Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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nicht verletzt. Die Blutung war zuerst sehr stark, wurde aber dann rechtzeitig gestoppt. Herr Ruland ist jetzt auf der Intensivstation.«

      »Kann ich… darf ich zu ihm?«

      Der Arzt blickte auf das erschöpfte Madel, dann sah er Pfarrer Trenker an, der ihm zunickte.

      »Also gut«, entschied er. »Ich geh’ davon aus, daß Sie seine Verlobte, und damit seine nächste Angehörige sind. Eine Schwester wird Sie zu ihm bringen.«

      Während sich eine herbeigerufene Schwester Kathrins annahm, verabschiedeten sich Sebastian und Dr. Wiesinger von dem Stationsarzt und verließen das Krankenhaus. Die Fahrt zurück nach St. Johann verlief, bis auf ein paar kurze Worte, eher schweigend. Pfarrer Trenker überdachte die Ereignisse der Nacht. Ganz besonders den Bericht, den Joseph Breithammer abgegeben hatte. Wenn der Todesschütze tatsächlich verwundet war, dann hatte man doch eine weitere Spur. Die Suche mußte sich auf einen Mann konzentrieren, der eine verwundete Hand hatte und einen dunkelblauen Kombi fuhr. Gewiß keine leichte Aufgabe, aber vielleicht kam einmal Kommissar Zufall zu Hilfe.

      *

      Der Raum war abgedunkelt. Christians Bett, es war das einzige in dem Krankenzimmer, stand an der Wand gegenüber der Tür. Daneben stand ein »Galgen«, an dem der Tropf hing. Ängstlich schaute das Madel auf die vielen Schläuche, die von einem Gerät zu dem Kranken führten. Etwas piepste leise, und auf einer kleinen Anzeige fuhr ein grüner Strich in wellenartigen Bewegungen auf und ab.

      Die freundliche Nachtschwester schob einen Stuhl an das Bett. Kathrin setzte sich. Bleich und reglos lag Christian vor ihr. Nur die schwachen, kaum wahrnehmbaren Atemzüge zeigten an, daß überhaupt noch Leben in ihm war. Vorsichtig tastete sie nach seiner Hand. Dann senkte sie den Kopf und ließ ihren Tränen freien Lauf.

      Sie wußte nicht, wie lange sie so gesessen hatte. Längst war die Nachtschweter von der Kollegin für den Tagesdienst abgelöst worden. Kathrin lehnte das Angebot für ein Frühstück dankend ab. Keinen Bissen hätte sie herunterbekommen, angesichts des geliebten Mannes, der auf Leben und Tod lag.

      »Wann wird er aufwachen?« fragte sie angstvoll, als Schwester Lisa wieder einmal nach ihr schaute, eine resolute Frau, ein paar Jahre älter als Kathrin Breithammer.

      Die Krankenschwester überprüfte Puls und Blutdruck bei dem Patienten und schloß eine neue Flasche an den Tropf an.

      »Es ist soweit alles in Ordnung«, sagte sie. »Es kann nicht mehr lange dauern. Aber es ist nur gut, wenn Herr Ruland schläft. Da kann er am besten wieder zu Kräften kommen.«

      Sie schaute die junge Frau an.

      »Wollen S’ wirklich net etwas essen und trinken?«

      Kathrin zuckte die Schulter.

      »Ich weiß net, ob ich überhaupt etwas herunterbekommen würd’.«

      »Ach was«, schüttelte Lisa den Kopf. »Sie müssen bei Kräften bleiben. Was nützt es Ihrem Verlobten, wenn er aufwacht, und Sie ohnmächtig sind? Kommen S’ mit. Wir gehen ins Schwesternzimmer. Und wenn S’ nur einen Bissen essen, das ist immer noch besser als gar nichts.«

      Kathrin ließ es geschehen, daß die Schwester sie mit sich nahm. Und wirklich verspürte sie plötzlich einen Heißhunger. Dankbar aß sie das Brötchen. Der heiße Kaffee weckte ihre Lebensgeister, und sogar ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als Schwester Lisa einen Scherz machte.

      »Danke«, sagte das junge Madel, als es fertig war. »Sie hatten recht. Es wurde höchste Zeit, daß ich etwas zu essen bekam.«

      »Dann laufen S’ mal schnell«, rief eine andere Schwester von der Tür her. »Ihr Verlobter ist eben aufgewacht.«

      »Ist das wirklich wahr?«

      Kathrin lief zum Krankenzimmer hinüber. Beinahe scheu öffnete sie die Tür. Christian lag in seinem Bett und sah sie erwartungsvoll an. Er lächelte, als er sie erkannte.

      »Ich würd’ dich gern’ in die Arme nehmen«, sagte er, »ich fürchte nur, das wird ein bissel schwierig.«

      Er hob den Arm, an dem die ganzen Schläuche befestigt waren.

      Die junge Frau schaute ihn an. Tränen rannen über ihr Gesicht. Christian zog sie mit der freien Hand zu sich herunter.

      »Die Schwester hat erzählt, daß du die ganze Nacht an meinem Bett gesessen bist. Danke, du wunderbare Frau.«

      Vorsichtig küßte sie seinen Mund.

      »Ich hatte solche Angst«, gestand sie.

      Mit kurzen Worten schilderte sie, was nach dem Schuß auf den Förster weiter geschehen war.

      »Dann hat dein Vater mir also das Leben gerettet«, sagte Christian. »Ich glaub’, daß er net so schlecht ist, wie über ihn gesagt wird. Aber das Gerede wird sowieso aufhören, wenn ihr erstmal im Forsthaus wohnt.«

      Kathrin sah ihn ungläubig an.

      »Wir – im Forsthaus?«

      »Freilich. Wenn du meine Frau bist, wirst du wohl zu mir ziehen. Oder soll ich etwa mit in der Hütte wohnen?«

      Er lachte, verzog aber schmerzhaft das Gesicht.

      »Nicht jetzt«, sagte Kathrin und legte ihren Finger auf seine Lippen. »Zum Lachen haben wir noch unser ganzes Leben.«

      Dann küßte sie ihn liebevoll.

      *

      Sebastian saß in der Kirche und schaute nachdenklich auf das Kreuz über dem Altar. Er hatte ein Dankgebet gesprochen, denn seit gestern war Christian Ruland wieder im Forsthaus. Das Drama um den neuen Förster hatte ein glückliches Ende gefunden.

      Beinahe, jedenfalls. Trotz aller Bemühungen war es der Polizei noch nicht gelungen, den Wilderer und Todesschützen dingfest zu machen.

      »Die Nachforschung hat ergeben, daß es mehr als siebenhundert Kombis gibt«, hatte Max Trenker seinem Bruder erklärt. »Da braucht’s fast eine Sonderkommission, um die Halter alle zu überprüfen.«

      Der Geistliche war froh und dankbar, daß Christian Ruland wieder genesen war, aber genauso sehr bedauerte er, daß der Mann noch nicht gefaßt werden konnte. Er war sicher, daß der Täter früher oder später wieder zuschlagen würde – war erst einmal Gras über die Geschichte gewachsen.

      Aber das eröffnete auch eine neue Chance, dem Kerl endgültig das Handwerk zu legen. Der Schuß auf den jungen Förster hatte für einiges Aufsehen in St. Johann gesorgt. Die Dörfler waren sich einig, daß der Täter bestraft werden müsse. Und sie würden mithelfen, wenn es darum ging, ihn zu stellen. Vielleicht war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man ihn gefunden hatte.

      Dieses Zeichen von Solidarität freute Sebastian natürlich, und er war ungeheuer stolz auf seine Gemeinde. Er konnte sich gar nicht vorstellen, jemals woanders zu sein. St. Johann war seine Heimat, die er liebte, so wie die Menschen, die hier wohnten.

      Der Geistliche stand auf und ging ins Pfarrhaus hinüber. Dort warteten schon Wanderkleidung und Rucksack auf ihn, damit er seinem Spitznamen gerecht wurde…

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