Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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einer schnellen Bewegung schaltete er den Handscheinwerfer aus, der zwischen ihnen auf dem Boden stand.

      Irgendwo vor ihnen war ein schmaler Lichtstreifen, der sich geisterhaft durch den Pferdestall bewegte. In Richtung auf Fenders Box.

      Conny hielt gespannt den Atem an. Ihr Herz klopfte wie wild. Florian legte seine Hand auf ihren Arm, um zu verhindern, daß sie schon losstürmte. Erst auf sein Zeichen hin sprangen sie aus ihrem Versteck. Gleichzeitig blendete der Pferdewirt den Scheinwerfer auf.

      *

      Der Lichtkegel traf auf eine Gestalt in einem dunklen Anorak. Die Kapuze verdeckte den Kopf darunter. Die Gestalt stand vor Fenders Box, mit dem Rücken zu Conny und Florian. Als sie ein Geräusch hinter sich vernahm, fuhr sie herum. Sie erkannte die Gefahr und wandte sich zur Flucht.

      Zu spät.

      Vier Hände griffen nach ihr und hielten sie fest, auch wenn sie sich mit Händen und Füßen wehrte. Schließlich gab sie auf und blieb reglos am Boden liegen.

      »Na, dann wollen wir mal sehen, wer das ist«, sagte Florian Vilsharder und griff nach der Kapuze.

      Marlis Angerers Gesicht lief vor Scham rot an.

      »Sie ist es«, rief Conny. »Genau, wie ich es mir gedacht hab’.«

      Florian sah sie erstaunt an.

      »Du wußtest, wer dahintersteckt?« fragte er.

      »Ja. Aber das erklär’ ich Ihnen später«, antwortete das Madel und zog eine Schachtel Likörpralinen hervor, die aus Marlis’ Manteltasche schaute. »Jetzt sollten wir erst mal die Polizei rufen.«

      Marlis Angerer zitterte am ganzen Körper. Tränen stiegen ihr in die Augen.

      »Net die Polizei«, flüsterte sie. »Bitte net.«

      Conny Beerlach blickte sie geringschätzig an.

      »Was glaubst denn sonst?« fuhr sie die junge Angerer an. »Für dieses Verbrechen kommst hinter Gitter. Das versprech ich dir!«

      Marlis heulte ungehemmt los. Sie warf einen hilflosen Blick auf Florian.

      Der Pferdewirt wußte zwar nicht, was zwischen den beiden Madeln war, aber er machte sich so seine Gedanken.

      »Na, na«, wiegelte er ab, »jetzt woll’n wir net gleich das Schlimmste annehmen. Ich denk’, das beste wird sein, wenn wir meinen Vater wecken. Der kann dann entscheiden, was weiter geschieht.«

      Conny warf der anderen einen bösen Blick zu, fügte sich aber.

      »Passen S’ nur auf, daß sie net doch noch entwischt«, sagte sie, bevor sie zum Telefon hinüberging. »Der trau’ ich alles zu.«

      Marlis duckte sich unter diesen Worten, und der Tränenstrom wollte überhaupt nicht versiegen.

      *

      Sandra Hofmayr war nicht mehr dieselbe. Seit dem Tag, an dem sie die Bekanntschaft der kleinen Nikki gemacht hatte, ging ihr das Kind nicht mehr aus dem Sinn. Überall, wo sie auf ihren Touren vorbeikam, hielt sie mehr nach der Kleinen Ausschau als nach Antiquitäten.

      Gleich am Montag hatte sie die alte Schulfreundin aufgesucht und von Nikki erzählt. Sie bat die Anwältin in den Waisenhäusern, auch der ferneren Umgebung, nachzuforschen, ob man dort ein Kind kannte, auf das die Beschreibung paßte, und das vielleicht sogar wirklich Nikki Behringer hieß. Wobei Sandra nicht sicher war, ob das Madel da nicht geschwindelt hatte. Auch der Vorname mußte nicht der richtige sein, eher die Koseform eines anderen. Nikki war jedenfalls kein amtlicher Name.

      Die Nachforschungen von Sandras Bekannten förderten jedoch nichts zutage. Nikki war und blieb verschwunden, als wäre sie nur ein Traum gewesen. So schwer es ihr auch fiel, Sandra Hofmayr würde die Kleine wohl vergessen müssen.

      Aber das wollte ihr gar nicht gelingen. Immer wieder ertappte sie sich dabei, daß sie an das Madel dachte, sich sorgte, wie es Nikki wohl erging, wo sie schlief und ob sie genug zu essen hatte.

      Ununterbrochen ging es so, auch jetzt, wo sie in der Kirche saß. Von den Worten des Geistlichen bekam sie kaum etwas mit. Plötzlich hatte sie eine Idee. Vielleicht konnte ein Gespräch mit Pfarrer Trenker ihr weiterhelfen. Bestimmt kannte er die Heime und Waisenhäuser. Als Seelsorger war er ja nicht nur für seine Gemeinde in St. Johann zuständig, sein Aufgabengebiet war viel größer.

      Je mehr sie darüber nachdachte, um so fester wurde ihr Entschluß, gleich nach der Abendmesse Pfarrer Trenker um ein Gespräch zu bitten.

      »Aber sehr gerne«, nickte Sebastian, als die Antiquitätenhändlerin ihn ansprach.

      Die anderen Gläubigen hatten die Kirche bereits verlassen, und Alois Kammeier, der Mesner von St. Johann, war damit beschäftigt, die Gesangbücher wieder einzusammeln und die abgebrannten Kerzen zu ersetzen.

      »Kommen S’, Frau Hofmayr, setzen wir uns doch gleich hierher«, deutete der Geistliche auf die erste Bankreihe.

      »Ich weiß gar net, wo ich beginnen soll«, sagte Sandra. »Also, mir ist da in der vorigen Woche etwas sehr merkwürdiges passiert.«

      Sie schilderte, unter welchen Umständen sie die Bekanntschaft des kleinen Madels gemacht hatte, das dann so plötzlich wieder verschwunden war. Schon bei der Beschreibung des Kindes wurde Pfarrer Trenker hellhörig. Als er schließlich den Namen hörte, mußte er laut lachen. Sandra sah ihn verständnislos an.

      »Entschuldigen S’, Frau Hofmayr, das Lachen galt natürlich net Ihnen«, erklärte Sebastian. »Es ist nur so, daß ich eine ganz ähnliche Geschichte erlebt hab’.«

      »Was? Wie meinen Sie das, Hochwürden, eine ähnliche Geschichte?«

      »Liebe Frau Hofmayr, Sie werden’s net glauben, aber ich kenn’ die Nikki wirklich.«

      Jetzt war Sebastian an der Reihe zu erzählen. Sandra sah ihn sprachlos an und schüttelte immer wieder den Kopf.

      »Was soll man denn davon halten?« fragte sie schließlich.

      Pfarrer Trenker hob die Arme.

      »Bitte fragen S’ mich net. Ich weiß wirklich net, was dahintersteckt. Jedenfalls hat mein Bruder zweimal bei den Kollegen nachgefragt. Ein Kind, das Nikki heißt und auf das die Beschreibung paßt, wird jedenfalls nirgendwo vermißt.«

      »Schade«, sagte Sandra. »Wirklich schade.«

      Der Geistliche sah den traurigen Zug in ihrem Gesicht.

      »Sie haben die Kleine wohl liebgewonnen, net wahr?«

      »Sehr«, nickte die Frau. »Ich hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, sie zu mir zu nehmen, weil ich ja zunächst geglaubt habe, daß sie in einem Waisenhaus lebt.«

      Sie erhob sich und reichte dem Pfarrer die Hand.

      »Aber da kann man wohl nichts machen. Vielen Dank, Hochwürden, daß Sie sich die Zeit genommen habe.«

      »Aber ich bitt’ Sie, Frau Hofmayr, dazu bin ich doch da. Ich hätt’ Ihnen wirklich gern weitergeholfen. Meiner Haushälterin und mir

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