Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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wickelte, nicht der war, für den er sich ausgab.

      Max Trenker hatte zunächst Sophie Tapperts Freundin vernehmen wollen, doch sein Bruder riet ihm davon ab. Wer konnte sagen, ob die Frau nicht aus blinder Liebe heraus den Mann warnte, der es dann vorzog, schnellstens das Weite zu suchen? Der Geistliche hielt es zunächst einmal für angebracht, selber mit Hertha zu sprechen. Immerhin hatte sein Wort einiges Gewicht, und es war schon etwas anderes, wenn ihr Seelsorger Hertha die traurige Wahrheit überbrachte, anstatt daß Max Trenker in seiner Eigenschaft als Gesetzeshüter bei ihr vorsprach. Es würde ohnehin schlimm genug für sie werden.

      Allerdings hatte Sebastian Trenker kein Glück. Als er bei Hertha klingelte, stellte sich heraus, daß sie gar nicht zu Hause war.

      »Die ist mit einem feschen Herrn fortgefahren«, erklärte eine Nachbarin.

      Wohin die beiden wollten, wußte sie allerdings nicht. Der Geistliche ließ sich den Mann beschreiben, und danach mußte es sich mit ziemlicher Sicherheit um den »Grafen« handeln.

      Unverrichteter Dinge machte der Bergpfarrer sich wieder auf den Heimweg. Es hatte wenig Zweck, vor dem Haus auf Hertha Breitlangers Rückkehr zu warten. Außerdem wollte er nicht noch die Neugierde der Nachbarn wecken.

      *

      Pfarrer Trenker wußte nicht, daß Hertha am frühen Nachmittag aus allen Wolken gefallen war, als Graf Friedrich von Herdingen mit einer Luxuslimousine vorfuhr. Als hätte er ihren sehnlichsten Wunsch geahnt, lud er die Frau zu einer Spazierfahrt ein. Als sie in den Wagen stieg, da waren alle Bedenken, die sie seit dem letzten Sonntag beschlichen hatten, bei Hertha beseitigt. Sie hatte es nicht zugeben wollen, doch Sophies Worte hatten schon für nagenden Zweifel gesorgt, ob mit dem Grafen alles so stimmte, wie er vorgab. Ihr war es ja selber schon merkwürdig vorgekommen, daß er sie nie mit dem Wagen abholte, sondern sie sich immer irgendwo trafen, wohin sie auch mit dem Bus fahren konnte. Doch jetzt, als sie neben ihm saß und bewundernd auf das edel aussehende Holz des Amaturenbrettes schaute, da waren alle Zweifel fortgewischt.

      »Meinem Chauffeur habe ich freigegeben«, erklärte Friedrich auf Herthas diesbezügliche Frage. »Aber Gnädigste brauchen nur einen Wunsch zu äußern und ich kutschiere Sie, wohin Sie wollen, liebste Freundin.«

      So angesprochen, bekam Hertha Breitlanger vor Aufregung glühende Wangen.

      »Ach, bestimmen Sie doch, wohin die Fahrt gehen soll«, antwortete sie.

      Der Graf beugte sich zu ihr.

      »Am liebsten bis ans Ende der Welt«, schmeichelte er. »Aber fürs Erste möchte ich Ihnen etwas zeigen, das nicht ganz so weit entfernt ist.«

      Sie fuhren über eine Stunde durch die herrliche Berglandschaft, durch kleine beschauliche Dörfer, an Seen und Wäldern vorüber. Ihr Begleiter wurde dabei nicht müde, immer wieder auf Sehenswürdigkeiten hinzuweisen, und Hertha wurde immer bewußter, daß sie sich seit dem Tode ihres Mannes viel zu sehr in St. Johann verkrochen hatte. Wo war sie denn schon groß gewesen? Einige Male am Sonntag war sie zum Achsteinsee hinausgefahren, aber so richtig beschaulich war es eigentlich nie gewesen. Aber diese Fahrt heute entschädigte sie für alles, zumal sie an der Seite eines Mannes saß, der ihr Herz höher klopfen ließ.

      »Wollen Sie mir nicht verraten, wohin wir fahren?« fragte sie. »Sie haben mich schon ganz neugierig gemacht.«

      Graf Friedrich von Herdingen zögerte einen Moment, bevor er antwortete.

      »Ich habe Ihnen ja neulich schon von der kleinen Firma erzählt«, sagte er schließlich. »Erinnern Sie sich? Die Firma in Wurzlach, die bis vor fünfzig Jahren noch unserer Familie gehörte.«

      »Aber natürlich«, nickte die Frau neben ihm. »Sie meinen die kleine Porzellanmanufaktur, nicht wahr?«

      »Ich sehe, Sie haben es nicht vergessen«, freute sich der Graf. »Ja, und diese Fabrik möchte ich Ihnen gerne zeigen. Zumindest von außen, hinein können wir leider nicht, sie ist nämlich geschlossen.«

      *

      Sie hatten den kleinen Ort Wurzlach erreicht, und der Adlige steuerte den großen Wagen durch die Straßen. Es war ein typisches Alpendorf, doch besaß es eine Besonderheit – eben jene, weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannte Porzellanmanufaktur, die vor mehr als einhundert Jahren gegründet worden war. Nach Friedrichs Worten war sie seinerzeit verkauft worden, um die Familie derer von Herdingen vor dem finanziellen Untergang zu bewahren.

      Die Fabrik machte auf den ersten Blick einen enttäuschenden Eindruck. Die Gebäude waren verfallen, die Wege auf dem Gelände von Unkraut überwuchert, und überall konnte man Spuren sehen, die der Zahn der Zeit hinterlassen hatte. Graf Friedrich hatte den Wagen bis an das Tor gefahren, das das Fabrikgelände von der Außenwelt abschottete, und war ausgestiegen. Hertha Breitlanger folgte ihm.

      »Ja, das hat wirklich alles mal meiner Familie gehört«, seufzte der Graf und machte eine alles umfassende Bewegung mit dem Arm. »Es war wirklich ein ganz kleines Juwel.«

      Wehmut klang in diesen Worten mit. Hertha konnte nachvollziehen, wie es in Friedrich aussehen mochte, jetzt, wo er hier vor dem Werk seiner Vorfahren stand.

      »Aber wenn das Schicksal es will, wird es schon bald im alten Glanz erstrahlen«, deutete er geheimnisvoll an.

      Die Witwe neben ihm horchte auf.

      »Soll das heißen…?«

      »Ja, liebste Hertha, ich überlege, die Fabrik zurückzukaufen«, nickte Friedrich. »Allerdings – es ist nicht ganz so einfach.«

      Sie machten ein paar Schritte am Zaun entlang und er erklärte, welchen Zweck welches Gebäude hatte, das Lager, die Brennerei mit den Öfen, Bürogebäude und Personalhaus.

      »Dort drüben befand sich das Atelier, in dem die schönsten Stücke von Hand bemalt wurden«, deutete der Graf auf ein langgezogenes Haus mit einem Flachdach hin. »Können Sie sich vorstellen, welch eine rege Betriebsamkeit hier einmal geherrscht hat?«

      Das konnte Hertha nur zu gut, und sie konnte sich auch vorstellen, wie es einmal wieder sein würde, wenn Friedrich die Fabrik erst einmal wieder auf Vordermann gebracht hatte.

      Aber sie erinnerte sich an den kleinen Nachsatz.

      »Was meinten Sie eben, als Sie sagten, daß es nicht ganz einfach wäre, die Fabrik zurückzukaufen?« fragte sie.

      »Kommen Sie«, antwortete er und nahm ihren Arm. »Das erkläre ich Ihnen bei einer Tasse Kaffee.«

      Er fuhr ins Dorf zurück und hielt vor dem Gasthof an.

      »Hier bekommen wir einen guten Kaffee und einen ganz hervorragenden Kuchen«, sagte Friedrich und half seiner Begleiterin aus dem Wagen.

      Sie traten durch die Tür in den hellen, freundlich eingerichteten Gastraum, und Hertha erlebte die zweite große Überraschung des Tages. Vom Tresen her kam eine junge Serviererin auf die beiden Gäste zu.

      »Grüß Gott, Herr Graf«, sagte das Madel. »Schön, daß Sie auch einmal wieder vorbeischauen. Kaffee und Pfirsichkuchen, wie immer?«

      Hertha glaubte einen Stein vom Herzen fallen zu hören. Mit dieser Begrüßung waren einfach alle Bedenken aus dem Weg geräumt. Wenn Friedrich hier mit Herr Graf angesprochen wurde, dann konnte es ja gar keinen Zweifel mehr daran geben, daß es sich bei ihm wirklich

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