Ich schenke dir den Tod. Ralf Gebhardt

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Ich schenke dir den Tod - Ralf Gebhardt Krimi

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      Am nächsten Morgen stand Störmer später auf und fuhr zurück nach Mansfeld. Er wollte erst mittags in der Schule sein. Dabei hoffte er, die Lehrer anzutreffen, die ihm von Nagels Klasse berichten konnten.

      Unterwegs rief er im Büro an. Immer noch nichts, keine Liste oder Hinweise. Auch die Regionalpresse hatte den Fall zum Glück vorerst nicht weiter verfolgt. Wenigstens etwas.

      »Herein.«

      Die Direktorin des Mansfelder Gymnasiums blickte ihn interessiert und freundlich an.

      »Guten Tag, danke. Mein Name ist Richard Störmer.«

      »Was kann ich für Sie tun, Herr Störmer?«

      Er schob ihr seinen Dienstausweis hin. Sie nickte in Richtung der Besucherstühle.

      »Was ist passiert?«

      »Nichts, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe nur ein paar Fragen.«

      »Das kenne ich aus den Fernseh-Krimis …«

      Damit war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Er bat um Verschwiegenheit und berichtete in groben Zügen von dem Fund. Auch von Staatsanwalt Nagels Idee, wonach sie sich mit ihrer Hilfe aus dem Blickwinkel der Mitschüler einen Überblick über die letzten fünf Jahre verschaffen wollten.

      »Hm, vielleicht kann ich helfen. Aber einfach wird es kaum. Ich bin jünger als Sie.«

      Störmer sah sie verwundert an.

      »Wir reden von einer Schulklasse, die ich selbst nicht miterlebt habe.«

      »Oh, na klar, verstehe …«

      »Aber ich weiß, wer damals Direktorin war und kenne auch einige Lehrer aus dieser Zeit.«

      »Sehr gut, danke.« Störmer war erleichtert. Er gab ihr seine Visitenkarte wegen der Mailadresse. Bereits am Nachmittag wollte sie ihm die gewünschte Aufstellung schicken. Außerdem versprach sie, die Liste um mögliche Namensänderungen zu ergänzen.

      »Soweit bekannt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Herr Kriminalhauptkommissar.«

      Als er sich verabschiedet hatte, beschloss er, eine der offenen Fragen zu klären: Wie weit ist es vom Wald zum Schloss? Er fuhr die Strecke mit dem Auto ab und freute sich darauf, die Lokalität für das Klassentreffen vorab ein wenig erkunden zu können. Damit hätte er vielleicht einen aktuellen Trumpf gegenüber dem Besserwisser Nagel.

      Mit geschlossenen Augen genoss Störmer die Wärme. Er war begeistert von dem Schloss und seinem kleinen Garten. Stundenlang hätte er auf dieser Gartenbank einfach nur so sitzen können.

      Das Telefon klingelte, Sabine Achenbach, seine Assistentin.

      »Hallo Chef, wie geht’s, Stress?«

      »Gut, Danke, nein, also wegen dem Stress. Was gibt’s denn?«

      »Das Gymnasium hat einige Dokumente geschickt, ich dachte, das interessiert dich. Ich habe alles ausgedruckt und auf deinen Tisch gelegt.«

      »Was hat eigentlich die Befragung des Jungen ergeben?«

      »Wie erwartet nichts, er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Fund war Zufall. Ich habe ein kurzes Protokoll geschrieben und bereits zur Akte gelegt.«

      »Das ist lieb von dir, Sabine, aber könntest du mir noch die Dokumente vom Gymnasium auf mein Handy schicken? Ich würde die Zeit gern nutzen.«

      Es dauerte nicht lange und sein Handy meldete sich erneut. Er blätterte die Seiten durch. Klassenlisten ab der Oberstufe, einige Kopien der Namenslisten aus dem Klassenbuch, handschriftliche Anmerkungen zu den Mädchennamen, die sich nach Ansicht der Direktorin geändert hatten. Ergänzt um eine Liste der ehemaligen Lehrer. Zufrieden grunzte Störmer, standen doch dort auch ihre Adressen.

      Störmer hielt in einer sauberen Dorf-Siedlung. Das Reihenhaus der alten Direktorin war frisch gestrichen, ein entsprechendes Schild bat um Vorsicht. Er hatte kaum geklingelt, da öffnete sich die Tür.

      »Ja bitte?«

      Frau Reisner sprach ihn in neutraler Höflichkeit an. Als er sich vorgestellt und ausgewiesen hatte, bat sie ihn herein. Auch ihr erzählte er in kurzen Worten von dem Fund im Wald. Sie sah ihn nachdenklich an.

      »Möchten Sie einen Kaffee?«

      »Gern.« Eigentlich hätte er jetzt lieber eine seiner Colas mit Kirschgeschmack gehabt, also rief er ihr auf dem Weg zur Küche nach: »Mit zwei Stück Zucker, bitte.«

      »Hm, na ja, also die Schüler kenne ich immer noch ganz gut, zumindest die, die hier wohnen und nicht in den Westen gezogen sind.« Eine gewisse Bitterkeit über die jüngste Vergangenheit war ihr anzumerken.

      »Das Alter, entschuldigen Sie.« Mit gequälter Miene setzte sie sich.

      »Danke, Frau Reisner, dass Sie sich die Zeit nehmen. Schauen Sie doch mal auf die Liste hier.«

      Er reichte ihr sein Handy und sie griff sofort in ihre Jackentasche nach ihrer Brille.

      »Fällt Ihnen jemand auf, den Sie vermissen?«

      Es wurde lange still. Geduldig sah er ihr zu, wie sie Namen für Namen mit den Fingern überstrich. Manchmal lächelte sie kurz dabei, wohl der alten Erinnerungen wegen.

      »Nein.« Mehr sagte sie nicht. Dann gab sie das Handy zurück.

      »Okay …« Störmer wartete und schluckte.

      »Holen Sie uns den Kaffee aus der Küche, Herr Kommissar? Er müsste durchgelaufen sein.«

      Als er mit dampfenden Bechern zurückkam, bat sie ihn erneut, Platz zu nehmen. »Alle auf dieser Liste hier leben noch. Oder besser gesagt, lebten in den letzten zwei bis drei Wochen.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »So, wie ich es Ihnen sage.« Dann trank sie in mehreren großen Zügen ihre Tasse leer.

      Seine Verwirrung war perfekt. »Würden Sie es mir erklären?«

      »Gern. Also, mein lieber Herr Kriminalhauptkommissar, wissen Sie, was am kommenden Wochenende ist? Hm? Ich sage es Ihnen: ein Klassentreffen. Und all die feinen Herrschaften hier haben sich gemeldet, mal kürzer oder mal länger, was die Wortwahl der Zu- und Absagen betrifft. Wahrscheinlich wollen sie keine Lehrer dabei haben.« Sie kicherte. »Alle habe ich auf Facebook gesehen. Wenn Sie auf das Profil eines Einzelnen zugreifen können, sehen Sie, was im Umfeld passiert.«

      »Sie haben auf …?«

      »Das geht auch in meinem Alter!« Sie versuchte, kurz zu wirken, als sei sie beleidigt. Tatsächlich genoss sie es, dass sie ihn so überrascht hatte.

      »Entschuldigung, so meinte ich das nicht.«

      »Schon gut. Wenn Sie wollen, schreib ich Ihnen die Adressen auf, die ich weiß, da können Sie persönlich hin.«

      »Nein, danke, sehr nett, aber die Adressen der Schüler sucht mir das Präsidium raus.«

      Sie

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