Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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verstand nicht.

      Er wußte nicht, wie er beginnen sollte und kam sich vor, wie ein Primaner bei seinem ersten Rendezvous.

      »Ich habe Sie gesucht«, gestand er, hilflos die Hände hebend. »Ich habe Sie gesucht und, Gott sei Dank, gefunden.«

      Maria lächelte unwillkürlich. In der Stadt kam es öfter vor, daß sie erkannt und um ein Autogramm gebeten wurde. Aber hier, in den Bergen?

      »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe keine Autogrammkarte bei mir.«

      »Nein, nein. Sie verstehen mich nicht.«

      Der Kaufmann kam völlig aus dem Konzept. Wie konnte er einer Frau, der er wildfremd war, erklären, daß er sie liebte?

      »Verzeihen Sie, ich habe mich noch gar net vorgestellt«, sagte er. »Mein Name ist Anzinger, Richard Anzinger. Ich… ich weiß gar net, wie ich es anfangen soll…«

      Die Sängerin war amüsiert. Der Mann gefiel ihr. Abgesehen davon, daß er gut aussah, machte er in seiner Hilflosigkeit den Eindruck eines großen Jungen, den man einfach gern haben mußte.

      Richard war eingefallen, daß der Löwenwirt davon gesprochen hatte, daß Maria Devei jeden Tag hier heraufging. Welche Beziehung mochte sie wohl zu diesem verfallenen Haus haben? Er deutete darauf.

      »Eigentlich ein romantisches Plätzchen«, meinte er. »Kannten Sie die Leute, die hier einmal gewohnt haben?«

      Marias Blick wurde traurig. Sie sah zu der alten Hütte hinüber und spürte die Tränen in den Augen. Richard war bestürzt, als er es bemerkte.

      »Es tut mir leid, wenn ich Sie…«

      »Nein«, unterbrach die Sängerin ihn. »Es ist net Ihre Schuld.«

      Sie zeigte auf die Ruine, in der sie einst gewohnt hatte.

      »Ja, ich kannte diese Menschen. Das hier sind die Überreste meines Elternhauses.«

      Richard glaubte zu verstehen, warum sie nicht nur jetzt so traurig war. Auch schon im Zug mußte sie an ihre Eltern gedacht haben. Er nahm allen Mut zusammen.

      »Maria, ich habe Sie gesehen und mich in Sie verliebt«, sagte er, entschlossen alles auf eine Karte zu setzen. »Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Sie wiederzufinden, und ich habe meine Firma im Stich gelassen, um Ihnen hierher zu folgen und Ihnen dies alles zu sagen. Ich liebe Sie aufrichtig und von ganzem Herzen, wie ich noch nie eine Frau zuvor geliebt habe!«

      Die Sängerin starrte ihn fassungslos an. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit solch einem Geständnis.

      »Ich… ich weiß gar net, was ich sagen soll.«

      Richard ergriff ihre Hände.

      »Sie müssen nichts sagen. Noch nicht. Aber lassen Sie Ihr Herz sprechen«, bat er.

      Maria sah in seine Augen. Sie leuchteten voller Liebe.

      Ihr Herz sprechen lassen? Es klopfte bis zum Hals hinauf. Liebe auf den ersten Blick – gab es die denn wirklich?

      Aber es durfte ja net sein. Sie, eine Todgeweihte, durfte sich net binden, selbst wenn sie für diesen Mann große Sympathie empfand, wie sie überrascht feststellte. Richard Anzinger schien so anders, als die Männer, die ihr bisher begegnet waren. Seine ganze Art strahlte zurückhaltende Eleganz aus. Für ihn mußte die Rolle des Kavaliers eine Selbstverständlichkeit sein, kein bloßes Getue. Selbstsicherheit war bei ihm nicht gespielt.

      Ja, sie würde ihn lieben können, dessen war sie sicher, doch… es war unmöglich.

      »Ihr Liebesgeständnis ehrt mich, Richard«, sagte sie, ihn beim Vornamen nennend. »Aber… es geht nicht…«

      Er nickte verstehend.

      »Ich weiß, daß ich Sie überrumpelt habe«, antwortete er. »Aber ich bin bereit, zu warten. Ich weiß, daß wir uns erst richtig kennenlernen müssen, Maria. Aber ich bin sicher, mit der Zeit…«

      »Richard, bitte…«, unterbrach sie ihn.

      Maria konnte es nicht länger ertragen. Sie lief davon. Richard Anzinger sah ihr bestürzt hinterher.

      »Du Esel, Narr, du Dummkopf«, beschimpfte er sich selber.

      Natürlich mußte die Frau von seinem Geständnis völlig überrascht und durcheinander sein! Wie anders hätte sie reagieren sollen, als die Flucht zu ergreifen?

      Mit hängenden Schultern machte er sich auf den Weg zurück ins Dorf. Er würde sich bei ihr entschuldigen und abreisen. Das war das einzige, was er tun konnte. Hoffentlich nahm sie seine Entschuldigung überhaupt an.

      *

      »Gibt’s immer noch keine Spur von Valentin?« fragte Pfarrer Trenker seinen Bruder, der wieder mal rechtzeitig zum Mittagessen im Pfarrhaus eingetroffen war.

      Max schüttelte den Kopf. Antworten konnte er nicht, weil er damit beschäftigt war, das Stück­chen Kuchen zu verdrücken, das vom Vortag übriggeblieben war. Sophie Tappert hatte es nicht erst in die Speisekammer gestellt, sie kannte ja den Dorfpolizisten…

      »Nein«, sagte er schließlich, nachdem der letzte Bissen geschluckt war. »Ich war auch heut noch mal in der Mühle. Außer einem Gerüst, das jetzt davor steht, gibt’s nichts Neues dort, und vom alten Hofthaler schon gar net.«

      Sebastian schüttelte den Kopf. Er mochte einfach net glauben, daß Valentin die Sägemühle so mir nichts, dir nichts verkauft und eine Weltreise angetreten hatte. Das paßte überhaupt nicht zu ihm.

      »Ein Gerüst, sagst’. Fangen die etwa schon mit dem Umbau an?«

      »Es schaut beinah’ so aus«, bestätigte der Polizist.

      »Die können doch noch gar keine Genehmigung haben«, meinte der Geistliche nachdenklich. »Ich glaub net, daß der Antrag schon durch ist.«

      »Arbeiter hab’ ich keine g’sehen«, sagte Max. »Ich werd’ morgen noch einmal hinfahren. Sollten sie dann dort arbeiten, laß’ ich mir auf jeden Fall die erforderlichen Papiere zeigen. Den Bauantrag und so weiter.«

      Die Haushälterin hatte die Suppe aufgetragen. Ein herrlich duftender Gemüseeintopf mit Grießklößchen und frischen Kräutern stand auf dem Tisch. Sophie Tappert war eher schweigsam veranlagt, als redselig. Wenn sie aber einmal etwas sagte, dann hatten ihre Worte Gewicht.

      »Den Berthold hat er aber net mitgenommen, auf seine Weltreise, der Valentin«, meinte sie, nachdem das Tischgebet gesprochen, und die Suppe aufgefüllt war.

      Sebastian und Max sahen sie fragend an.

      »Sie meinen Valentins Neffen? Den Berthold Siebler?« fragte der Geistliche.

      Seine Haushälterin nickte.

      »Ich hab’ ihn heut’ morgen gsehen, als ich drüben im Supermarkt war.«

      »Seltsam«, meinte Pfarrer Trenker. »Der hat doch sonst seinen Onkel kaum besucht. Was macht er denn hier, wenn der alte Valentin auf Reisen ist?«

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