Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Bruckner am Tisch. Sie verneinten.

      »Warum fragst?« wollte Sebastian von seinem Bruder wissen.

      Maximilian Trenker machte eine ratlose Geste.

      »Ich weiß net, was da los ist«, sagte er schließlich. »Vor vier Tagen war ich schon mal d’roben, bei der alten Mühle. Der Valentin hatte mich angerufen und gebeten, daß ich einmal vorbeikomm’. Er hätt’ da ein paar Fragen. Na, gestern bin ich noch mal dagewesen, und heut’ am Nachmittag. Es ist alles verschlossen und verrammelt, und von Valentin keine Spur.«

      »Das ist wirklich sehr merkwürdig«, meinte Sebastian.

      »Find’ ich net«, mischte sich Markus Bruckner in das Gespräch.

      Alle Augen richteten sich auf ihn.

      »Ja, wenn ich es recht verstanden hab’, dann ist der Valentin Hoftaler ein reicher Mann«, fuhr der Bügermeister fort.

      Damit machte er ein verschmitztes Gesicht.

      »Komm schon, Bürgermeister, das mußt’ uns schon näher erklären«, forderte der Pfarrer ihn auf.

      »Tja, also, ihr wißt das Neueste ja noch net«, begann der Bruckner-Markus geheimnisvoll. »Die alte Mühle ist verkauft, und Valentin befindet sich bereits auf einer Reise, rund um die Welt.«

      Am Stammtisch herrschte atemlose Stille, wie gebannt hingen die Männer an Markus’ Lippen. Selbst Sepp Reisinger kam vom Tresen herüber und lauschte.

      Wie der Bürgermeister zu berichten wußte, hatte der Alte die Sägemühle an einen Mann aus München verkauft. Valentin selbst hatte keine Kinder, nur einen Neffen, Sohn seiner verstorbenen Schwester, zu dem ein loser Kontakt bestand. Er wolle mit dem Geld endlich einmal das machen, was er sich seit seiner Kindheit wünschte – die weite Welt kennenlernen.

      »Und woher weißt du das alles?« forschte Sebastian Trenker nach.

      »Von dem Mann, der ihm die Mühle abgekauft hat. Der war nämlich auf der Gemeinde und hat einen Bauantrag gestellt. Er will aus der alte Sägemühle eine Diskothek machen.«

      »Was?«

      »Das kann doch net wahr sein!«

      »Völlig unmöglich. Ausgerechnet bei uns.«

      So, und so ähnlich klangen die Kommentare. Pfarrer Trenker schüttelte ungläubig den Kopf.

      »Wer ist denn dieser Herr aus München?« wollte er wissen.

      Markus Bruckner wand sich ein wenig.

      »Ich weiß net, ob ich das so ohne weiteres sagen darf«, antwortete er ausweichend. »Ich mein’, wegen dem Datenschutz.«

      »Unsinn«, fuhr der Geistliche ihn an. »Du weißt doch genau, daß ich gleich morgen früh den Namen auf der Gemeinde erfahren kann. Also?«

      »Tja, also, der Mann heißt Otto Hövermann«, gab der Bürgermeister sich geschlagen. »Den Namen habt’s aber net von mir. Warum wollen S’ den denn überhaupt wissen?«

      »Damit ich rechtzeitig ’was gegen die dummen Pläne des Herrn Hövermann unternehmen kann«, lautete die entschiedene Antwort des Geistlichen.

      *

      Pfarrer Trenker war schon bei Sonnenaufgang unterwegs in seinen geliebten Bergen. In den vergangenen Wochen hatte er darauf verzichten müssen. Zum einen, weil es das Wetter nicht zuließ, zum anderen aus wirklichem Zeitmangel.

      Worüber allerdings nur seine Haushälterin glücklich war. Sophie Tappert sah es gar nicht gerne, daß Hochwürden in den Bergen ›herumkraxelte‹, wie sie es nannte. Die gute Frau hatte furcht­bare Angst, Sebastian könne bei seinen luftigen Ausflügen abstürzen und sich ein Bein brechen, wenn nicht gar Schlimmeres.

      Der Geistliche konnte darüber nur schmunzeln. Er war schließlich ein geübter und sicherer Kletterer – Freunde hatten ihm den Spitznamen ›Bergpfarrer‹ gegeben –, der niemals ein Risiko einging. Es gehörte einfach zu seinem Leben. Wenn andere sich mit Dingen beschäftigten, die ihnen Spaß und Freude machten, so war es für Sebastian das Schönste, von irgendeinem Punkt aus die majestätische Schönheit der Bergwelt zu schauen. Hoch oben auf dem Gipfel, dort fand er Ruhe und Zufriedenheit, und nicht selten die Lösung eines Problems.

      Das Problem, das Pfarrer Trenker heute allerdings mit sich trug, war vielleicht eines der schwersten, das er je hatte.

      Natürlich waren seine Gedanken bei Maria Devei. Seit ihrem gestrigen Besuch dachte Sebastian darüber nach, wie er der jungen Frau helfen konnte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie früher gewesen war. Auch an die Eltern dachte er.

      Franz Großmayr und seine Familie lebten in einer Hütte auf der Spitzer-Alm. Franz arbeitete hier und da als Knecht, und brachte Frau und Tochter mehr schlecht als recht über die Runden. Elisabeth, Marias Mutter, war oft kränkelnd. Sie flocht Körbe, die sie an Touristen verkaufte. Maria war das einzige Kind der beiden.

      Die Hütte – sie müßte eigentlich noch stehen. Oder zumindest das, was der Zahn der Zeit von ihr übrig gelassen hatte. Sebastian nahm sich vor, bei einem seiner nächsten Ausflüge, auf die Alm, dort einmal nachzuschauen.

      Doch welche Möglichkeiten gab es, Maria bei ihrem akuten Problem zu helfen? Pfarrer Trenker mochte es nicht einfach hinnehmen, daß die junge, blühende Frau sterben sollte. Ihr Leben begann doch erst!

      Sie war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, eines Tages sollten Mann und Kinder hinzukommen. Das konnte doch nicht einfach so durch die Diagnose eines Arztes fortgewischt werden. Mochte er auch noch so eine Kapazität auf seinem Gebiet sein!

      Ob Dr. Wiesinger Rat wußte?

      Sebastian schätzte den jungen Arzt, der erst vor kurzer Zeit die Praxis in St. Johann übernommen hatte, sehr. Viele der Dorfbewohner argwöhnten zwar, Toni Wiesinger könne gar kein richtiger Arzt sein, dazu sei er noch viel zu jung. Sebastian hatte sich allerdings mehr als einmal vom Können des Mediziners überzeugt. Zumal Dr. Wiesinger nicht bedingungslos der Schulmedizin gehorchte. Er sah immer den ganzen Menschen, nicht nur die Krankheit, und setzte dort an. Ganzheitliche Medizin war für den Arzt nicht nur eine Modeerscheinung. Er praktizierte sie. Wo immer es möglich war, setzte er auf rein pflanzliche Heilmittel und zog sie den chemischen vor. Vor allem gehörte bei ihm Leib und Seele noch zusammen und er beachtete beides in seinen Diagnosen.

      Dennoch hatte er keinen leichten Stand bei den Dörflern. Es gab in St. Johann einen selbsternannten Wunderheiler, den Brandhuber-Loisl, der mit seinen selbstgebrauten Tinkturen und Salben den Leuten das Geld aus der Tasche zog. Immer wieder schimpfte Pfarrer Trenker von der Kanzlei herunter, über die Narren, die sich beim Brandhuber Rat holten, anstatt zu Dr. Wiesinger zu gehen. Aber es schien vergebene Liebesmüh’.

      Sebastian nahm sich vor, den jungen Arzt zumindest auf den Fall anzusprechen. Vielleicht sogar schon am Abend. Er hatte ihn schon ein paar Tage nicht mehr gesehen und sich für heut’ abend vorgenommen, Toni Wiesinger auf ein Glaserl Wein ins Pfarrhaus einzuladen.

      Für den Nachmittag hatte der Pfarrer schon etwas anderes vor – der wöchentliche Besuch des Altenheimes in Waldeck stand auf dem Programm.

      Der Geistliche packte die Reste des Frühstücks zusammen und verstaute sie in seinem Rucksack. Irgendwie

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