Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Wissen Sie, ich will drüben, in St. Johann, eine alte Sägemühle kaufen und zu einer Diskothek umbauen. Das ist heutzutage der absolute Knüller, sag’ ich Ihnen. Die jungen Leut’ haben ja die Romantik wieder entdeckt, und was paßt da besser, als ihnen hier etwas zu bieten. Ich mein’, in dieser idyllischen Umgebung. Die werden von nah und fern kommen!«

      Dr. Wiesinger glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Ungläubig sah er Herrn Hövermann an, sagte aber nichts.

      Toni war ein Menschenfreund, der keine Vorurteile kannte, aber dieser Mann war ihm von Kopf bis Fuß unsympathisch, und der Arzt wollte nur noch weg aus diesem Zimmer. Er verabschiedete sich schnell, nachdem die Rechnung beglichen war.

      *

      Die Frau saß am Fenster des Zugabteils und blickte hinaus.

      Die vorbeirauschende Landschaft nahm sie aber gar nicht wahr. Felder, Wiesen, Ortschaften – der Hochgeschwindigkeitszug passierte sie in Sekunden.

      Maria Devei lehnte sich in das Polster zurück und schaute auf den Mann, der ihr gegenüber saß. Er nickte ihr freundlich zu. Maria erwiderte den Gruß. Sie war so mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen, daß sie gar nicht bemerkt hatte, wie der Fremde beim letzten Halt zustieg.

      Richard Anzinger konnte den Blick nicht von ihr wenden, so sehr nahm ihn ihr anmutiges Gesicht gefangen. Dunkle Augen, die in einem seltsamen Glanz strahlten, die wohlgeformte Nase, die geschwungenen Lippen, all das wurde von elegant frisierten Haaren umrahmt, die einen leichten rötlichen Schimmer hatten. Dem eleganten Kostüm sah man an, daß es nicht aus einem Kaufhaus stammte, und der wenige Schmuck, den sie trug, zeugte von einem erlesenen Geschmack. Zu gerne hätte Richard die Frau angesprochen, doch etwas hielt ihn davon ab.

      Er überlegte, seit er auf seinem Platz saß, was es war, das ihn daran hinderte. Es mußte dieser unendlich traurige Zug sein, der um ihren Mund lag. So hielt er sich zurück und betrachtete die Mitreisende unauffällig.

      Über den Lautsprecher kam die Durchsage, daß der Zug in wenigen Minuten in München halten werde. Die Sängerin stand auf und griff nach ihrem Mantel. Im selben Moment stand Richard Anzinger hinter ihr.

      »Darf ich?« fragte er galant und half ihr in den Mantel.

      Maria bedankte sich mit einem Kopfnicken.

      Richard Anzinger war ihr auch beim Gepäck behilflich. Er trug den Koffer, der im Gepäcknetz über dem Platz der Sängerin gelegen hatte, bis zum Ausgang. Dort stellte er ihn auf den Boden.

      »Das ist wirklich sehr freundlich«, sagte Maria Devei, und es schien, als wische ein leises Lächeln die Traurigkeit aus ihrem Gesicht fort.

      Richard Anzinger eilte zurück ins Abteil, um sein eigenes Gepäck zu holen. Dabei hoffte er, die Frau, die ihn so faszinierte, noch anzutreffen, wenn er gleich aus dem Zug stieg.

      Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit, als er auf dem Bahnsteig stand, weit und breit war nichts von ihr zu sehen. Seine Augen suchten umher, glitten über das Treiben, das auf dem Bahnhof herrschte, die Züge, die Menschen und die bunten Plakate mit den Reklamen darauf.

      Dort! Drüben auf dem Nachbargleis, war sie es nicht?

      Richard stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Er erhaschte einen winzigen Blick auf den Mantel aus dunkelblauem Stoff, das schimmernde Rot ihrer Haare.

      Ja, kein Zweifel, dort drüben stieg die Frau in einen anderen Zug ein.

      Richard Anzinger ließ sein Gepäck stehen und hastete die Treppe hoch. Auf der anderen Seite mußte er wieder hinunter. Menschen standen und gingen vor ihm, Richard spürte die Ungeduld und die Angst, der Zug könne abfahren bevor er…

      Auf halber Höhe der Treppe hörte er das Signal des Zugführers, gleichzeitig schlossen die Türen, und der Zug rollte langsam an.

      Richard sprang die letzten Stufen hinunter, als der Zug an Geschwindigkeit gewann und aus dem Bahnhof fuhr. Enttäuscht und erschöpft blieb er stehen. Die Anzeige über ihm, auf der eben noch gestanden hatte, wohin der Zug fährt, war nun leer.

      Langsam ging Richard Anzinger zurück auf den Bahnsteig, auf dem er ausgestiegen war. Einsam und verloren stand sein eigenes Gepäck noch dort. Auch der ICE war inzwischen wieder abgefahren.

      Schade, dachte er, es hat nicht sollen sein. Natürlich hätte er sich erkundigen können, wohin der Regionalexpress, in den die unbekannte Frau gestiegen war, fuhr. Doch viel weiter hätte es ihn auch nicht gebracht. Wer konnte sagen, an welchem der vielen kleinen Bahnhöfe, die der Zug passierte, die Frau ausstieg?

      Er nahm die Reisetasche und den Koffer auf und ging hinüber zum Ausgang. Draußen stieg er in ein Taxi und ließ sich nach Hause fahren.

      Der Münchner Kaufmann, Chef einer alteingesessenen Im- und Exportfirma, war völlig durcheinander.

      War das Liebe auf den ersten Blick?

      Richard Anzinger hatte sie bisher noch nicht erlebt. Gewiß, ein Mann in seiner Position litt keinen Mangel an Verehrerinnen. Doch all diese Frauen verblaßten vor dem Bild dieser einen!

      *

      »Irma, ich glaub’ sie kommt«, rief Sepp Reisinger seiner Frau zu.

      Eben hatte ein Taxi vor dem Hotel gehalten. Der Wirt sah durch das Fenster, eine Frau aussteigen. Eiligst trommelte er die Haustöchter und die Kellner zusammen.

      Draußen öffnete der Fahrer die Heckklappe und nahm einen Koffer heraus. Irma und Sepp Reisinger gingen hinaus, um den prominenten Gast zu begrüßen.

      »Herzlich willkommen«, sagte der Löwenwirt, und nahm dem Taxifahrer den Koffer ab.

      Das Personal stand im Foyer des Hotels Spalier, der Hausdiener übernahm den Koffer und folgte dem Gast und Sepp Reisinger, der es sich nicht nehmen ließ, die Sängerin persönlich auf das Zimmer zu führen.

      »Wir hoffen, Sie fühlen sich wohl in unserem Haus.«

      Maria Devei nickte ihm lächelnd zu.

      »Es ist sehr schön«, sagte sie, nachdem sie sich im Edelweißzimmer umgesehen hatte.

      Sepp Reisinger erkärte ihr die Telefonanlage.

      »Möchten Sie etwas essen?« fragte er. »Wir servieren Ihnen auch gerne Essen und Getränke auf dem Zimmer.«

      Maria Devei zögerte. Nein, richtigen Appetit hatte sie nicht. Schon seit Wochen nicht mehr. Allerdings wußte sie auch, daß sie ihrem Körper schon etwas zuführen mußte. Ganz ohne Essen ging es nun mal nicht.

      »Eine Brühe vielleicht, und ein Mineralwasser«, sagte sie schließlich.

      Sepp nahm die Bestellung dankend entgegen, und ging hinunter in die Küche. Dabei grübelte er. Irgendwie kam die Frau ihm bekannt vor. Nicht als Sängerin aus der Presse oder dem Fernsehen – nein, er wurde das Gefühl nicht los, Maria Devei von irgendwo anders her zu kennen. Sie erinnerte ihn an eine ganz bestimmte Frau, aber er wußte nicht, wohin er sie stecken sollte. So sehr er sich auch bemühte, es wollte ihm nicht einfallen.

      Irma Reisinger machte ein enttäuschtes Gesicht. Im Herd schmorte Rehkeule, Forellen warteten darauf, in würzigem Fischfond gekocht zu werden, frisches Gemüse war

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