Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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hob die Hände.

      »Kein aber, Frau Devei«, sagte er. »Das einzige, was Ihnen fehlte, waren Ruhe und Erholung. Aber beides bekommen S’ ja im Moment. In einigen Wochen werden S’ wieder vor Ihrem Publikum stehen.«

      Richard Anzinger strahlte ob dieser Eröffnung über das ganze Gesicht. Nicht so Maria Devei.

      »Aber Professor Bernhard, der mich untersucht hat – er kann sich doch net so geirrt haben«, wandte sie ein.

      Dr. Wiesinger runzelte die Stirn.

      »Ich muß zugeben, daß dieser Umstand mich irritiert«, gestand er. »Ich hab’ schon versucht, mit dem Professor zu sprechen. Leider ist er zur Zeit in den Vereinigten Staaten, und nimmt dort an einem Kongreß teil. Ich werd’, sobald er zurück ist, mit ihm Kontakt aufnehmen. Bis dahin machen S’ sich bitte keine Sorgen. Es ist, wie ich sag’, Sie sind gesund.«

      Maria und Richard sahen sich an.

      »Ist das nicht wunderbar?« flüsterte der Kaufmann.

      Die Sängerin schluckte, sie konnte es immer noch nicht glauben.

      »Maria, du bist gesund«, sagte Richard Anzinger eindringlich und schüttelte sie sanft, als müsse er sie aus einem Traum erwecken.

      Toni Wiesinger war aufgestanden. Er ging zu dem Paar und legte der Frau seine Hand auf die Schulter.

      »Liebe Frau Devei«, sagte er. »Seien Sie versichert, daß es so ist, wie ich es sage. An der Diagnose ist net zu rütteln, und wäre es anders – glauben S’ mir – ich würd’s Ihnen sagen.«

      Die junge Frau hob beide Hände und schaute vom Arzt zu Ri­chard Anzinger und wieder zurück.

      »Dann muß ich’s wohl glauben«, sagte sie leise.

      »So ist recht«, meinte der Arzt. »Am besten machen S’ sich ein paar schöne Tag’. Gehen Sie spazieren, lesen S’, faulenzen S’, was immer Sie möchten. In ein paar Tagen ist der Professor zurück. Wenn ich dann mit ihm gesprochen habe, sehen wir uns hier wieder.«

      *

      Sebastian Trenker schickte ein Dankesgebet zum Himmel, als er die gute Nachricht bekam. Der Pfarrer saß beim Toni Wiesinger in der Praxis, als die Sprechstunde schon zu Ende war.

      »Ich hatte es gehofft, daß die Maria sich irrt«, sagte der Geistliche. »Bestimmt wollte sie es gar net glauben.«

      Dr. Wiesinger bestätigte Sebastians Vermutung.

      »Nachdem ich die Werte aus dem Labor hatte, war ich mir ganz sicher, daß der Frau Devei nichts fehlt. Ich weiß net, woraus sie auf ihre angebliche Krankheit geschlossen hat, aber das wird das Gespräch mit Professor Bernhard klären.«

      Der Arzt sah den Pfarrer an, der trotz der positiven Entwicklung, einen nachdenklichen Eindruck machte. Man sah, daß er noch etwas auf dem Herzen hatte.

      »Gibt’s noch etwas, daß Sie beschäftigt?«

      Sebastian nickte. Er berichtete, was er im Waldecker Altenheim erlebt hatte. Toni Wiesingers Miene wurde immer ungläubiger, je mehr er davon hörte. Schließlich zog der Pfarrer das Gutachten hervor und reichte es dem Arzt.

      Dr. Wiesinger las und schüttelte zwischendurch immer wieder den Kopf. Er ließ die Papiere sinken.

      »Das ist ja ein tolldreistes Ding!« meinte er. »Einfach unglaublich.«

      »Wie sehen Sie die Angelegenheit?« fragte Sebastian Trenker. »Meinen S’, daß man da noch ’was machen könnt?«

      Toni lehnte sich in seinen Sessel zurück.

      »Ich kenn’ einen Arzt in der Kreisstadt, der ist net nur Spezialist für die Krankheiten der Leute, darüber hinaus ist er als Gutachter bei Gericht zugelassen. Ich denk’, ich werd’ den Kollegen mal anrufen. Bestimmt wird er sich für den Fall interessieren. Wo steckt der Valentin denn jetzt?«

      Pfarrer Trenker berichtete, daß der alte Hofthaler sich in seiner Sägemühle eingeschlossen habe. Der Geistliche hatte ihn zuvor dort abgesetzt. Valentin hatte darauf bestanden, zur Mühle zu fahren, schließlich war sie sein Zuhause.

      Dort angekommen, hatte der Alte alles verriegelt und verrammelt.

      »Der läßt keinen hinein!« sagte Sebastian. »Und seinen Neffen schon gar net.«

      »Und genau der macht mir ein bissel Sorge«, meinte Toni Wiesinger. »Der Berthold Siebler ist Vormund vom Valentin, und wie die Frau Burgsmüller ganz richtig gesagt hat, kann der Vormund dar­über bestimmen, wo sein Mündel sich aufhält.«

      Der Geistliche strich sich nachdenklich über das Kinn.

      »Vielleicht haben wir da ein bissel Glück«, sagte er hoffnungsvoll. »Frau Burgsmüller schimpfte über den Siebler, weil er sich net mehr um Valentin gekümmert hat, seit er ihn ins Heim brachte. Ich könn’ mir vorstellen, daß der Bursche erstmal genug damit zu tun hat, das Geld auszugeben, das er von diesem Herrn Hövermann bekommen hat. Vorläufig wird er sich net im Heim nach dem Befinden seines Onkels erkundigen.«

      »Das mag sein«, nickte der Arzt. »Trotzdem müssen wir schnell handeln. Gleich morgen, in der Früh’, werd’ ich den Kollegen Marner anrufen — oder nein, besser noch, ich fahr’ zu ihm hin. Lassen S’ mir das Gutachten hier.«

      »Natürlich«, erwiderte Sebastian. »Und ich werd’ mich um einen Rechtsanwalt für den Valentin kümmern, der die ganze Sache in die Hand nimmt.«

      »Was passiert denn, wenn der Hövermann die Baugenehmigung bekommt, und die Handwerker anrücken, bevor in der Sache etwas entschieden ist?« meinte Toni Wiesinger plötzlich. »Rein rechtlich ist Valentin net mehr Besitzer der Sägemühle.«

      »Aber die Umstände, unter denen es zum Verkauf gekommen ist, die sind sittenwidrig«, sagte der Geistliche erbost.

      »Aber, Sie haben natürlich recht. Gegen einen Trupp Bauleute wird der Valentin nichts ausrichten können. Und wer weiß, ob der Hövermann net noch andere Geschütze auffährt. Am besten wär’s, wenn er keine Baugenehmigung bekäme.«

      Er erhob sich.

      »Ich werd’ gleich mal dem Bruckner-Markus einen Besuch machen. Gottlob ist unser Bürgermeister net ganz mit Blindheit geschlagen, auch wenn man manchmal den Eindruck haben könnt’…«

      *

      Maria Devei und Richard Anzinger saßen in der kleinen Weinstube des Hotels. Hier war der Rahmen intimer, es war nicht so viel Trubel, wie im großen Restaurant, und es hätte der erste, unbeschwerte Abend seit langem werden können.

      Der Münchner Kaufmann hatte allerdings das Gefühl, daß Maria immer noch nicht glaubte, was der Arzt ihr am Nachmittag mitgeteilt hatte. Nach dem Besuch in der Praxis des Dr.Wiesingers, hatte sie sich vor dem Hotel von Richard verabschiedet. Sie müsse sich hinlegen und ausruhen, obwohl sie zuvor verabredet hatten, bis zum Abendessen einen Spaziergang zur Hütte hinauf zu machen. Dabei wirkte die Sängerin keineswegs erschöpft. Lediglich ihre Gedanken schienen immer wieder abzuschweifen. Sie hörte kaum zu, wenn Richard sie ansprach, und ihr Blick schien in die weite Ferne zu schweifen.

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