Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge

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Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge Mami Staffel

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      Zu spät wurde ihr bewußt, daß sie und Clemens plötzlich sehr dicht voreinander standen. Himmel, schoß es ihr durch den Kopf. Wenn er mich jetzt küßt, falle ich glatt in Ohnmacht!

      »Ich möchte mich bei dir für diesen Abend bedanken«, hörte sie Clemens’ Stimme wie durch einen Nebel an ihr Ohr dringen. »Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Vielen Dank.«

      Nathalie schluckte nervös. Ihr Mund fühlte sich plötzlich staubtrocken an.

      »Ja, es war wirklich ein schöner Abend«, stammelte sie hilflos. »Und auch ich…« O Gott, sie redete vielleicht einen Stuß daher! »… ich möchte mich auch bedanken…« Reiß dich zusammen, Natty, du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen! »Na ja, also…«

      Es hatte keinen Zweck. Ihr Hirn verweigerte den Dienst und ihre Zunge hatte sich sowieso in einen dicken, unförmigen Schwamm verwandelt, mit dem man unmöglich sinnvolle Worte formulieren konnte.

      »Nathalie«, Clemens Stimme klang ein wenig rauh. »Könnten wir diesen Abend vielleicht wiederholen?« Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. »Zum Kuckuck mit den Konventionen!« stieß er ungeduldig heraus. »Verdammt, Nathalie, ich finde dich ganz einfach umwerfend toll, und ich möchte dich unbedingt wiedersehen. Wie ist es, habe ich eine kleine Chance bei dir?«

      In Nathalies Magen begann ein Schwarm Bienen aufgeregt zu brummen. Ihr Herz kopfte wie ein Dampfhammer, während in ihrem Kopf eine hohe Bachsopranstimme jubelte: Halleluja, er mag mich!

      »Ich – na ja – also, ich würde, würde mich freuen, wenn wir – uns ab und zu – ich meine…«

      Ob sie jemals wieder in der Lage sein würde, einen vernünftigen Satz zu bilden?!

      Sie spürte seine Finger, die sanft ihr Gesicht umschlossen. Seine Augen, die ihr plötzlich ganz nahe waren, der Duft des herben Eau de Colognes, der ihn dezent umwehte.

      Ich werde bestimmt ohnmächtig, dachte Nathalie noch, dann legten sich Clemens’ Lippen auf ihren Mund, und dann konnte sie überhaupt nichts mehr denken.

      Der Kuß weckte eine Flut an Emotionen in ihr, die sie in ein heilloses Chaos stürzten. Gleich einer Woge, die sie überrollte, schlugen die Gefühle über ihr zusammen und zogen sie in einen wilden Strudel, aus dem sie irgendwann atemlos und völlig durcheinander wieder auftauchte.

      »Schlaf gut«, hörte sie Clemens dicht an ihrem Ohr raunen. Seine Lippen streiften dabei die empfindliche Haut an ihrem Hals. Eine Berührung, die Begehren und Sehnsucht in ihr weckten. »Ich rufe dich an.«

      Dann war sie auf einmal frei. Wie durch einen Schleier sah sie, wie Clemens zu seinem Wagen ging und einstieg. Hastig schlug sie die Arme um ihren Körper, drehte sich um und eilte den Gartenweg entlang. Als die Haustür hinter ihr zufiel, brummte draußen der Motor des schweren Wagens auf. Zwei runde Lichtkegel strichen über die Wände der dunklen Diele, dann umgab Nathalie Stille.

      Langsam, ohne Licht zu machen, begann sie, die Stufen in den ersten Stock hinaufzusteigen.

      Sandra schaffte es gerade noch, ins Bett zu springen und sich die Decke an die Ohren zu ziehen, bevor Nathalie die Tür öffnete. Mit angehaltenem Atem wartete Sandra, was geschehen würde, aber ihre Mutter kam nicht näher.

      Nathalie blieb nur einen Moment an der Tür stehen, ihre Blicke streichelten die scheinbar schlafende Gestalt unter der Decke, dann zog sie sich behutsam, um jedes unnötige Geräusch zu vermeiden, zurück und schloß die Tür hinter sich.

      Sandra wartete noch, bis ihre Mutter auch die Zimmer ihrer Geschwister inspiziert hatte. Als endlich die Tür zum Schlafraum ihrer Mutter zufiel, sprang das Mädchen erleichtert aus dem Bett und begann hastig, Schuhe und Kleidung abzustreifen.

      Na, das war ja noch mal gutgegangen! Mit einem Seufzer schlüpfte Sandra wieder unter die Decke und kuschelte sich in das warme, weiche Kissen. Aber sie war viel zu aufgeregt zum Schlafen. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zu den vergangenen Stunden, die hinter ihr lagen.

      Steffi war punkt acht Uhr ins Bett gegangen.

      Normalerweise ging Regina dann nach Hause, wo ihr Mann auf sie wartete. Aber ausgerechnet heute abend hatte sie gemeint, auch Sandra und Dennis beaufsichtigen zu müssen.

      Dennis war das dann irgendwie zu blöd geworden. Er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen und dort auf seiner Computertastatur herumgedrückt.

      Als Regina dann immer noch keine Anstalten machte, nach Hause zu gehen, hatte Sandra, heftige Müdigkeit vortäuschend, behauptet, schlafen gehen zu wollen. Da hatte Regina endlich begriffen und war verschwunden.

      »Aber wenn irgend etwas ist, sagt ihr mir Bescheid«, hatte sie Sandra noch ermahnt. »Ihr wißt, ich bin gleich nebenan.«

      »Klar, machen wir doch«, hatte Sandy versprochen, und dann war Renate endlich verschwunden.

      Sie hatte die Haustür noch nicht ganz hinter sich ins Schloß gezogen, da war Sandra auch schon auf ihr Zimmer gestürzt. Keine zehn Minuten später hatte sie es, im schrillsten Disco-Outfit, wieder verlassen. Sicherheitshalber hatte sie noch ihre Zimmertür abgeschlossen, falls Regina auf die Idee kommen sollte, einen Kontrollgang durchs Haus zu machen.

      Sie hatte es gerade noch geschafft, einigermaßen pünktlich am Planet einzutreffen. Maggy hatte sie dort wie versprochen erwartet. Und dann hatte Sandra endlich diesen sagenhaften Freund kennengelernt.

      Er hieß Mike Lambsdorf und sah trotz seines hohen Alters noch umwerfend gut aus. Wie ein Rockstar, mit seiner dunklen Brille und den langen Haaren. Und dann seine Klamotten, erste Sahne! Alles Leder, mit Nieten und schicken Schnallen. Ja, der Typ hatte eben Kohle!

      Er hatte alles bezahlt. Den Eintritt, die Getränke und die Zigaretten, die er freigiebig rumgehen ließ. Er hatte Sandy eingehend gemustert und dann – später, als Maggy auf dem Klo gewesen war – da hatte er Sandra endlich gefragt, ob es stimme, daß sie Model werden wollte.

      Sandra hatte vor Aufregung kein Wort herausbekommen.

      »Okay«, hatte Mike gesagt. »Die Figur und das Gesicht für den Job bringst du mit. Ich denke, aus dir kann man ’n echten Star machen. Komm mal in den nächsten Tagen in meinem Atelier vorbei, dann schieße ich ein paar Probeaufnahmen von dir und dann wollen wir mal sehen, was wir für dich tun können.«

      Er hatte Sandra seine Visitenkarte in die Hand gedrückt und sich Maggy zugewandt, die gerade wieder zurückkam.

      Danach war Sandra wie auf Wolken gewandelt. Sie hatte nur noch eines denken können: Ich hab’s geschafft. Auch jetzt, während sie in ihrem Bett lag, drehten sich ihre Gedanken immer wieder um dieses Thema.

      Sie würde ein Star werden, daran war jetzt gar nicht mehr zu zweifeln. Und dann konnte sie endlich diese doofe Schule schmeißen und leben, wie es ihr paßte. Sie würde die größten Stars kennenlernen, mit ihnen reden, wie sie heute mit Maggy oder ihren anderen Freundinnen redete, und alle würden sie beneiden.

      Im Geiste sah sie sich bereits in einer dieser überlangen Limousinen durch New York rollen, die man manchmal in amerikanischen Filmen sah. Riesige Autos mit eingebauter Bar und Fernseher an Bord. Und wer weiß, vielleicht würde sie ja in Amerika bleiben?

      Ihre Gedanken verwandelten sich zu bunten Traumbildern, die ihr in rascher Folge tolle Szenen vorgaukelten, in denen sie selbst die Hauptrolle

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