Ich schenke dir den Tod. Ralf Gebhardt

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Ich schenke dir den Tod - Ralf Gebhardt Krimi

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unterbrach ihn. »Ja Bulle, ich weiß, Dienstgeheimnis. Aber du siehst so aus, als könnte es bereits Fälle geben, die verjährt sind.« Mit diesen Worten drückte sie ihm die nassen Hemden in die Hand. Das mit der Verjährung nahm er ihr nicht übel, auch wenn es definitiv kein Kompliment war.

      Magdalena war schon an der Treppe, als sie sich zum ihm umdrehte. »Ruf mich vorher an. Und bring eine Flasche Wein mit, okay?«

      Dann war sie weg und Störmer trotz des Missgeschickes irgendwie glücklich.

      Er zog die Tür ins Schloss und fuhr seinen Laptop hoch. Den ersten Bericht wollte er möglichst noch unter frischen Eindrücken schreiben. Lächelnd tippte er die Überschrift: Magdalena. Der Fall hatte einen Namen.

      Später setzte er sich auf sein Sofa und griff zum Handy. Er sprach Verena auf die Mailbox. »Hi Große, schön, dass du kommen willst. Passt es dir auch erst am nächsten Wochenende? Vorher klappt es leider nicht, ich stecke in einem neuen Fall. Ruf mich bitte zurück, ja?«

      Insgeheim war er froh, den Termin erst mal verschoben zu haben.

      Dann vertiefte er sich in seinen Bericht.

      Der Berufsverkehr war wie jeden Montag chaotisch. Störmer schaffte es trotzdem pünktlich zur Dienstbesprechung der Polizeidirektion Halle. Sabine Achenbach, seine Assistentin, war kurz vor ihm eingetroffen und hatte die Akten bereits zurechtgelegt. Manchmal wusste er selbst nicht, ob er sie auch als Sektretärin bezeichnen sollte. Ohne sie wäre er längst im Papier der Bürokratie ertrunken. Ganz zu schweigen von all den Vernehmungen und Recherchen, die sie bereits für ihn erledigt hatte. Er nickte ihr dankbar zu, als sie ihm einen Kaffee zuschob. Die Stühle im Besprechungszimmer füllten sich schnell. Gedankenversunken betrachtete er das graue Linoleum, als könne er aus dem Muster Schlüsse ziehen. Es war still, bis auf das Knacken der Deckenlampen.

      »Guten Morgen, Herrschaften, jetzt bitte etwas Aufmerksamkeit, wenn ich bitten darf.«

      Der Dienststellenleiter wischte das Whiteboard sauber und griff dann zum Stift.

      »Übrigens, die Oberstaatsanwältin ist leider krank, Staatsanwalt Nagel wird sie deshalb heute vertreten. Also, was haben wir Neues?«

      Nagel nickte stumm in die Runde. Er hatte einen perfekt sitzenden Anzug, selbst das Hemd und die Krawatte verbreiteten Eindruck. Störmer fragte sich, wie sein Freund das alles schaffte. Dass dieser das Leben genießen konnte, sah man daran, dass der Audi trotz Parkverbot direkt neben dem Eingang stand. Die Kollegen berichteten der Reihe nach, angefangen von Diebstählen bis hin zu Kellereinbrüchen. In Halles Neustadt hatte es eine Schlägerei gegeben. Das örtliche Stadion war beschmiert worden als Vorbote für das kommende Wochenende: ein Derby gegen die Leipziger Rivalen.

      »Gut, da soll sich die Streife drum kümmern. Um das Spiel machen wir uns später Gedanken, wir bekommen Bereitschaftspolizei. Okay soweit, und sonst?«

      Die Meisten schüttelten den Kopf. Als Störmer an der Reihe war, berichtete er vom Knochenfund im Mansfelder Land und der Asche in der Grablampe. Das Interesse seiner Kollegen hielt sich in Grenzen, normal für einen Montagmorgen. Der Dienststellenleiter hatte die wichtigsten Fälle an die Tafel geschrieben zusammen mit den Namen der Beamten, die sich darum kümmern sollten. Als es um die Einteilung von Störmers Fall ging, mischte sich Staatsanwalt Nagel ein. »Lassen Sie das bitte vorerst Störmer allein machen, er hat mir schon berichtet. Wir müssen mehr in Erfahrung bringen, bevor ich hier ein Team ansetze.« Er zog unter der Kopie von Störmers Bericht einen Zeitungsartikel hervor, eigentlich eher eine kurze Notiz.

      »Die waren schnell, auch wenn sie nichts Konkretes haben. Sie spekulieren, um was für Asche es sich handeln könnte. Wer von dem Grablicht liest, wird früher oder später die passenden Schlüsse ziehen.« Den Artikel schob er Störmer hin, der ihn auf den Stapel seiner Assistentin legte. Dabei hatte er gesehen, dass es nur eine Kurzmeldung in der Regionalspalte war, also noch nicht mal in der Hallenser Zeitungsausgabe stand. Störmer nickte anerkennend, der Staatsanwalt hatte seine Hausaufgaben gemacht.

      »Richard, informier uns bitte über die Ergebnisse auf der nächsten Besprechung. Bei wichtigen Erkenntnissen ruf mich gleich an. Dann wäre das vorerst alles, was uns direkt betrifft. Was gibt es bei den Nachbarn?«

      Auch wenn es nicht ausgesprochen war, wusste Störmer, dass der Staatsanwalt nun täglich einen Bericht haben wollte.

      »Das Übliche, bisher vier gemeldete Einbrüche in Leipzig. Ein Regionalzug wurde mit einem Hakenkreuz beschmiert. Das LKA ist dran. Einige Obdachlose haben sich eine Messerstecherei geliefert, ernsthaft verletzt wurde niemand. Außerdem gab es einige Anzeigen wegen Ruhestörung, zumeist am Samstag. Es gibt keine ungeklärten Todesfälle, auch in den umliegenden Kliniken nicht. In Leipzig sind zwei Schwestern verschwunden, Zwillinge, 40 Jahre alt. Sie betreiben ein Restaurant. Die Meldung kam von den eigenen Angestellten, die ihre beiden Chefinnen bereits seit Freitag vermissen. Die Zwillinge haben bis letztes Jahr in Halle gewohnt. Vom ersten Hintergrund her unauffällig, von der Sitte und der Wirtschaft fehlen noch die Antworten auf unsere Anfrage.«

      Gelangweilt drehte Störmer am Kugelschreiber. Er war froh, dass die Woche ruhig anfing. So ruhig, dass man sogar von Vermissten aus der Nachbarstadt berichtete. Die meisten tauchten früher oder später wieder auf. Ihn interessierte das nicht. Er hätte lieber im Maileingang nachgeschaut, ob ihm das LKA schon die gewünschte Vermisstenliste geschickt hatte.

      Staatsanwalt Nagel verteilte weitere Anweisungen und bedankte sich für die Zusammenfassung der Wochenendereignisse. Dann verschwand er zu seiner eigenen Dienststelle.

      Einer der ersten, der den Raum verließ, war Störmer. Als seine Assistentin kurz darauf die Unterlagen brachte, bat er sie an seinen Schreibtisch.

      »Sabine, bist du so nett, das alles in einer Akte zu sammeln? Beschrifte sie bitte mit Magdalena, und frag nicht warum. Mach es bitte, das ist eine Idee von Nagel.«

      »Klar, mache ich. Sonst noch was?«

      »Ich habe dir ein Mail geschickt, fahr bitte ins Krankenhaus und befrage den Zeugen. Er hat unfreiwillig die Asche gefunden. Ich bin gleich unterwegs zum Fundort, muss mich da mal in Ruhe umschauen. Vorher will ich gucken, ob ich bereits eine Vermisstenliste im Posteingang habe. Wir telefonieren, okay?«

      Störmer fuhr den Rechner hoch und trank seinen Kaffee aus. Im Maileingang standen alle Tagebuchnummern des Wochenendes, die etwas mit der Kriminalpolizei zu tun haben könnten. Das Aussortieren überließ er seiner Assistentin. Die erhoffte Vermisstenliste war nicht dabei. Alle in Frage kommenden Fälle seien aufgeklärt. Störmer antwortete direkt. Er bat darum, die Suche auf einen Umkreis von 200 Kilometern auszuweiten. Dann nahm er seine Jacke und ging zum Auto. Nach einem kurzen Blick in die Tiefkühltasche im Kofferraum beschloss er, den Vorrat an Cola aufzufrischen und dafür einen kurzen Abstecher in das benachbarte Einkaufszentrum zu machen. Er wusste, dass sie hier seine Lieblingssorte hatten: mit Kirschgeschmack.

      Das Wetter zeigte sich auch in dieser Wochenendsiedlung des Mansfelder Landes wieder seine freundliche Seite. Störmer genoss die klare Luft, die Ruhe des Waldes. Er hockte sich hin, versuchte, jedes Stück Waldboden in sich aufzunehmen. Anschließend fotografierte er die Fundstelle abermals aus mehreren Perspektiven. Die Bilder würde er später an die Glaswand im Büro heften.

      Der Frühlingswind erzeugte ein beruhigendes Bäumerauschen. Ansonsten herrschte absolute Stille. Der Boden war satt dunkelbraun. Junge Farne stießen durch angesammeltes Laub. Einige Käfer krabbelten in das aufgewühlte Fundloch, Ameisen zogen Stöckchen

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