Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Julius Wolff - Julius Wolff страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Die wichtigsten Werke von Julius Wolff - Julius Wolff

Скачать книгу

ein Leids getan.«

      »Aber er macht Euch Leute zu Feinden, die besser Eure Freunde wären!«

      » Ad exemplum den edlen Grafen Albrecht von Regenstein. Ihr habt es uns merken lassen, Herr Graf!«

      »Daß Euch das Wetter, Herr! Ihr sollt es noch anders merken!« brauste der Graf und stieß mit dem Schwert auf den Boden.

      »Heia! was gibt es zwischen euch, ihr Herren?« frug die Äbtissin lachend.

      »O ich habe noch einen anderen Span mit dem Bischof,« erwiderte der Graf finster. »Er ist meiner Gerichtsbarkeit ins Gehege gekommen, hat hier in der Stadt ohne mein Wissen und Willen ein geistlich Gericht bestellt, und der Rat scheint mit ihm unter einer Decke zu stecken, denn er läßt ihn gewähren und leistet ihm Vorschub mit seinem Aftergericht. Zwei Hintersassen waren vor meine Dingbank geladen, haben sich aber nicht gestellt, sondern hier in der Stadt vom Rektor an Sankt Ägidien Recht genommen. Da habe ich mir als Geiseln ein paar Quedlinburger gefangen und eingelegt.«

      »Die aber ganz unschuldig sind«, warf der Stiftshauptmann ein.

      »So liefert mir die Schuldigen aus, daß ich ihrem Beschulden nach mit ihnen verfahren kann. Bis dahin und so lange Ihr ein bischöflich Gericht in Euren Mauern duldet, will ich der Stadt Fein sein«, entgegnete der Graf mit großer Heftigkeit.

      »Habt Ihr dem Bischof seinen Übergriff nicht vorgehalten?« frug die Äbtissin.

      »Mit recht deutlichen Worten, gnädige Domina!« erwiderte der Graf und bewegte dabei zum größeren Nachdruck nickend das Haupt. »Wißt Ihr, was er mir darauf antwortete? – Geistlich Recht ginge vor weltlich Recht, sein Krummstab reichte weiter als mein Schwert!«

      »Und Ihr?«

      »Ich schlug mit der Faust auf den Tisch, daß er krachte, und schrie den Bischof an: Dann sehet zu, wie sich krumm und grade miteinander verträgt! Danach saß ich flugs auf, trabte hierher – und da bin ich!«

      »Und dabei laßt Ihrs bewenden?«

      »Daß ich ein Narr wäre!« lachte der Graf. »Ehe mein hinterlistiger Namensvetter auf seinem bischöflichen Throne sitzt, sitz' ich wieder in Schloß Emersleben, und wenn ich jeden einzelnen seiner eingenisteten Pfaffenknechte kopfüber von den Zingeln in den Graben werfen soll. Bin ich damit fertig, so kommen die Herren Quedlinburger an die Reihe. Ich will ihnen zeigen, wer hier Gerichtsherr ist, ich oder der Bischof!«

      »Gräfin Kunigunde,« sprach die Äbtissin sich rasch erhebend, »wir gehen nicht nach Halberstadt!«

      »Domina!!«

      »Wir gehen nicht nach Halberstadt!« wiederholte sie herrisch befehlend.

      »Jesus, mein Beistand! das kann Euer Ernst nicht sein!« jammerte Kunigunde, »es wäre nicht zu verantworten!«

      »Ihr braucht es ja nicht zu verantworten, das tu' ich!« erwiderte Jutta.

      Die Pröpstin seufzte und sandte einen verzweifelten Blick gen Himmel.

      Der Stiftshauptmann rückte ärgerlich auf seinem Sessel und begann: »Aber unter welchem Vorwande, gnädigste Frau –«

      »Vorwand?« sagte Graf Albrecht, der sich zugleich mit der Äbtissin erhoben hatte, »braucht es eines Vorwandes, wenn die Fürstin von Quedlinburg den Bischof von Halberstadt meiden will? Aber wenn Ihr darum verlegen seid, Herr Stiftshauptmann, so will ich Euch einen Vorwand sagen. Dem Bischof fehlt die Konfirmation des Heiligen Stuhles. Der Papst hat den Herzog Albrecht nicht bestätigt und wird ihn nie bestätigen.«

      »Wie wollt Ihr das wissen, Herr Graf?« frug die Pröpstin herausfordernd dazwischen.

      »Das schreibt, Herr Willekin!« gebot aber schnell die Äbtissin. »Schreibt dem Bischof, nächst des Kaisers Majestät wäre der heilige Vater unser Oberherr; wir könnten uns daher an einer Weihe nicht beteiligen, die ohne den päpstlichen Segen in unseren Augen keine rechte Weihe wäre.«

      »Gut, gut!« frohlockte der Graf.

      Der Stiftshauptmann schüttelte den grauen Kopf und sagte: »So erlaubt wenigstens, gnädige Fürstin, daß ich nach Halberstadt reite und Eure Ablehnung beim hochwürdigsten Bischof mit allem Glimpf selber ausrichte.«

      »Tut das, Herr Stiftshauptmann!« erwiderte die Äbtissin, »meinen Willen wißt Ihr.«

      »Das soll nicht geschehen,« widersprach der Graf.

      »Herr Willekin reitet nach Halberstadt,« befahl die Äbtissin erhobenen Hauptes. »Euer Einspruch ändert daran nichts, Herr Graf!«

      Graf Albrecht lachte hell auf: »Meinetwegen, laßt ihn auf allen vieren zum Bischof kriechen, hochgebietende Fürstin und Domina!«

      Der Äbtissin schoß das Blut in die Wangen; zürnend wandte sie sich ab.

      Der Stiftshauptmann war beleidigt aufgefahren, zu einer raschen Erwiderung bereit, aber ein stolzer Blick des Grafen band ihm die Zunge. Mit einem gnädigen Nicken gab die Äbtissin ihm Urlaub; er verließ das Gemach und begab sich von der Burg hinab in die Stadt zu geheimer Unterredung mit dem Bürgermeister und einigen Ratsherren.

      Gräfin Kunigunde freute sich über die dem Grafen erteilte Zurechtweisung ebenso sehr, wie sie der Äbtissin die darauf erfolgte Antwort desselben gönnte. Selber jedoch verstimmt, daß sie mit ihrem schon so oft erprobten Rate nicht durchgedrungen war und die Äbtissin unter dem Einflusse des übermütigen Grafen von Regenstein wieder einmal einen großen Fehler beging, zog auch sie sich nach einem sparsamen Gruße zurück und ließ die Äbtissin mit ihrem mächtigen Schutzvogt allein.

      Graf Albrecht machte eine tiefe Verbeugung hinter der mürrisch Davonsegelnden her und sagte dann: »Die Gunst unserer holdseligen Pröpstin hab' ich einmal wieder verspielt und muß nun ihre Ungnade tragen.«

      Die Äbtissin antwortete nicht; sie stand am Fenster und schmollte. Des Grafen höhnisches Lachen hatte sie sehr empfindlich berührt, und sie wartete nun auf ein versöhnendes Wort aus seinem Munde. Hatte er denn nicht gemerkt, was in ihrem Schwanken zwischen Annahme und Ablehnung der bischöflichen Einladung den Ausschlag gegeben hatte? Freilich, – seiner großen Erregtheit mußte man etwas zugute halten, und Jutta hatte ihn gereizt. Das tat ihr jetzt leid, und an ihr war es, nun wieder einzulenken. Er mußte noch etwas Besonderes auf dem Herzen haben, daß er nicht ging. Sie wollte ihm zu Hilfe kommen.

      Sich zu ihm wendend sprach sie ein wenig schüchtern: »Herr Graf, was glaubt Ihr, daß der Bischof tun wird, wenn wir beide nicht zu seiner Weihe kommen?«

      Der Graf zuckte die Achseln und erwiderte: »Zunächst wird er sich gründlich darüber ärgern, und das gönn' ich ihm.«

      »Wird er meine Bedenken wegen des Papstes gelten lassen?« frug die Äbtissin weiter.

      »Schwerlich,« versetzte der Graf.

      »Aber dann wird er nach einem anderen Grunde suchen, vielleicht wähnen, daß ich nur Euch – daß nach Eurem Streite –«

      »Daß Ihr nur mir zu Liebe wegbliebet?« ergänzte der Graf. »Nun, laßt ihn doch in dem Irrtum, er hat ja keine Gewalt über Euch.«

      Jutta schwieg und machte sinnend einige Schritte auf und ab. Endlich sagte sie: »Was meint Ihr, Herr Graf,

Скачать книгу