl keine Begründung, sein Kopf ging unruhig hin und her. »Way-te-ta bei Bob bleiben«, schloß er in beinahe trotzigem Ton.

      »Schön. Also dann bleibst du bei mir. Ein bißchen Verstand scheinst du ja noch behalten zu haben. Mindestens hat's ausgereicht, unsere Skalpe zu retten, und das ist verdammt allerhand. Sowas vergißt Bob Green nicht.«

      »Bob«, kicherte Way-te-ta, »Bob, Bob, Bob? Hahahaha! Way-te-ta weiß! Weiß alles. Sehr klug!«

      »Na, es geht an, glaube ich«, grinste der Bootsmann, »ganz so weit her scheint's mir mit der Klugheit nicht zu sein; immerhin –«

      Ein sonderbares Lächeln erschien auf dem Gesicht des Irren; er tippte sich mehrmals mit dem Finger gegen die Schläfe. »Hieß früher anders, Way-te-ta«, raunte er, »lange her. Da drin irgendwo. Weiß nicht!« Und er tippte sich abermals gegen die Stirn.

      »Sehr wahrscheinlich, was du da erzählst, mein Junge«, sagte Bob. »Irgendwann scheinen deine ehrenwerten

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