Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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fällt’s wahrscheinlich schwer, sich einzugewöhnen. Es ist ja auch net einfach, für einen Menschen, aus seiner gewohnten Umgebung herauszugenommen und woanders untergebracht zu werden. Bekommt er denn keinen Besuch? Hat er keine Angehörigen mehr?«

      »Doch, einen Neffen. Der hat den Herrn Hofthaler auch zu uns gebracht, sich dann aber net wieder sehen lassen. Und eine Adresse, oder wenigstens Telefonnummer, haben wir von dem Herrn Siebler auch net«, sagte die Heimleiterin.

      Pfarrer Trenker machte große Augen, als er die beiden Namen hörte.

      »Was sagen Sie? Der Mann heißt Hofthaler, und sein Neffe Siebler?«

      »Ja, ich dacht’ mir, daß Sie ihn kennen. Er stammt ja aus Sankt Johann. Darum bat ich Sie ja auch, mit ihm zu sprechen. Zu Ihnen hat er doch bestimmt Vertrauen.«

      »Freilich kenn’ ich den Valentin, und der ist hier bei Ihnen. Wir haben uns schon gewundert, wo er abgeblieben ist.«

      Frau Burgsmüller nickte.

      »Ja, es ist schon ein schlimmes Schicksal mit ihm.«

      Sebastian war ratlos.

      »Von welchem Schicksal sprechen Sie? Ist der Valentin etwa krank?«

      »Körperlich? Nein, aber sein Geist. Wußten S’ das denn net? Herr Hofthaler wurde entmündigt, man hat ihn mit einem Gerichtsbeschluß bei uns eingewiesen.«

      Pfarrer Trenker kam aus dem Staunen nicht heraus. Das war ja ein starkes Stück, das er da zu hören bekam!

      »Also, meine liebe Frau Burgsmüller, entweder ist das alles nur ein tragischer Irrtum – oder ein ausgekochtes Gaunerstück«, erklärte er der sichtlich irritierten Heimleiterin. »Der alte Valentin ist geistig so gesund, wie Sie und ich!«

      Die Frau war fassungslos. Ratlos hob sie die Hände.

      »Ja, aber da ist doch das Gutachten, das dem Beschluß beiliegt«, sagte sie.

      »Das möcht ich gern’ einmal sehen«, antwortete der Geistliche. »Und den Arzt, der es erstellt hat. Aber zuerst bringen S’ mich zum Valentin.«

      »Natürlich. Kommen S’ nur. Er wird sich bestimmt freuen, Sie zu sehen.«

      Auf dem Weg zum Zimmer, in dem der alte Hofthaler wohnte, überlegte Sebastian Trenker, wie er am geschicktesten vorgehen sollte. Es war keine Frage für ihn, daß an der Sache etwas faul sein mußte. Genauso war es keine Frage, daß er Valentin wieder mit nach Hause nehmen würde.

      Aber etwas anderes machte ihm Sorge, und das war das Gutachten über den Geisteszustand des Alten.

      *

      Valentin Hofthaler saß auf einem Stuhl am Fenster, und starrte hinaus. Frau Burgsmüller hatte zunächst angeklopft und, als keine Antwort kam, die Tür geöffnet.

      »Herr Hofthaler, hier ist Besuch für Sie«, sagte sie.

      Der alte Mann drehte langsam den Kopf. Ein freudiges Lächeln huschte über das faltige Gesicht, als er den Besucher erkannte.

      Sebastian schüttelte ihm die Hand.

      »Du liebe Güte, Valentin, was macht’s denn hier?« fragte er. »Wir vermissen dich schon zu Haus’.«

      »Hochwürden, Sie schickt der Himmel. Holen S’ mich jetzt hier wieder ’raus?«

      Seine Stimme klang hoffnungsvoll und erleichtert zugleich.

      Sebastian zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Die ganze Zeit über hatte Valentin die Hand des Geistlichen nicht losgelassen.

      »Wollen mal sehen, wie wir das am besten anstellen«, antwortete Pfarrer Trenker. »Nun erzähl’ erstmal, was eigentlich passiert ist.«

      Valentin Hofthaler atmete tief durch.

      »Da gibt’s eigentlich net viel zu erzählen«, meinte er und berichtete dann.

      Was der Pfarrer und die Heimleiterin zu hören bekamen, war schier unglaublich!

      Valentin ahnte schon nichts Gutes, als sein Neffe ihn wieder einmal besuchte. Wenn es geschah – selten genug –, dann kam Berthold Siebler nicht, um sich nach dem Befinden des Onkels zu erkundigen, sondern weil ihn wieder einmal finanzielle Engpäße plagten.

      Einmal war es die Miete, die er nicht zahlen konnte, ein anderes Mal gab er vor, krank gewesen zu sein und aus diesem Grund nicht arbeiten zu können.

      Valentin Hofthaler wußte net mehr aus, noch ein. Berthold war der Sohn seiner einzigen Schwester. Nachdem der Junge schon früh den Vater verloren hatte, fehlte ihm die ordnende Hand. Die Mutter hatte genug damit zu tun, durch drei, vier Putzstellen, das nötige Geld heranzuschaffen, um sich und den Jungen über Wasser zu halten. Nach ihrem Tod ging es dann mit Berthold immer weiter bergab.

      »Bub, sei g’scheit«, ermahnte Valentin seinen Neffen immer wieder. »Man kann net einfach Geld ausgeben, das man net hat!«

      Alle Vorwürfe und Ermahnungen fruchteten nichts. Berthold kam, aß sich satt und zog nicht eher wieder von dannen, bevor er seinem Onkel nicht ein paar Mark abgebettelt hatte. Bei seinem letzten Besuch machte er einen Vorschlag, der Valentin die Sprache verschlug.

      Der alte Hofthaler solle die Sägemühle verkaufen – einen Käufer hätte er, Berthold, schon an der Hand – und in ein Altenheim ziehen. Von dem Geld sollte er dem Neffen schon mal einen Teil von dem auszahlen, was dieser sowieso einmal erben würde.

      Bei diesem Vorschlag trat Valentin Hofthaler die Zornesröte ins Gesicht. Er verwies Berthold Siebler des Hauses, ohne auch nur mit einem Wort auf dessen infames Verlangen einzugehen. Allerdings hatte er nicht mit der Verschlagenheit seines Neffen gerechnet.

      Einen Tag später erschien der wieder in der Sägemühle und entschuldigte sich für sein Verhalten. Valentin ging es an diesem Tag nicht besonders gut. Wahrscheinlich hatte ihn die ganze Sache doch mehr aufgeregt, als er annahm.

      Berthold Siebler spielte den besorgten Neffen und blieb bei dem Kranken, um ihn zu pflegen. Während dieser Zeit führte er mehrere Telefongespräche. Mit wem, das konnte Valentin Hofthaler nicht sagen. Allerdings hatte er mehrmals mitbekommen, daß diese Gespräche sich um ihn drehten. Als er Berthold darauf ansprach, gab dieser an, mit verschiedenen Ärzten telefoniert zu haben, aus Sorge um den kranken, alten Mann.

      Sollte er sich wirklich geändert haben?

      Valentin freute sich über den scheinbaren Sinneswandel seines Neffen, und ließ sich überreden, einen Facharzt, wie Berthold ihn nannte, aufzusuchen.

      »Und dann ging alles ganz schnell«, berichtete Valentin weiter. »Der Arzt stellte mir so komische Fragen, und einen Test sollte ich machen. Allmählich kam ich dahinter, daß man mich für verrückt hielt.«

      Der alte Mann holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Tränen ab, die während seiner Erzählung immer wieder über sein Gesicht liefen.

      »Ich hatte den Max angerufen und wollt’ ihn um Rat fragen. Aber da hat der Berthold mich schon zu diesem Arzt gebracht und war dann verschwunden, obwohl er gesagt hatte, er würd’ auf mich warten. Ich kam in eine Klinik, fragen S’ mich bitt’

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