Der Bergpfarrer 152 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer 152 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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diesen Worten machte Dr. Wiesinger eine finstere Miene.

      »Was ist denn das?« erkundigte sich Sebastian.

      »Sie haben vorhin richtig bemerkt, daß das Wartezimmer voller Patienten ist«, sagte Toni. »Die Sommergrippe geht um, und die Leut’ greifen nach allen Mitteln, um wieder gesund zu werden.«

      Er hielt das Fläschchen hoch.

      »Aber anstatt zum Doktor zu geh’n, schlucken s’ lieber dieses Zeugs hier«, setzte der Arzt ärgerlich hinzu. »Die Flasche hab’ ich dem Stranninger weggenommen. Kommt der Kerl doch tatsächlich damit her und erzählt, er habe diese ›Medizin‹ beim Brandhuber gekauft, und ob ich ihm das net nachträglich verschreiben könnt’. Weil’s ja so teuer war, wollt’ er gern das Geld von seiner Krankenkasse erstattet haben. Na, dem hab’ ich aber was erzählt!«

      »Vom Brandhuber?«

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      »Ja, werden die Leut’ denn nie gescheit!«

      Alois Brandhuber war der selbsternannte Wunderheiler von St. Johann. In Vollmondnächten trieb er sich in der Gegend herum, um nach Kräutern und Wurzeln zu suchen, aus denen er seine obskuren Mixturen braute. Die Tees, Salben und Tropfen verkaufte er dann für viel Geld an seine gutgläubigen Mitmenschen, die hofften, dadurch von ihren Zipperlein geheilt zu werden.

      Es war ein ewiger Kampf, den der Bergpfarrer gegen den Brandhuber-Loisl führte, und ganz besonders verdächtig wurde es, wenn man von dem Scharlatan lange nichts hörte, wie es in der letzten Zeit gewesen war. Denn dann konnte man sicher sein, daß Loisl seine Geschäfte im Geheimen machte.

      »Gerade jetzt ist ja die beste Zeit, um dieses Zeug an den Mann zu bringen«, sagte der Arzt. »Die Leut’ wollen verständlicherweise gesund werden, und das schnell. Aber eine Grippe braucht nun mal ihre Zeit, bis man sie überstanden hat, da ist’s ein Irrtum, wenn man glaubt, mit den Brandhuberschen ›Medikamenten‹ nachhelfen zu können. Das ist nur rausgeschmissenes Geld!«

      »Ich werd’ mir den Burschen bei Gelegenheit vorknöpfen«, versprach Pfarrer Trenker. »Und diesmal wird er’s sich hoffentlich hinter die Ohren schreiben.«

      Er deutete auf das braune Fläschchen.

      »Was mag da wohl alles drin sein?«

      »Keine Ahnung«, erwiderte Dr. Wiesinger. »Aber ich schick’s gleich heut’ nachmittag und laß es analysieren.«

      »Gib mir Bescheid, wenn du das Ergebnis hast«, bat der Geistliche.

      »Mach’ ich«, nickte Toni und geleitete Sebastian zur Tür.

      Der gute Hirte von St. Johann ging nicht gleich zum Pfarrhaus zurück, sondern schlug den Weg zu der halbverfallenen Hütte ein, die Alois Brandhuber am Rande des Dorfes bewohnte. Der Alte sah genauso vernächlässigt aus wie seine Behausung. Das Haar war grau und verfilzt, die Kleidung alt und zerschlissen und vermutlich vor Jahren das letzte Mal gewaschen worden. Eigentlich hätte jeder, der dem Brandhuber-Loisl begegnete, gleich Reißaus nehmen müssen, doch leider fielen seine Heilsversprechen immer wieder auf fruchtbaren Boden, und die Geschäfte bescherten ihm ein lukratives Einkommen.

      Sebastian klopfte an der Tür, die schief aus den Angeln hing. Indes schien er sich den Weg hierher umsonst gemacht zu haben. Der »Wunderheiler« war nicht zu Hause.

      *

      »Ach, ist das schön hier!«

      Die Freundinnen hatten eine steile Bergwiese erklommen und sich ins Gras gesetzt. Neben ihnen lag der Rucksack, der ein wenig Proviant enthielt. Über zwei Stunden waren sie schon unterwegs, und Kathi hatte Saskia einige der schönsten Ecken ihrer Heimat gezeigt.

      Gestern abend waren sie zwar zeitig nach Hause gefahren, dennoch konnten sie nicht gleich schlafen gehen. Sie saßen in Kathis Zimmer, hörten die Musik ihres einstigen Idols und unterhielten sich über tausend Dinge.

      »Hast du eigentlich wieder einen Freund?« wollte die Bauerntochter beispielsweise wissen.

      Saskia hatte ihr vor geraumer Zeit geschrieben, daß sie die Beziehung zu ihrem damaligen Freund beendet hatte. Der Schuft, so hatte sich herausgestellt, war nämlich ein Casanova, der gerne mehrere Eisen gleichzeitig im Feuer hatte.

      Die Studentin schüttelte den Kopf.

      »Das Thema ist vorläufig abgehakt«, antwortete sie. »Mal ganz abgesehen davon, daß mir die Uni kaum Zeit für private Vergnügungen läßt, hab’ ich erstmal die Nase voll von Beziehungsstreß.«

      Seltsamerweise mußte sie bei diesen Worten an einen ganz bestimmten Burschen denken...

      »Wie steht’s denn mit dir und Florian?« fragte Saskia. »Werdet ihr heiraten?«

      Kathi zuckte die Schultern.

      »Gesprochen haben wir darüber noch net«, sagte sie. »Aber ich denk’ schon.«

      Sie lächelte.

      »Wir sind jetzt fast ein Jahr zusammen, und auf dem Burgerhof werd ich schon fast wie die zukünftige Schwiegertochter empfangen«, fuhr sie fort. »Mit Richard und Margret, das sind Floris Eltern, komm’ ich gut aus, und wenn wir heiraten, dann zahlen meine Eltern eine gute Mitgift. Freilich möcht’ ich mal als Bäuerin auf dem Hof einheiraten. Hier würd’ ich ja nur als Magd vom Thomas arbeiten können, wenn er unsren Hof mal übernimmt.«

      Saskia verstand, wie das alles zusammenhing. Eine Braut, die Geld mitbrachte, wurde gerne genommen. Andererseits stand Kathis Bruder als Erstgeborenem der Hof zu. Freilich würde er die Schwester auszahlen müssen, wenn sie einmal heiratete, aber bis dahin wäre sie darauf angewiesen, sich bei ihm als Magd zu verdingen.

      »Wenn ich irgendwann mal mit dem Studium fertig bin, steig’ ich bei meinem Vater in die Praxis ein«, erzählte Saskia. »Schon mein Urgroßvater war Arzt, dann der Großvater und schließlich Papa.«

      Sie schmunzelte.

      »Alle hatten sie Söhne«, setzte sie hinzu, »bloß ich hab’ die Tradi­tion unterbrochen und bin ein Madl geworden.«

      »Ich wette, deine Eltern hat’s trotzdem gefreut«, lachte Kathi.

      Sie schauten auf die Uhr und gähnten gleichzeitig.

      »Um Gottes willen«, stieß die Bauerntochter hervor, »in drei Stunden klingelt der Wecker. Laß uns bloß noch ’ne Mütze voll Schlaf nehmen.«

      Saskia nickte und ging in ihr Zimmer. Es waren heute so viele neue Eindrücke auf sie eingestürzt, daß sie eigentlich viel zu aufgekratzt war, um rasch einschlafen zu können, doch dann schloß sie die Augen und wachte erst wieder auf, als das unbarmherzige Klingeln des Weckers sie wieder aus dem Schlaf riß.

      Kurze Zeit später klopfte Kathi an die Tür.

      »Ich hab’ dir ein paar Sachen mitgebracht«, sagte sie nach dem Morgengruß.

      Beide lachten, als Saskia die derbe Hose und die blaue Arbeitsjacke angezogen hatte.

      »Mensch, wenn meine Eltern mich so sehen könnten – die würd’ glatt der Schlag treffen«, rief die Studentin.

      »Kein

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