Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Tode bekamst. Zum Dank dafür heiratetest du seine Tochter.«

      »Das stimmt nicht ganz, Onkel, ich liebte meine Frau. Leider starb sie zu früh.«

      »Hast es dir eingebildet, mein Junge. Das weiß ich, der ich durch die Hölle der Liebe gegangen bin. War sie gut, deine Ilse? Ja, sie war lieb und nett, aber keine rechte Frau für dich. Du wirst an meine Worte denken, wenn du einmal die rechte gefunden hast.«

      Je länger der Kranke sprach, desto überraschter war Swen. Es war erstaunlich, wie gut der Onkel über ihn Bescheid wußte.

      »Du hast eine Tochter«, sprach nun wieder die dünne, brüchige Stimme. »Ich weiß, sie ist drei Jahre alt. Ist verzogen und verwöhnt.«

      »Ein Kind, das ohne Mutter aufwächst, Onkel!«

      »Brauchst dich nicht zu entschuldigen, Junge. Brauchst ja nur wieder zu heiraten, mußt überhaupt heiraten. Hörst du, du mußt! Du darfst nicht ohne Erben bleiben, das wäre Frevel an deinem Geschlecht. Versprichst du mir das?«

      »Aber, Onkel, ich weiß nicht.«

      »Nein, du weißt nicht – jetzt noch nicht. Aber du wirst es gleich wissen. Und du sollst mir versprechen…«

      Swen sah, wie der Kranke nach dem Herzen griff, wie er sich zu erregen begann, und nickte wie unter einem Zwang. Da wurde der Mann wieder ruhiger.

      »Ich habe deine Mutter geliebt, deinen Vater gehaßt«, flüsterte er. Swen zuckte zusammen.

      »Onkel Leopold!«

      »Laß nur, daran ändert dein ganzes Entsetzen nichts. Dein Vater war ein ganzer Mann, stolz und aufrecht – genau wie du, sein Sohn! Er besaß alles, wonach ich förmlich lechzte – Schönheit, Kühnheit. Auch die von mir bis zur Raserei geliebte Frau. Darum haßte ich ihn. Und dich auch, weil du ihm bis zur Lächerlichkeit gleichst. Das war unrecht von mir, das habe ich voll bitterer Not erkennen müssen.«

      Er brach unvermittelt ab und schien angestrengt über etwas nachzudenken. Swen hatte eine so eigenartige Stunde noch nie erlebt, und das Herz klopfte ihm vor Unruhe bis zum Halse hinauf.

      »Du weißt noch nicht, wie das ist, wenn man innerlich fast verbrennt – vor Liebe, vor Leidenschaft, und dazu so aussieht wie ich. Aber du wirst es schon noch erfahren. Bist ja ein echter Hellersen, und die hat die Liebe nie verschont. Hat sie geschleift durch Himmel und Hölle. Ich habe nur die Hölle kennengelernt.«

      »Aber Onkel, wie kannst du dich nur so erregen«, sagte Swen vorwurfsvoll, als er merkte, wie sehr sich der Kranke quälte. »Ich werde jemand herbeirufen, damit er dich bequemer bettet.«

      »Nein, ich will mit dir allein bleiben«, kam es eigensinnig zurück. »Kennst du die Gerswint Hellersen? Ich weiß, du kennst sie, hast sie nur fünf Jahre nicht mehr gesehen. Sie ist schön, aber hochmütig und hoffärtig, genau wie ihre Mutter, wie die ganzen Kinder überhaupt nach dieser dünkelhaften, verschwenderischen Frau geraten sind. Keines ist Hellersensche Art, schade. Sie sind nicht schlecht, nur im Sinne ihrer Mutter erzogen – falsch, total falsch. Ganz wertvolles Material, kann viel Gutes daraus geschaffen werden.«

      Diese lange Rede schien den Kranken sehr angestrengt zu haben. Er legte sich völlig erschöpft im Lehnstuhl zurück und sah den Neffen mit angstvollen, hilflosen Augen an.

      »Deine Hände, Junge«, murmelte er. »Sie strömen so viel Kraft aus, so große Beruhigung.«

      Swen faßte behutsam nach den welken Greisenhänden. Stand über den Kranken gebeugt da und wagte sich nicht zu rühren. Bemerkte mit Grausen, wie das häßliche Gesicht sich veränderte, spitz und kalkweiß wurde. Der Atem wurde immer unregelmäßiger, unruhiger, wurde zuletzt pfeifend und schwer.

      Die Augen des Kranken öffneten sich beängstigend weit, die Lippen liefen blau an.

      »Swen, versprich mir…«, keuchte er mit großer Anstrengung. »Vergiß nie, daß du – ein Hellersen – bist. Die Pflicht – gegen dein – Geschlecht…«

      Ganz plötzlich sank die verkrampfte Gestalt in sich zusammen; über das Antlitz ging ein verklärender Schein.

      »Gertraude«, flüsterte er. »Gertraude!«

      Dann fiel der Kopf schwer vornüber, und Swen wußte, daß er einen Toten vor sich hatte. Vorsichtig löste er seine Hände und legte den entseelten Körper in die Kissen des Lehnstuhls zurück. Der Hund winselte jämmerlich und drängte sich wie hilfesuchend an Swen, der ihm tröstend über den mächtigen Kopf strich. Er streckte sich dann wieder zu Füßen seines toten Herrn, und Hellersen schoß es durch den Sinn, wie schwer es sein würde, den treuen Gesellen von diesem Platz zu bekommen. Sein Blick ging wieder zu dem Toten hin, der so friedlich aussah.

      Lieber Onkel Leopold, dachte er traurig. Warum hast du mich nicht früher zu dir gerufen? Nun habe ich dich kennengelernt, um dich gleich wieder zu verlieren.

      Niedergedrückt schlich er leise durch das Zimmer, öffnete die Tür zur Halle – und schrak zurück. Vor ihm standen die Herren Glang, Melch und Wieloff und hinter ihnen Gestalten in Dienstkleidung, wohl das Schloßpersonal. Alle sahen sie mit atemloser Spannung zu ihm hin, und Swen mußte heftig schlucken, bevor er sprechen konnte. Und als er es endlich tat, klang seine Stimme dennoch heiser und gepreßt.

      »Mein Onkel ist tot. Eben jetzt verschieden.«

      Da senkten sich die Köpfe gottergeben, und hie und da wurde unterdrücktes Schluchzen laut.

      »Also doch«, sagte der Sanitätsrat traurig. »Wir haben es stündlich erwartet. Hat er wenigstens einen leichten Tod gehabt?«

      »Er schlief mir unter den Händen ein.«

      »Wie gut, daß Sie noch zur Zeit kamen, Herr Baron«, sagte der Arzt. Er betrat leise das Sterbezimmer, und die anderen folgten ihm.

      Hellersen blieb in der Halle zurück und ließ sich in den nächsten Sessel sinken. Seine Gedanken hasteten hinter der Stirn wie aufgescheuchte Vögel und kehrten doch immer wieder zu der Frage zurück: Warum hat man mich hierhergerufen?

      Diese Männer und Frauen, die jetzt im Sterbezimmer weilten und über den Tod des Schloßherrn so erschüttert waren, mußten dem Verstorbenen doch nahegestanden haben. Er jedoch war ihm ein Fremder. Und doch hatte Onkel Leopold so merkwürdig gut über ihn Bescheid gewußt. Immer rätselhafter erschien ihm das alles, immer verworrener und geheimnisvoller.

      Eben kehrten die Trauernden aus dem Sterbezimmer in die Halle zurück. Die Dienerschaft zog sich leise zurück, und die vier Herren beratschlagten, wo sie den Hund hinschaffen könnten. »Man müßte Harras zu dem Oberförster bringen«, sagte der Sekretär. »Dort kann er bleiben, bis hier alles vor­über ist. Aber er wird sich kaum dorthin führen lassen. Und fort muß er, weil er niemand an den Toten heranläßt.«

      »Man müßte ihn betäuben«, schlug der Baron vor, und dieser Vorschlag konnte in die Tat umgesetzt werden, da der Arzt ein geeignetes Betäubungsmittel in seiner Medikamententasche mit sich führte. Es gab nun noch ein schweres Stück Arbeit, bis man den betäubten Hund zur Oberförsterei schaffen konnte. So schwer es allen auch fiel, man mußte die Läufe fesseln und dem Tier einen Maulkorb umbinden, damit man es, wenn es aus der Betäubung erwachte, bändigen konnte. Erst als der treue Wächter entfernt war, konnte man den Toten hinlegen.

      Mittlerweile war es Abend geworden, und der Diener Christian

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