Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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sind die Bedingungen«, erklärte der Filialleiter. »Ihre Tante, die seinerzeit das Darlehen bekam, hat den Vertrag unterschrieben, und Sie, als Erbin, übernehmen automatisch alle Schulden, die auf dem Hof lasten.«

      Fünfundneunzigtausend Mark! Die Zahl wirbelte durch Sandras Kopf. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nicht soviel Geld besessen. Geschweige denn, daß sie das Darlehen hätte bezahlen können. Bisher hatte sie sich mühsam von den Bafög-Zahlungen und mit Nebenjobs über Wasser halten können, doch damit war es jetzt auch aus.

      Anton Rehringer schien wieder zu ahnen, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Er beugte sich vor.

      »Soviel ich weiß, liegt Ihnen ein Angebot vor. Der Bauunternehmer Oberlechner würd’ den Ponyhof sofort übernehmen wollen. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Frau Haller, akzeptieren S’, und Sie sind mit einem Schlag alle Sorgen los.«

      *

      Wie im Traum ging Sandra Haller durch St. Johann. Noch immer konnte sie nicht glauben, was sie eben in der Bank erfahren hatte. Beinahe hunderttausend Mark benötigte sie, nur um den Ponyhof auszulösen. Da war nicht einmal das Geld eingerechnet, das gebraucht wurde, um die so notwendigen Renovierungen durchzuführen und den Hotelbetrieb wieder aufzunehmen.

      In Gedanken überschlug das Madel wieviel Geld wohl noch auf dem eigenen Konto war. Notfalls konnte es gerade mal reichen, um das Futter für die Ponys zu bezahlen!

      Aber war nicht sowieso alles vergebens? Sie hatte doch gar keine Möglichkeit, die drohende Zwangsversteigerung aufzuhalten. Und dann würde dieser Oberlechner den Hof wahrscheinlich für ein Butterbrot bekommen.

      War es da nicht besser, vorher zu verkaufen, zu ihren Bedingungen? So wie der Nachlaßverwalter es angedeutet hatte, lag dem Bauunternehmer sehr viel am Erwerb des Ponyhofes. Auf jeden Fall konnte sie bei einem Verkauf mehr herausschlagen als bei einer Zwangsversteigerung.

      Sandra blieb stehen. Sie wußte, daß sie das nicht alles alleine entscheiden konnte. Sie brauchte Rat, jemanden, der ihr sagte, was sie tun sollte.

      Die Glocken von St. Johann schlugen die zehnte Morgenstunde. Sandra schaute zum Turm hinauf. Natürlich, warum hatte sie nicht gleich daran gedacht, Pfarrer Trenker um Rat zu fragen? Er hatte ihr doch seine Hilfe angeboten.

      Sie überquerte die Straße und folgte dem Weg zur Kirche hinauf. Rechts und links säumten Buchsbaumhecken den Weg, dahinter war ein sorgfältig gemähter Rasen.

      Die Tür zur Kirche war geöffnet. Sandra trat ein. Sofort umgab sie eine ruhige und angenehme Atmosphäre. Bewundernd schaute sie auf die Bilder und Figuren, die Personen aus der Bibel zeigten. Gold, Rot und Königsblau waren die vorherrschenden Farben. Durch die hohen Fenster fielen Sonnenstrahlen herein und tauchten alles in einen unwirklichen Schein.

      Sandra sah sich um. Außer ihr war niemand in dem Gotteshaus. Sie wollte gerade wieder kehrtmachen, als jemand durch die Tür hereinkam.

      »Hab’ ich mich doch net geirrt«, sagte Sebastian Trenker und reichte ihr die Hand. »Ich hatte drüben im Pfarrgarten zu tun, als ich Sie in die Kirche gehen sah. Schön, daß Sie so schnell meiner Einladung gefolgt sind.«

      »Ich war gerade auf der Bank«, erklärte Sandra. »Leider war mein Besuch dort nicht sehr erfolgreich.«

      Der Geistliche deutete auf die Bankreihe neben sich.

      »Kommen S’, setzen S’ sich.«

      Er ahnte, was Sandra auf dem Herzen hatte. Die Erbin des Ponyhofes erzählte ihm, was Anton Rehringer ihr eröffnet hatte.

      »Tja, wie mir schon Dr. Sonnenleitner geraten hatte, hat auch der Filialleiter gesagt, daß es das beste wäre zu verkaufen, bevor der Hof unter den Hammer kommt.«

      Sie sah Sebastian verzweifelt an.

      »Was soll ich bloß machen?«

      Pfarrer Trenker überlegte eine Weile, bevor er antwortete.

      »Ich hab’ den Eindruck, daß Ihnen auch etwas an dem Hof liegt, und Sie ihn net nur wegen der Resi und dem Hubert behalten wollen«, sagte er schließlich. »Zusammen mit Ihren beiden Freundinnen könnten S’ es doch aus eigener Kraft schaffen, den Hof wieder flott zu machen, net wahr?«

      »Ja«, nickte das Madel. »Das genau ist es ja, was wir vorhaben. Ich bin überzeugt, daß in spätestens drei Jahren der Betrieb so läuft, daß auch das Darlehen abbezahlt wäre. Nina Kreuzer, sie versteht etwas davon. Gestern abend hat sie stundenlang gesessen und alles durchgerechnet. Uns fehlen ein paar tausend Mark für die dringendsten Reparaturen und das Futter für die Tiere. Dann könnten wir sofort loslegen.«

      »Und ein paar tüchtige Arbeitskräfte«, fügte Sebastian hinzu. »Aber daran soll es nicht scheitern.«

      Er strich sich über das Kinn, dann stand er auf.

      »Frau Haller, ich will Ihnen nichts versprechen«, sagte er, »aber ich will tun, was ich kann. Fahren S’ erst einmal zurück auf den Hof. Ich meld’ mich heut’, spätestens am Abend, bei Ihnen und sag’, ob ich etwas erreicht hab’.«

      Als Sandra aus St. Johann herausgefahren war, schien es ihr schon wieder etwas leichter ums Herz. Die Worte des Geistlichen hatte ihre Zuversicht geschürt, daß doch noch nicht alles verloren war. Wenn keine größeren Pannen mehr passierten, dann bestand vielleicht eine winzige Chance.

      Sie hatte diesen Gedanken kaum gehabt, als plötzlich der Motor ihres Wagens stotterte und schließlich ganz verstummte. Langsam rollte der Golf an den Straßenrand.

      Sandra entriegelte die Motorhaube und stieg aus.

      Nicht auch das noch, dachte sie bittend. Der Wagen war ihr einziges Kapital – und Fortbewegungsmittel.

      Ratlos schaute sie unter die Haube. In dem Gewirr von Schläuchen, Drähten und Motorteilen konnte sie nicht erkennen, was die Ursache dafür war, daß der Motor streikte.

      Ein Unglück kommt selten allein, ging es ihr durch den Kopf, als sie sich hilflos umschaute, ob von irgendwoher Rettung nahen müßte.

      *

      Stephan und Markus waren schon ganz früh am Morgen zu einer Wanderung aufgebrochen. Am Vorabnd waren sie in St. Johann eingetroffen, wo sie in einer kleinen Pension geschlafen hatten. Wäre es nach Stephan gegangen, dann hätten sie auch diese Nacht im Freien verbracht, aber Markus hatte darauf bestanden, ein Zimmer zu nehmen.

      »Ich will duschen und mich nicht an einem Bach waschen«, argumentierte er. »Außerdem würd’ ich gerne wieder einmal richtig schön frühstücken mit Brötchen, Kaffee und Ei.«

      Diesen Argumenten hatte Stephan sich nicht verschließen können. Der Preis für das Zimmer war erträglich, und das Frühstück am Morgen erwies sich genauso, wie Markus es sich erträumt hatte.

      Gleich nachdem sie es eingenommen hatten, zogen die beiden Freunde los. Ihr Gepäck durften sie bis zum Abend in der Pension lassen, nur den kleinen Rucksack mit der Notfallausrüstung und den Fotoapparat nahmen sie mit. Weit wollten sie an diesem ersten Tag nicht. Nur ein wenig die Gegend erkunden und herausfinden, ob es irgendwo die Möglichkeit gab, auf einem der Berghöfe für ein paar Tage unterzukommen.

      Doch bisher hatten sie nur ablehnende Bescheide erhalten. Fast ein wenig mutlos

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