Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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und führte sie zu einem Tisch am Fenster.

      Die Bestellung wurde prompt ausgeführt, und während die beiden es sich schmecken ließen, erzählte Friedrich von den Schwierigkeiten, die es mit dem Rückkauf der Porzellanfabrik gab. Er gab unumwunden zu, daß ihm rund fünfzigtausend Mark fehlten.

      »Wissen Sie, es wäre alles kein Problem, wenn ich an das Geld herankönnte, das ich in der Schweiz angelegt habe«, fuhr er fort. »Natürlich, ich könnte es holen, aber dann würde ich einen immensen Verlust in Kauf nehmen, und davor scheue ich zurück. Denn das Schweizer Kapital ist so etwas wie meine Rente, mit der ich meinen Lebensabend finanzieren will. Sie wissen ja, wie das ist. In unseren Kreisen zahlt man ja nicht in die Rentenkasse ein, aber zur Last fallen möchte ich später einmal auch niemandem.«

      Das konnte Hertha nur zu gut verstehen. Sie selbst war froh, durch die Pension ihres verstorbenen Mannes so gut abgesichert zu sein.

      »Und eine andere Möglichkeit, das Geld von einer Bank zu bekommen, gibt es nicht?«

      Der Graf schüttelte den Kopf.

      »Ich fürchte nicht«, sagte er. »Tja, so wie es aussieht, werde ich meinen Traum wohl begraben müssen, wenn mir da nicht noch etwas einfällt.«

      Er schenkte Kaffee aus dem Kännchen nach.

      »Aber wir wollen uns den schönen Nachmittag nicht mit trüben Gedanken verderben«, wechselte er das Thema. »Wie schmeckt Ihnen der Kuchen? Ist er nicht himmlisch?«

      »Ganz hervorragend«, bestätigte Hertha.

      Graf Friedrich hob die Hand.

      »Allerdings muß ich gestehen – an Ihren Pfirsichkuchen kommt er nicht heran«, schmeichelte er.

      Dabei schaute er ihr tief in die Augen.

      »Was gäbe ich d’rum, ihn öfter genießen zu können.«

      Herthas Herz klopfte bis zum Hals hinauf, als sie diese Worte hörte. Sollte das eben so etwas wie ein versteckter Heiratsantrag gewesen sein? Die Witwe vergaß alles um sich herum, und wie durch einen Wattebausch hörte sie ihre eigene Stimme.

      »Also, das mit dem Geld – ich wüßt’ da schon eine Lösung…«

      *

      Fritz Untermayr hatte den Leihwagen wieder abgegeben und ging nun zu Fuß zurück zu seiner Wohnung. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, bis er die Frau soweit hatte, daß sie bereit war, ihr gesamtes erspartes Geld locker zu machen. Aber es hatte sich gelohnt. Knapp vierzigtausend Mark hatte sie ihm in Aussicht gestellt, damit er die Fabrik »seiner Vorfahren« zurückkaufen konnte.

      Er lachte innerlich, die Masche mit dem Grafentitel hatte er sich spontan ausgedacht, als er Hertha Breitlanger das erste Mal begegnete. Ein paar Tage zuvor war ihm in einer Bibliothek ein Buch in die Hände gefallen, in dem er etwas über die Familie derer von und zu Herdingen gelesen hatte. Unter anderem auch, daß das Grafengeschlecht seit rund sechzig Jahren als ausgestorben galt. Der letzter Herrscher im Schloß war, ohne Kinder zu hinterlassen, verstorben. Da sich niemand fand, der Anspruch auf das Erbe erhob, fielen Schloß und Ländereien an den Freistaat Bayern. Fritz Untermayrs Phantasie hatte sofort Kapriolen geschlagen. Er hatte schon unter allen möglichen Namen gearbeitet, aber als Adliger war er noch nicht aufgetreten.

      Doch nun war es ein voller Erfolg gewesen, die intensive Beschäftigung mit dem alten Buch hatte sich also gelohnt.

      Die Wohnung, in der er hauste, lag unter dem Dach eines Miethauses, das am Rande von Engelsbach stand. Selbstverständlich hatte er nicht die Wahrheit gesagt, als er erzählte, er wohne in Waldeck – und schon gar nicht in einer Villa! Außerdem hatte er diese Wohnung unter falschem Namen angemietet.

      Der Hochstapler quälte sich die vier Stockwerke hinauf, bis er vor seiner Haustür angelangt war. In der Hand hielt er einige Briefe, die er unten aus dem Postkasten geholt hatte. Zwei davon waren unbezahlte Rechnungen. Fritz Untermayr entschied sich, sie gar nicht erst zu öffnen – in ein paar Tagen, wenn er das Geld der Witwe in den Händen hielt, konnte er sie ja bezahlen –, und machte sich daran, die anderen Briefe durchzusehen, nachdem er Hut und Mantel abgelegt hatte. Sie steckten in einem großen braunen Kuvert, und der Absender war die Anzeigenabteilung der Zeitung in der Kreisstadt. Es waren alles Antworten auf eine Anzeige, die Fritz Untermayr unter Chiffre in der Wochenendausgabe aufgegeben hatte.

      In der Rubrik »Einsame Herzen«.

      Der Gauner arbeitete nämlich schon an seinem nächsten Coup und hatte zu diesem Zweck eine Anzeige aufgegeben. Immerhin hatte er ja einiges in die Geschichte mit Hertha investieren müssen, was nicht so einfach gewesen war. Den Leihwagen heute hatte er sich auch nur leisten können, weil seine Rente endlich überwiesen worden war.

      In der besagten Anzeige hatte er sich als gut situierten Herrn ausgegeben, der die Bekanntschaft einer ebensolchen Frau machen wollte. Gemeinsame Unternehmungen wie Konzertbesuche, Ausflüge oder gar Ferienreisen sollten unternommen werden. Fritz überlegte, ob es nicht ratsam wäre, sich auch hier des Grafentitels zu bedienen. Offenbar hatte er ja eine ungeheure Wirkung auf das schwache Geschlecht. Aber das wollte er von Fall zu Fall entscheiden, überlegte er sich. Zunächst las er die Antwortschreiben. Drei, vier Briefe sortierte er gleich wieder aus, weil die Damen bei gemeinsamen Unternehmungen auf getrennte Kassen bestanden, was auf eine gewisse Knauserigkeit schließen ließ, unter den anderen fand er auch ansprechende Fotos.

      Er sortierte die Briefe nach Datumseingang und beschloß, sie erst zu beantworten, wenn die Sache mit Hertha Breitlanger abgeschlossen war. Dafür brauchte er noch ein wenig Zeit und Fingerspitzengefühl. Fritz Untermayr hatte nämlich schon befürchtet, die Frau könne Lunte gerochen haben – zumindest ihre Freundin. Denn die hatte keinen guten Eindruck auf ihn gemacht, mißtrauisch, wie sie gewesen war. Er hatte gar keine andere Wahl gehabt, als die dreihundert Mark in den Leihwagen zu investieren, und auch der Fünfzigmarkschein, den er am Vormittag der Kellnerin im Wurzlacher Gasthof zugesteckt hatte, damit sie ihn mit Herr Graf begrüßte, der wie gewohnt Kaffee und Pfirsichkuchen bestellte, hatte sich letztendlich gelohnt. Fritz schmunzelte, als er daran dachte, wie er es geschafft hatte, die Wirtin zu überreden, für den Nachmittag wirklich einen solchen Kuchen zu backen.

      Aber alles in allem war die Vorstellung wirklich gelungen, wenn Hertha Breitlanger bis dahin noch irgendwelche Zweifel an seiner Person hatte, jetzt waren sie restlos beseitigt. Ansonsten hätte sie ihm kaum so selbstlos das Geld angeboten, damit er es in die Fabrik investieren konnte.

      Alles in allem war er mit dem Verlauf und dem Tag zufrieden. Er setzte sich gemütlich vor den Fernsehapparat und ließ sich von einer Komödie unterhalten, die gerade gezeigt wurde.

      *

      Im Pfarrhaus saß man zum Abendessen beisammen. Neben Sophie Tapperts selbstgebackenem Brot standen kalter Braten und Käse auf dem Tisch. Außerdem hatte die Haushälterin aus Aufschnittresten, Tomaten und Gurken einen herzhaften Wurstsalat gezaubert.

      »Leider hab’ ich die Frau Breitlanger net angetroffen«, bedauerte Sebastian Trenker und berichtete von dem feschen Mann, mit dem Sophies Freundin fortgefahren sei. »Könnt’ es sich um den Grafen handeln?«

      Die Haushälterin zuckte die Schultern.

      »Vermutlich. Einen anderen Herrn kennt Hertha ja net«, meinte sie und wandte sich wieder dem Kessel mit dem kochenden Teewasser zu. »Dann hat er wohl doch ein Auto.«

      »Die Nachbarin hat net gesagt, um was für einen Wagen

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