Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Wütend suchte sie nach einem Ausweg, einer Möglichkeit, dieser anderen Frau Oliver wieder abzujagen.

      Als diese unerwartete Rivalin längst wieder gegangen war, stand Ilona Gruber immer noch in ihrem Zimmer am Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus.

      *

      Für Sandra begann die neue Woche fröhlicher und beschwingter als alle anderen vorher. Das verdankte sie einem kleinen silbernen Bilderrahmen, den sie an dem Armaturenbrett ihres Wagens befestigt hatte. Darin war ein Foto, das Vater und Tochter Behringer zeigte. Beide lächelten sie strahlend an, als hätten sie bei der Aufnahme schon gewußt, für wen dieses Foto einmal sein würde.

      Gut gelaunt schloß Sandra ihren Laden auf und machte sich daran, die Buchführung auf den neuesten Stand zu bringen. Selten kamen Kunden am Morgen, eher schon um die Mittagszeit. Um so erstaunter war die Antiquitätenhändlerin, als kurz nach der Ladenöffnung eine junge Frau das Geschäft betrat.

      »Guten Morgen«, begrüßte sie die Kundin freundlich. »Was kann ich für Sie tun?«

      Die Frau musterte sie mit einem merkwürdigen Blick, den Sandra nicht zu deuten wußte.

      »Die Frage ist, was ich für Sie tun kann, Frau Hofmayr«, gab die andere zurück.

      »Wie soll ich das verstehen, Frau…?«

      »Mein Name ist Ilona Gruber. Ich denk’, Sie haben ihn schon einmal gehört.«

      Das hatte Sandra wirklich, als beiläufig von Nikkis Kinderfrau die Rede gewesen war. Allerdings hatte sie ihn schon bald wieder vergessen. Jetzt stellte sie fest, daß die Frau ihr unsympathisch war.

      »Also, Frau Gruber, was können S’ für mich tun?« fragte sie.

      »Ich könnt’ Sie davor bewahren, in Ihr Unglück zu laufen.«

      Sandra meinte, ihr Herzschlag setze aus.

      »Was meinen S’ damit, können S’ sich net deutlicher ausdrücken?«

      »Aber ja, natürlich«, erwiderte Ilona. »Schauen S’, ich hab’ gestern mitbekommen, wie Sie in der Villa waren. Glauben S’ mir, ich mein’s gut mit Ihnen, wenn ich Ihnen sag’, daß es sinnlos ist, sich in Oliver Behringer zu verlieben. Der Mann lebt in der Vergangenheit. Für ihn zählen nur seine tote Frau und die Firma.«

      Ilona machte eine wohlüberlegte Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. Sie sah die Unsicherheit in den Augen der anderen.

      »Oliver liebt nur seine Frau«, säte sie ihre böse Saat weiter aus. »Es ist wie ein Traum, in dem er gefangen ist. Und wenn ich es gleich klarstellen soll – niemand sonst, außer mir, hat es je geschafft, ihn aus diesen Träumen zu reißen.«

      Mit diesen Worten ließ sie Sandra Hofmayr stehen und ging. Erst das Läuten der Ladenglocke löste die Erstarrung, die die junge Frau gepackt hatte.

      Wie sollte sie diesen letzten Satz verstehen? Nur diese Ilona Gruber habe ihn aus seinen Träumen gerissen! Das konnte doch nur bedeuten, daß…

      Aber Oliver hatte ihr doch geschworen, daß sie seit Andreas Tod die einzige sei, die er jemals wieder geküßt habe…

      Sandra war völlig durcheinander. Hastig schloß sie den Laden ab. Sie brauchte Zeit. Zeit, um darüber nachzudenken, was dieser Besuch eben bedeutete.

      Das Klingeln des Telefons überhörte sie. Statt dessen saß sie in ihrem winzigen Büro, und langsam bohrten sich die nagenden Pfeile der Ungewißheit und der Eifersucht in sie hinein.

      Sollte sie sich so in diesem Mann getäuscht haben?

      *

      »Ich versteh’ net, warum sie net abnimmt«, sagte Oliver zu seiner Tochter, die ihn ganz enttäuscht ansah.

      Es war wie verhext. Seit dem Vormittag hatte er vergeblich versucht, Sandra anzurufen. Am anderen Ende der Leitung nahm niemand ab. Jetzt wollte Nikki ihr unbedingt noch gute Nacht sagen, doch auch zu Hause schien sie nicht zu sein.

      Außerdem war Oliver in Eile. Ein wichtiges Essen mit einem Geschäftspartner mußte er unbedingt wahrnehmen, obwohl er sich viel lieber in seinen Wagen gesetzt hätte und nach St. Johann gefahren wäre.

      Ilona Gruber, die das hektische Treiben mit einem süffisanten Lächeln beobachtete, frohlockte. Die Saat, die sie gelegt hatte, war offenbar aufgegangen. Die Rivalin ignorierte das Telefonklingeln.

      »Geh ins Bett, Spatz«, sagte Oliver Behringer zu seiner Tochter. »Morgen ruft Sandra ganz bestimmt an. Wahrscheinlich ist sie immer noch geschäftlich unterwegs und kann sich net melden.«

      Doch auch am nächsten Tag ließ Sandra nichts von sich hören, und als Oliver in die Stadt fuhr und den Laden aufsuchte, stand er vor verschlossener Tür. Kopfschüttelnd fuhr er wieder zurück. Er verstand es nicht. Sandra hatte doch erzählt, daß sie gerade am Dienstag immer im Geschäft sei, weil ihre Aushilfe da nicht arbeiten könne. Aber zu Hause schien sie auch nicht zu sein. Dort nahm niemand den Hörer ab.

      Trotzdem fuhr er nicht zurück nach Waldeck, sondern lenkte den Wagen nach St. Johann. Als er vor dem Haus anhielt, sah er Sandras Wagen vor der Garage stehen. Oliver atmete auf. Stürmisch drückte er den Klingelknopf, erst einmal, dann zweimal. Schließlich hielt er seinen Finger fest darauf, entschlossen, nicht wieder loszulassen, bis jemand öffnete.

      Sandras Augen waren vom Weinen gerötet. Oliver war entsetzt, als er sie sah.

      »Was ist geschehen?« fragte er. »Willst’ mich net hineinlassen?«

      Sandra trat einen Schritt beiseite und ließ ihn eintreten. Sie führte ihn in das Wohnzimmer, in dem es dunkel war. Sandra hatte die Jalousie heruntergelassen, als wolle sie sich vor dem Licht der Sonne verbergen.

      »Willst du mir net sagen, was los ist?« forderte Oliver Behringer die junge Frau auf. »Seit gestern versuchen wir dich zu erreichen. Die größten Sorgen haben wir uns gemacht. Nikki ist ganz durcheinander, weil sie glaubt, daß du sie net mehr liebhast.«

      Sandra schluchzte auf.

      »Ach, Nikki!« entfuhr es ihr.

      Oliver nahm sie in die Arme.

      »Was ist denn los?« fragte er leise. »Willst’ es mir net sagen? Ich hab’ dich doch lieb. Und wenn du meine Frau bist, dann wollen wir doch net nur die Freude teilen, sondern auch das Leid.«

      Sie sah ihn aus tränenverschleierten Augen an.

      »Willst mich denn überhaupt heiraten?« fragte sie.

      »Aber natürlich. Was ist das überhaupt für eine dumme Frage?«

      »Ja, aber liebst du denn net immer noch deine Frau?«

      »Doch, natürlich liebe ich sie. Aber das ändert ja nichts daran, daß ich dich ebenfalls liebe. Das ist doch etwas ganz anderes.«

      Er schaute sie forschend an.

      »Sag mal, wie kommst du überhaupt auf diesen Unsinn?« wollte er wissen.

      »Diese Ilona war gestern bei mir im Laden…«

      »Was?«

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