Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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vergangen. Er hatte in dieser Zeit natürlich an das geliebte Madel gedacht. Immer wieder konnte er es sich vorstellen, wie es sein würde, wenn sie an seiner Seite, als seine Frau, im Forsthaus lebte. Gleich morgen früh wollte er zur Waldhütte gehen und sie fragen, ob sie seine Frau werden wolle. Und wenn es sein mußte, dann würde er sogar ihren Vater um Kathrins Hand bitten!

      War es Absicht oder hatte er es nicht bemerkt? Wie auch immer – Christian hatte unwillkürlich den Weg schon eingeschlagen, der zu der Hütte führte, in der das geliebte Madel wohnte. Sein Herz klopfte schneller, als er daran dachte, wie es wäre, sie jetzt hier im Wald zu treffen, wo die Welt ihnen ganz alleine gehörte.

      Da riß ein Schuß ihn aus seinen Träumen. Wie ein Donner hallte er durch die Nacht und schreckte die Tiere des Waldes auf.

      Wie ein Blitz durchzuckte es den jungen Förster – der Wilddieb hatte wieder zugeschlagen!

      *

      Einen Moment verharrte er und überlegte, aus welcher Richtung der Schuß gekommen sein könnte. Der Wind hatte den Knall herübergetragen und er wehte von dort her, wo die Waldhütte der Breithammers stand.

      »Nero, Fuß!« rief Christian und stürmte los.

      Er schickte ein Dankgebet zum Himmel, dafür, daß es Vollmond war, und er einigermaßen sehen konnte. Der Weg, auf dem er lief, war relativ breit, so daß er nicht durch das dichte Unterholz mußte. Der Förster hatte sein Gewehr schußbereit in der Hand, als er, unmittelbar nach einer Biegung, jemanden vor sich sah. Zuerst glaubte er, es sei ein Mann mit einem Buckel, doch dann wurde ihm bewußt, daß der Wilderer ein erlegtes Tier auf der Schulter trug.

      Christian riß das Gewehr an die Wange und visierte den Flüchtenden an.

      »Stehen bleiben, oder ich schieße!« schrie er den Unbekannten an.

      Als der Mann weiterlief, gab der Förster einen Warnschuß in die Luft ab. Daraufhin stoppte der Wilddieb seine Flucht. Christian war bis auf zehn Schritt an ihn heran.

      »So, Bursche, jetzt laß’ das

      Tier fallen, und dann dreh’ dich um«, befahl er. »Aber net so schnell.«

      Der Wilddieb ließ seine Beute langsam heruntergleiten. Im Mondlicht konnte Christian nur ahnen, daß es sich um einen Rehbock handelte. Das Tier fiel auf den Waldboden, und der Mann wirbelte im selben Moment herum.

      Instinktiv wollte sich der junge Förster fallen lassen, als er das Gewehr in den Händen des anderen sah, doch der hatte schon den Abzug betätigt. Eine grellrote Feuerlanze schoß auf ihn zu. Christian verspürte einen heftigen Schlag in der Brust, und gleich darauf einen fürchterlich brennenden Schmerz. Er schrie auf. Als er umstürzte, war er schon ohne Bewußtsein.

      »Himmelkruzifixnochamoal!« fluchte der Schütze, während er sich langsam dem auf dem Boden liegenden Förster näherte.

      Hatte er ihn voll getroffen? Selber schuld! Warum mußte der Kerl auch hier herumschleichen?

      Am meisten ärgerte der Mann sich aber über seine eigene Dummheit, hatte er doch angenommen, daß die Förster nach den Ereignissen des Nachmittags glauben würden, der Wilderer würde sich vorerst nicht mehr in den Wald wagen.

      Hab’ ich mich doch verrechnet, dachte er.

      Er stand über Christian Ruland, der aus einer Wunde an der Brust blutete. Das Gewehr hielt er schußbereit in den Händen. Entweder war der Förster schon tot, oder nur bewußtlos.

      Der Wilddieb hob noch einmal die Waffe und legte auf Christian Ruland an. Wieder zerriß ein Schuß die Stille der Nacht. Doch nicht der verwundete Förster war das Ziel der todbringenden Kugel. Statt dessen traf sie die Hand des Todesschützen, abgefeuert aus dem Gewehr, das Joseph Breithammer in den Händen hielt.

      Dem Wilderer wurde die Waffe aus den Händen gerissen, und ein entsetzter Schrei entrang sich seinen Lippen, als er sich vergegenwärtigte, was geschehen war.

      Gehetzt sah er sich um. Woher mochte der Schuß gekommen sein?

      Der Mann machte sich nicht mehr die Mühe, sein Gewehr aufzuheben. Die verletzte Hand unter den anderen Arm pressend, rannte er davon. Ein zweiter Schuß wurde abgefeuert, und die Kugel sauste ihm hinterher, landete aber irgendwo zwischen den Bäumen, ohne weiteren Schaden anzurichten.

      Joseph Breithammer trat aus seinem Versteck hervor und eilte zu Christian Ruland, der immer noch mit geschlossenen Augen am Boden lag. Aus einiger Entfernung drang heftiges Hundegebell herüber, und wenig später schoß Nero heran. Der Setter stürzte sich auf seinen Herrn und leckte ihm winselnd über das Gesicht, in dem sich kein Leben regte.

      Der Alte zerrte das Tier am Halsband zurück und befahl ihm, Platz zu nehmen. Merkwürdigerweise gehorchte das Tier dem fremden Mann. Joseph strich dem Hund über den Kopf.

      »Hätt’s ein bissel eher da sein müssen«, sagte er. »Dann hätt’ dein Herr eine bessere Chance gehabt. Laß mich mal schau’n, ob ich was tun kann.«

      Als hätte er den Fremden verstanden, legte sich Nero neben den Förster. Joseph Breithammer beugte sich über Christian. Erleichtert stellte er fest, daß der Mann noch lebte. Er öffnete vorsichtig Jacke und Hemd des Verletzten. Die Wunde sah schlimm aus, aber wenn er Glück hatte, dann würde er überleben. Die Kugel hatte wohl das Herz verfehlt, wie Joseph Breithammer flüchtig feststellte. Jedenfalls saß die Wunde zu hoch, als daß das lebenswichtige Organ hätte getroffen sein können.

      Der Alte holte ein Messer hervor und zerschnitt Christians Hemd, so gut es ging, in lange Streifen. Damit legte er notdürftig einen Verband an. Die Blutung zu stoppen, war jetzt am Wichtigsten. Das alles geschah in wenigen Minuten. Joseph Breithammer richtete sich auf.

      »Paß’ schön auf, ich bin gleich zurück«, sagte er zu Nero, der ihn genau beobachtet hatte.

      Der Hund ahnte wohl, daß der Mann seinem Herrn helfen wollte.

      Als Kathrins Vater zur Hütte zurückkam, sah er, daß drinnen Licht brannte. Offenbar war seine Tochter aufgewacht. Er schluckte schwer, als er daran dachte, welch schreckliche Nachricht er jetzt überbringen mußte.

      *

      Später vermochte Kathrin nicht mehr zu sagen, was es war, das sie geweckt hatte. Sie meinte, plötzlich einen Schuß gehört zu haben. Unruhig stand sie auf, entzündete die Petroleumlampe auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett und lief hinüber zu dem Raum, in dem der Vater schlief. Als sie entdeckte, daß das Bett leer war, stieg eine böse Ahnung in ihr auf. Rasch zog sie sich an, als ein neuer Schuß fiel, kurz darauf noch einer. Und das Gewehr lag nicht mehr im Regal!

      Nein, Vater, dachte sie verzweifelt, das darfst du net!

      Nichts anderes konnte sie glauben, als daß Joseph Breithammer nicht von seinem alten Laster habe lassen können. Noch am Nachmittag hatte er erklärt, daß alles wieder gut werde, doch jetzt hatte ihn offenbar das alte Fieber wieder gepackt!

      Das Madel griff nach seinem Tuch und warf es sich über, als die Tür aufgerissen wurde und der alte Breithammer hereinstürmte. Abgehetzt sah er aus, keuchend nach Luft ringend, und die Haare wirr in der Stirn hängend.

      »Vater!« schrie Kathrin und sah fassungslos auf das Gewehr in seinen Händen.

      Joseph Breithammer warf die Waffe auf den Tisch. Er riß das Madel

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