Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt

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kleinen Rohrhütte, nachher in einer steinernen Zelle von fünf Fuss Höhe Gott zu dienen. – Die Entbehrungen, welchen diese im Überfluss erzogenen Menschen sich unterzogen, sind so furchtbar, dass nur ein ausserordentlicher Organismus ihnen die Spitze bieten konnte758; die Geringfügigkeit und Schlechtigkeit der Nahrung wird – für unser Gefühl – noch überboten durch den abscheulichen Schmutz und das Ungeziefer, zu dessen Duldung diese Männer sich verpflichtet glaubten wie im vierzehnten Jahrhundert ein Bruder Amandus (Suso) und andere. Eine Reaktion dieser Art war übrigens ganz natürlich, nachdem die vorhergehenden Geschlechter in den prachtvollsten Thermen aller Üppigkeit gedient hatten. Die grösste Entbehrung, diejenige des menschlichen Umganges, mag ganz ausser Berechnung bleiben; das einzige geistige Mittel der Erhebung war, dass die Eremiten die Bibel auswendig wussten. Dies schützte sie jedoch nicht gegen die heftigsten innern Kämpfe, welche sich zum Teil durch scheinbar äussere, dämonische Anfechtungen kundgaben. Man könnte hier an die Personifizierung alles Geistigen denken, welche dem Altertum eigen ist, allein es bedarf einer solchen Hinweisung nicht einmal. Bald ist es die eigene Sinnlichkeit, bald die Erinnerung aus dem frühern Leben, bald der Reflex der Wüste und ihrer Naturschrecken, was die Einsiedler mit angstvollen Visionen heimsucht. Weltberühmt, jedoch durch Jacques Callot auf immer in das Reich des Burlesken gewiesen, ist die Erscheinung des grossen höllischen Heeres in dem Grabmal, das dem Antonius zur Wohnung diente: »Da öffneten sich die Wände, und die Dämonen erschienen als Schlangen, Löwen, Stiere, Wölfe, Skorpionen, Pardel und Bären, alle brüllend und drohend.« – Andere Male treten sie in menschlicher Gestalt auf, lärmend, pfeifend und tanzend, und schlagen den Heiligen halb tot. Noch bunter sind die Visionen des Hilarion; jede Nacht erhebt sich um ihn herum spukhafter Lärm aller Arten, Kindergeschrei, Blöken von Schafherden, Gebrüll von Stieren, Schritte eines Kriegsheeres; bei hellem Mondschein stürzt ein Wagen mit wilden Rossen auf ihn zu, wird aber bei dem Angstruf »Jesus!« von der Erde verschlungen; nackte Weiber, reichbesetzte Tische erscheinen, oder es springen Wölfe und Füchse vorbei, während der Heilige betet; einmal entsteht vor seinen Augen ein Gefecht von Gladiatoren, deren einer sterbend ihm zu Füssen stürzt und mit brechendem Blick ihn um ein Begräbnis bittet. Ja, der böse Geist nimmt auch jene schauerliche Art an, die das Gespenst in Sindbads Reisen so unvergesslich macht; er springt dem zum Gebet knienden, aber etwas zerstreuten Hilarion rittlings auf den Rücken, stemmt ihm höhnend die Fersen in die Seiten und will sich gar nicht mehr abschütteln lassen. – Am leichtesten werden diese Eremiten noch mit gewissen Dämonen fertig, welche ganz ehrlich in ihrer wahren Gestalt, als Satyrn und Centauren, erscheinen und bisweilen sogar Bekehrung und Fürbitte wünschen. Der grosse Hieronymus, der759 in betreff der Centauren nicht entscheiden will, ob sie eine blosse Verkappung des Teufels seien oder ob die Wüste wirklich solche Geschöpfe hervorbringe, beharrt dagegen auf der Echtheit des Satyrs, welcher dem heiligen Antonius auf der Reise zum heiligen Paulus den Weg wies und ihn um Fürbitte flehte; unter Constantius sei ja eine solche Kreatur in der Wüste gefunden, lebendig nach Alexandrien gebracht und nach bald eingetretenem Tode eingesalzen nach Antiochien gesandt worden, damit der alldort residierende Kaiser einen Augenschein nehmen konnte. Der Satyr des heiligen Antonius war übrigens den Bocksfüssen und Hörnern zufolge ein Panisk, der ausserdem die krumme, gebogene Nase aus der mutwilligen alten Zeit beibehalten hatte760.

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