Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      »Dann richte deinem Bruder und seiner Familie meine Grüße aus. Vielleicht hast’ ja mal ein bissel Zeit und besuchst mich in der Kirche, du weißt schon – wegen der Orgel.«

      »Ich hätt’ schon noch gefragt, ob ich d’rauf spielen darf«, versicherte der Konzertpianist.

      »Also, bis bald einmal.«

      Sebastian winkte dem Davonfahrenden nach. Er freute sich über dieses unerwartete Wiedersehen und darauf, Thomas in der Kirche spielen zu hören.

      *

      Der Burgerhof lag wie an den Berg geschmiedet. An die zweihundert Jahre war er alt und hatte Generationen von Bergbauern hervorgebracht. Thomas hatte angehalten und war ausgestiegen. Sein Herz klopfte schneller, als er den väterlichen Hof nach all den Jahren wiedersah. Einiges hatte sich verändert, wie Wenzel es ihm mitgeteilt hatte. Thomas war zwar lange Zeit nicht hier gewesen, aber den Kontakt zu seinem Bruder hatte er, trotz aller Verpflichtungen, nie abreißen lassen. Wenigstens einige Male im Jahr hatte er sich telefonisch gemeldet. Jetzt freute er sich unbändig darauf, Wenzel und Sonja wiederzusehen. Und natürlich Phillip und Ann-Kathrin, von denen er nur die Stimmen kannte.

      Als er durch die Hofeinfahrt fuhr, konnte er es sich nicht verkneifen, so lange zu hupen, bis die geschnitzte, bunte Tür des Bauernhauses aufgerissen wurde. Thomas erkannte sofort seinen Bruder, der in Hemdsärmeln und Hosenträgern herausstürmte.

      »Ja, Herrschaftszeiten nochamol! Bist ganz narrisch geworden?« rief Wenzel Burger. »Du bringst mir ja die ganzen Küh’ durcheinander mit deinem Gehupe!«

      Thomas hupte lachend noch einmal und fuhr Wenzel bis vor die Füße. Da die Abendsonne genau auf die Windschutzscheibe der Limousine fiel, konnte der Bauer nicht erkennen, wer hinter dem Steuer saß.

      »Ja, was bist du denn für ein Hirsch, ein damischer?« schrie er und ruderte mit den Armen. »Jetzt fährt der Kerl mich doch glatt über den Haufen!«

      »Der damische Hirsch bist du«, gab Thomas laut zurück, während er aus dem Wagen stieg. »Erkennst ja net mal deinen eigenen Bruder.«

      »Thomas!«

      Wenzel brüllte so laut, daß seine Frau angsterfüllt aus der Tür schaute. Die Zwillinge hatten sich hinter ihrem Schürzenzipfel verborgen. Erst als sie ihren Schwager erkannte, kam Sonja Burger lachend aus dem Haus gelaufen. Wenzel, der zuerst überhaupt nicht begriff, wie ihm geschah, wurde von Thomas herumgeschwenkt.

      »Gell, da staunt ihr, was?« sagte der Jüngere, nachdem er den älteren Bruder und dessen Frau herzlich begrüßt hatte.

      Die beiden schüttelten immer wieder die Köpfe. Sie konnten es kaum glauben.

      »Phillip, Ann-Kathrin, kommt her, der Onkel Thomas ist gekommen«, rief Sonja ihren beiden Kindern zu, die argwöhnisch in der Tür stehengeblieben waren.

      Die Zwillinge, sie waren fünf Jahre alt, kamen herausgelaufen. Natürlich erinnerten sie sich an den Onkel, der am Telefon immer so lustig war, und im Fernsehen hatten sie ihn auch schon gesehen. Allerdings hatte ihnen die Musik, die er da machte, weniger gefallen. Sie sangen lieber leidenschaftlich die Kinderlieder, die die Mama ihnen beibrachte. Ihre anfängliche Scheu legten sie aber schnell ab und hingen bald an dem Onkel wie zwei Kletten.

      »Mensch, ist das eine Freude«, sagte Wenzel und schlug seinem Bruder begeistert auf den Rücken. »Sag’, wie lang’ kannst bleiben?«

      »Ich hab’ mir vorgenommen, drei Wochen Urlaub zu machen«, erwiderte Thomas. »Und so lang’ möcht’ ich schon bei euch bleiben, wenn ihr noch ein Bett frei habt.«

      »Du bekommst dein altes Zimmer«, erklärte Sonja. »Phillip, der jetzt darin schläft, quartieren wir so lang’ bei seiner Schwester mit ein.«

      »Aber jetzt komm’ erstmal ’rein«, sagte Wenzel. »Du hast doch bestimmt Hunger, von der Fahrt. Und außerdem sind wir gespannt, net immer nur am Telefon zu erfahren, wie’s dir in den Jahren ergangen ist, die du nun fort bist.«

      Er schob den jüngeren Bruder ins Haus. Nach und nach kamen die Knechte und Mägde zum Abendbrot hinzu. Thomas brachte zuerst sein Gepäck in das Zimmer, das er bis zu seinem Weggang bewohnt hatte. Es war wie eine Rückkehr in die eigene Vergangenheit, als er es betrat. Als erstes stellte er das gerahmte Foto der verstorbenen Eltern auf das Nachtkästchen. Die Aufnahme war bei der Silberhochzeitsfeier von Theresa und Valentin Hofer, damals vor fünfzehn Jahren, gemacht worden, und begleitete Thomas als wertvollstes Andenken auf allen seinen Reisen. Einen Moment setzte er sich auf sein altes Bett und schaute nachdenklich vor sich hin. Viele Bilder stiegen wieder in ihm auf, und so manches, was er längst vergessen geglaubt hatte, kehrte in sein Bewußtsein zurück.

      Ganz besonders ein Gesicht war es, das er plötzlich sah – das anmutige Gesicht der großen Liebe seiner Jugendzeit. Andrea Hofer…

      Wie lange war es jetzt her, daß sie sich geschrieben hatten? Schon bald nachdem er sein Studium auf dem Konservatorium aufgenommen hatte, merkte Thomas, wie wenig Zeit ihm für private Dinge blieb. Die Kurse waren anstrengend und verlangten seine ganze Aufmerksamkeit. Irgendwann fand er keine Gelegenheit mehr, Andreas Briefe zu beantworten, die schließlich auch ausblieben.

      Mit einem Schmunzeln stand Thomas auf, als Sonja ihn zum Abendessen rief. Wahrscheinlich hatte seine Jugendliebe ihn inzwischen genauso vergessen, wie er sie. Bestimmt war Andrea längst verheiratet und hatte ein Kind, oder auch zwei.

      Auf jeden Fall würde er sich freuen, wenn sie sich zufällig wiedersahen – und ihre Küsse, erinnerte er sich wieder, waren es wert, nicht vergessen zu werden.

      *

      Franz Hochanger gab sich wirklich alle Mühe, Andrea Hofer zu gefallen. Sogar einen Blumenstrauß hatte er mitgebracht, als er am Nachmittag, zusammen mit seiner Mutter, zum Kaffeetrinken auf den Bauernhof gekommen war. Anton Hofer, Andreas Vater, hatte sich schnell wieder verabschiedet, nachdem er die Gäste begrüßt hatte. Da waren noch zwei Wiesen abzumähen, und dann das Holz aus dem Bruch zu holen. Genug Arbeit für ihn, seinen Sohn und den Altknecht.

      Burgl Hofer und Waltraud Hochanger hatten schnell ein Gesprächsthema gefunden, mit dem sie sich für den Rest des Nachmittags beschäftigten, während das junge Madel gelangweilt dem lauschte, was Franz zu sagen hatte.

      »Ich würd’ mich wirklich freuen, wenn’s mit zum Tanz kämest«, meinte er hoffnungsvoll, nachdem er den Napfkuchen gelobt hatte.

      »Den Kuchen hat die Mutter gebacken, nachdem ich gedroht hatte, ihn zu versalzen«, gab Andrea unumwunden zu. »Und du brauchst dir gar keine Mühe geben, ich geh’ net tanzen.«

      Der junge Bauer schaute sie enttäuscht an.

      »Schad’«, sagte er. »Es wär’ bestimmt a große Gaudi geworden.«

      Andrea sprang auf.

      »Siehst, und das ist genau das, was ich net will, eine Gaudi«, rief sie. »Ich will bloß mei’ Ruh’ haben.«

      Der Kaffeetisch war auf der Wiese hinter dem Haus gedeckt worden. Andrea ging durch den Gemüsegarten und setzte sich unter den großen Birnbaum. Franz sah ratlos zu den beiden Frauen am Tisch.

      »Nur zu«, munterte Burgl Hofer ihn auf. »So schnell darfst’ die Flinte net ins Korn werfen.«

      »Recht

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