Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge

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Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge Mami Staffel

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öffnete sich eine hastig zusammengeangelte Tür auf einen schmucklosen, gepflasterten Hof, dem sich weitere Nebenbauten anschlossen.

      In einem davon befand sich die Casting-Agentur Lambsdorf. Saurer Geruch schlug den Mädchen entgegen, als sie den Hausflur betraten. Maggy klingelte an einer häßlichen braunen Tür, und dann fand sich Sandy in einem hellen, nüchtern eingerichteten Raum wieder.

      Die Möbel wirkten billig. Ebenso die junge Frau, die sie mißtrauisch musterte. Alles Plagiate berühmter Designer, aber von so minderer Qualität, daß sie eher lächerlich als dekorativ wirkten – die Möbel und die Frau im schlechtsitzenden Modelmini, die hier anscheinend die Empfangsdame spielte.

      »Ist Mike da?« fragte Maggy und warf ihren Rucksack achtlos auf die durchgesessene Couch. Ohne sich weiter um die junge Frau im schrillen Mini zu kümmern, trat sie an den Kühlschrank und entnahm ihm zwei Coladosen. »Hier!« Sie steckte Sandra einfach eine davon zwischen die Finger. »Na, ist er nun da oder nicht?«

      »Ja«, murrte die junge Minifrau unfreundlich. »Er ist im Atelier.«

      »Komm.« Maggy schnappte Sandra erneut am Ärmel und zog sie hinter sich her, einen Flur entlang, in dem allerlei Gerümpel herumstand.

      Das Atelier war kleiner als der »Empfangsraum«. Bei dem Eintritt der Mädchen trat Mike höchstpersönlich hinter einem Vorhang hervor und kam mit ausgebreiteten Armen auf die beiden zu.

      »Na, hast du dich endlich entschlossen, ein Star zu werden?« begrüßte er Sandra. Der Spott in seinen Augen verunsicherte sie. »Gut, dann laß uns gleich anfangen. Stell dich da vor die Leinwand.«

      »Aber…« Sandra sah sich verwirrt um. Mußte sie sich nicht erst umziehen, schminken?

      »Nun mach schon«, forderte Mike ungeduldig, bevor Sandra ihre Frage formulieren konnte. »Ich bin echt im Streß. Los, wir schießen ein paar Bilder und dann müßt ihr gehen.«

      Seufzend gehorchte Sandra.

      *

      Der Brief kam per Einschreiben. Nathalie drehte ihn eine ganze Weile unschlüssig zwischen ihren Fingern, ehe sie sich dazu entschließen konnte, ihn zu öffnen.

      Im Grunde wußte sie ja schon, was er beinhaltete: Die Vorladung zum Scheidungsprozeß.

      Es würde keine große Sache werden, hatte ihr Dr. Hoffmann schon vor ein paar Tagen versichert. Jetzt, nachdem Werner sich doch mit den ursprünglichen Vereinbarungen einverstanden zeigte, war die ganze Angelegenheit eigentlich nur noch eine Formalität.

      Trotzdem verspürte Nathalie eine gewisse Trauer, als sie den Vorladungsbescheid nun schwarz auf weiß vor sich sah. Hätte sie vielleicht doch nicht so schnell aufgeben und um ihre Ehe kämpfen sollen?

      Aber was gab es noch zu kämpfen, wenn der Partner es gar nicht erwarten kann, endlich die Vergangenheit und alles, was damit zusammenhing, abzustreifen? Zuletzt hatte es Werner so eilig gehabt, endlich für seine Marlies frei zu sein, daß er den leidigen Streit um das Haus und die Unterhaltszahlungen einfach einstellte und die Forderungen von Nathalies Anwalt akzeptierte.

      Hauptsache, er könne seine Verlobte bald zu seiner rechtmäßigen Ehefrau machen, hatte er Dr. Hoffmann wissen lassen und alles klaglos unterschrieben.

      Und jetzt, das heißt, in zwei Wochen, war es also soweit. Er würde als freier Mann den Gerichtssaal verlassen und wahrscheinlich gleich von Marlies vors Standesamt geschleppt werden.

      Die Kinder reagierten unterschiedlich auf die Nachricht. Steffi fragte, ob ihr Papi dann nicht mehr ihr Papi sei. Dennis versuchte, seine Bestürzung hinter einem flapsigen ›Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst‹ zu verstecken und Sandra, die ihren Vater abgöttisch liebte und sich lange nicht mit der Trennung hatte abfinden können, brach in verzweifeltes Weinen aus.

      In den nächsten Tagen hatte Nathalie einiges zu tun, um das Seelenleben ihrer drei Rangen einigermaßen im Gleichgewicht zu halten. In dieser Zeit wurde Clemens ihr unverhofft zu einem wahren Freund und Retter in der Not.

      Mit seiner lockeren, ungezwungenen Art schaffte er es, die Kinder zum einen aufzumuntern, ihre Ängste, Sorgen und auch ihre Wut auszusprechen. Zum anderen unternahm er interessante Dinge mit ihnen, die sie von ihrem Kummer ablenkten.

      Nach und nach wurden sie wieder zu der fröhlichen Rasselbande, die das Haus und den Garten auf den Kopf stellte und deren fröhliches Gelächter die Räume erfüllte.

      In der Nacht vor dem Gerichtstermin schlief Nathalie schlecht. Sie fühlte sich wie zerschlagen, als sie am Morgen aufstand, um den Kindern das Frühstück zuzubereiten.

      Der Termin war auf elf Uhr angesetzt. Als Nathalie im Gerichtsgebäude erschien, saß Werner bereits vor dem Raum, hinter dessen Türen die Scheidungsverhandlung stattfinden würde. Neben ihm saß Marlies, das Kinn siegessicher in die Höhe gereckt, mit einem kleinen, spöttischen Lächeln auf den Lippen, das Nathalie galt.

      Natty übersah es. Sie hätte später nicht mehr sagen können, wie sie diese Stunde – länger dauerte die Verhandlung nicht – überstanden hatte. Sie wußte auch nicht mehr, was alles besprochen worden war. Nur eines hatte sie glasklar verstanden: Werner und sie waren ab sofort rechtskräftig geschieden.

      Wie in Trance verließ sie das Gerichtsgebäude.

      Hinter sich erklangen Marlies’ Jubelschreie, mit denen sie Werner um den Hals gefallen war. Ihre hohe, schrille Stimme brach sich an den Wänden des altehrwürdigen Gemäuers und hallte nervtötend durch die Flure.

      Nathalie konnte es nicht ertragen. Hastig rannte sie die Treppe hinunter, riß die Tür auf und…

      »Clemens!«

      Wie ein Fels in der Brandung ihres aufgewühlten Lebensmeeres stand er vor ihr und lächelte auf sie herab. Sein Anblick löste eine Welle der Erleichterung in Nathalie aus, die sie geradezu auf ihn zuspülte. Mit einem kleinen, glücklichen Aufschrei fiel sie ihm um den Hals und küßte ihn, bis sie beide keine Luft mehr bekamen.

      »Hallo, Liebling.« Seine Stimme klang so ruhig, so sanft. Nathalie hätte sich am liebsten in diesen Klang eingekuschelt. »Ich dachte, ein tüchtiger Spaziergang und danach ein kräftiges Essen würden dir guttun.«

      »Du tust mir gut«, flüsterte Nathalie selig. Dann nahm sie seine Hand und stieg mit ihm die wenigen Stufen zur Straße hinab.

      Hinte ihr erklang erneut Marlies’ aufgedrehtes Lachen, aber jetzt störte es Nathalie nicht mehr. Sie hörte es wahrscheinlich überhaupt nicht…

      *

      Jeden Tag bestürmte Sandra Maggy mit Fragen nach den Fotos. Mike hatte hastig einen Film abgeknipst und sie dann höflich, aber bestimmt aus seiner Agentur komplimentiert. Angeblich wollte er sich melden, wenn er einen Auftrag für sie hatte. Doch inzwischen waren Wochen vergangen, und Maggy hob nur jedesmal ratlos die Schultern, wenn Sandy sie nach dem Ergebnis des Castings fragte.

      An diesem Freitagmorgen war das allerdings anders. Maggy erwartete sie schon, als Sandy aus dem Bus stieg. Mit den Worten:

      »Mike hat ein Date für dich!« fiel sie der Freundin einfach um den Hals und tanzte mit ihr auf dem Bürgersteig herum. »He, ich hab’s dir doch gesagt. Mike macht dich zum Star. Du wirst berühmt.«

      Sandy begriff zunächst nur ›Bahnhof‹. Aber

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