Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marianne Schwarz

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Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marianne Schwarz Mami Bestseller Staffel

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ihres Ehrentages besuchten. Die alte Frau stellte nämlich betrübt fest: »Nur gut, dass du die Reni hast. Die macht dir wenigstens noch Freude, während ihre Mutter ganz andere Sachen im Kopf hat. Dabei war sie früher so ein liebes und aufmerksames Mädchen.«

      »Ja, seit dem sie ihren Doktor gemacht hat, schwebt sie nur noch in höheren Regionen und stellt sich vor, baldmöglichst die kaufmännische Leitung einer großen Firma, einer Kureinrichtung oder eines besser bezahlten Lehrstuhles übernehmen zu können. Sie denkt nur noch an sich und an ihre Karriere. So habe ich mir meine Ehe nicht vorgestellt.«

      »Sie hätte besser kein Kind haben sollen.«

      »Sie wollte ja auch keines, aber irgendwann hat es mit der Verhütung nicht geklappt.« Henrik lächelte spöttisch und ging dann zu einem anderen Thema über, was ziemlich leicht war, denn die kleine Irene war inzwischen sieben Monate alt und krabbelte schon munter durch die Wohnung ihrer Urgroßmutter.

      Gegen 17 Uhr begann das kleine Mädchen jedoch zu nörgeln. Offenbar müde und hungrig wollte es nur noch nach Hause. So verabschiedete sich Henrik von seiner Oma und versprach, bald wiederzukommen.

      *

      Seine Frau war natürlich nicht daheim, obwohl sie gerade diesen Nachmittag hatte nutzen wollen, um sich auf das Gespräch mit Professor Höllriegel vorzubereiten. Wahrscheinlich war sie schon wieder shoppen gegangen. Und das jetzt, da ihnen weniger Geld zur Verfügung stand. Nun, wahrscheinlich hatten ihre Eltern ihr wieder einmal ausgeholfen.

      Leise seufzend machte er dem Kind das Abendessen zurecht, fütterte es anschließend und brachte es dann zu Bett, wo ihm sofort die Augen zufielen.

      Inzwischen war mehr als eine Stunde vergangen, seine Frau aber immer noch nicht von ihrer Einkaufstour zurück. Nun gut, wenn sie meinte, dass sie das unbedingt brauchte, dann musste sie tun, was sie nicht lassen konnte. Es war ihm mittlerweile egal.

      Aber irgendetwas war anders als sonst. Er dachte einige Sekunden nach, dann fiel ihm ein, dass das Bad vorhin so leer gewirkt hatte. Plötzlich Schlimmes ahnend, öffnete er die Tür und stellte nach kurzem Rundumblick fest, dass Evelins Kosmetik und ihr Waschzeug einschließlich Zahnbürste fehlten.

      Sie ist ausgezogen, sie hat uns beide verlassen! Mehr konnte er zuerst nicht denken.

      Eine Inspektion ihres Kleiderschrankes bestätigte diese Vermutung. Der Schrank war nämlich leer, ihr Schreibtisch ebenfalls. Auf letzterem lag ein einfacher weißer Briefumschlag, auf dem lediglich sein Name stand.

      Er öffnete ihn mit zitternden Händen und las dann:

      Lieber Henrik,

      ich kann so nicht weiterleben, so zwischen Babygeschrei, Haushaltskram und Kleinstadtmief. Durch Papas Vermittlung habe ich eine prima Stellung in München bekommen und kann diese sofort antreten. Mir ist auch klar geworden, dass wir beide auf Dauer nicht zueinanderpassen. Deshalb bitte ich Dich, in die Scheidung einzuwilligen. Lass uns als Freunde auseinandergehen. Die Kleine überlasse ich Dir, das heißt, du bekommst das alleinige Sorgerecht. Und ich werde selbstverständlich die Alimente zahlen; ich habe mich bereits beim Jugendamt erkundigt und werde dorthin so bald wie möglich eine Verdienstbescheinigung schicken. Dort wird man dich auch beraten und unterstützen. Das hat man mir zugesagt. Ich werde Euch natürlich besuchen, wenn es meine Zeit erlaubt.

      Alles Gute für Dich und Irene von Evelin.

      P.S. Du wirst bald ein Schreiben von meinem Anwalt bekommen.

      So sah also das Ende seiner Ehe aus. Henrik legte den Brief mit zitternder Hand wieder auf den Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl, der davorstand. Den Kopf verzweifelt in beide Hände stützend saß er lange da und wusste zuerst einmal nicht, wie es mit ihm und dem Kind weitergehen sollte.

      Seine Frau hatte ihn verlassen, ohne mit ihm über ihre Absichten zu reden, ohne an das Kind zu denken. Aber so war sie eben! Oder so war sie im Laufe der letzten Jahre geworden. Früher hatte er über ihre spontanen Einfälle meist gelacht, das hier war jedoch nicht zum Lachen. Es war eine Tragödie.

      Nach einer fast schlaflosen Nacht gestand er sich ein, die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen zu haben. Evelin würde nie eine liebevolle Mutter werden, wie er insgeheim doch noch gehofft hatte, auch im Laufe der nächsten Jahre nicht. Ihm blieb jetzt nur noch übrig, sich so schnell wie möglich auf die neue Situation einzustellen. Aber wie?

      Einen Kita-Platz bekam er erst zum nächsten Jahr, die bezahlte Freistellung von der Arbeit, die sogenannte Vaterzeit erst ab Oktober. Also noch mehr als fünf Monate, für die er niemanden hatte, der sich um Reni kümmerte. Aber er musste jetzt eine Lösung finden und zwar unverzüglich.

      Nun, vielleicht konnte er zunächst ein oder zwei Wochen Urlaub bekommen. Und in dieser Zeit musste es ihm gelingen, für Reni eine private Pflegerin zu engagieren oder eine geeignete Tagesmutter zu finden.

      Er wusste zwar nicht, wie er diese bezahlen sollte. Aber es gab ja bekanntlich für alles eine Antwort. Und wo ein Wille war, da war auch ein Weg.

      Sein Arbeitgeber war verständnisvoller, als er geglaubt hatte. Er gewährte ihm Urlaub und war sogar damit einverstanden, dass er danach seine ohnehin geplante Freistellung schon jetzt in Anspruch nahm. Damit war zumindest für die nächsten drei Monate das Kind gut versorgt, und er hatte wesentlich mehr Zeit, eine geeignete Tagesmutter zu finden.

      Und so begann für Henrik Hollstein eine schwere, aber nicht direkt unglückliche Zeit, auch wenn sein monatliches Einkommen schmal war und er auf vieles verzichten musste.

      Die kleine Reni bemerkte das Fehlen ihrer Mutter nicht. Sie war genauso zufrieden wie zuvor, denn sie hatte ja ihren Papa. Und manchmal auch die Uroma, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters den beiden half, so gut sie es eben noch vermochte. Sie kaufte Anziehsachen und Windeln und lud die beiden mitunter zum Essen ein. Diese Unterstützung war auch bitter nötig.

      Renis Mutter schien nämlich vollkommen vergessen zu haben, dass sie den Unterhalt für ihr Kind zu zahlen hatte. Sie war telefonisch auch nur selten zu erreichen. Und wenn es Henrik doch mal gelang, dann versprach sie zwar hoch und heilig, ihren Verpflichtungen umgehend nachzukommen, tat es aber nicht. Anrufe bei ihren Eltern waren ebenfalls zwecklos. Die beiden gaben vor, sich nicht in die Angelegenheiten ihrer Tochter mischen zu wollen. Und so blieb Henrik nichts anderes übrig, als diesen Tatbestand dem Jugendamt mitzuteilen. Ob die Damen und Herren dieser Behörde mehr Erfolg zu verzeichnen haben würden, war allerdings fraglich.

      So vergingen die nächsten Monate, in denen Evelin schließlich eher unfreiwillig und auch nicht pünktlich die Alimente zahlte. Nach ihrem Kind fragte sie jedoch nur selten.

      *

      Mehr als drei Jahre hatte Gitta Wenzel ihren nach einem Sportunfall gehbehinderten Freund gepflegt, hatte für ihn gesorgt, hatte ihn zu den entsprechenden Ärzten und Therapeuten gefahren, hatte ihre Freizeit, ihren Urlaub und viel Geld geopfert, ihm immer wieder Mut gemacht und hatte mit ihm gelitten und sich über den kleinsten Erfolg mit ihm gefreut.

      Inzwischen war Reinhard Wagner so gut wie gesund – und hatte bei seinem letzten Kuraufenthalt eine andere Frau kennengelernt. Und diese Frau wollte er heiraten. Und sie, Gitta, war ihm wohl nicht mehr gut genug und hübsch genug. Und damit vollkommen überflüssig! Sie hatte so schnell wie möglich aus seiner Wohnung auszuziehen und aus seinem Leben zu verschwinden. So einfach war das.

      Nein, es war gar nicht einfach. Es war beinahe eine Katastrophe! Sie hatte nämlich selbst so gut wie nichts, was Möbel und Hausrat anbelangte, weil sie damals bei ihm in

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