Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman. Marisa Frank
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»Was hast du gesagt?« Henrik fuhr herum. Er sah Andreas an. Da dieser ihm nicht schnell genug antwortete, fragte er Heidi: »Red schon, was hat Andreas da gerade erzählt?«
»Ich wollte wissen, woher er kommt«, gab Heidi Auskunft.
»Ja, und was hat er gesagt?« Ungeduldig trat Henrik von einem Bein auf das andere.
»Auto macht bum«, verkündete Andreas. Dann verzog sich sein Gesichtchen. »Mami nicht mehr sprechen. Wo ist Mami?«
»Auto…« Langsam begann Henrik zu verstehen. Seine Augen weiteten sich. Er sah seiner Mutter ins Gesicht. Diese nickte.
»Es gab einen Verkehrsunfall. Michael und Andreas saßen auf dem Rücksitz.«
»Auto macht bum«, wiederholte Andreas.
»Nicht mehr daran denken«, sagte Henrik mitleidsvoll.
»Auto putt«, fuhr Andreas jedoch fort, »Mami… ganz still.«
»Was ist mit seiner Mutter?« Henrik sah Denise erneut an. »Ist sie…?« Er wagte nicht weiterzusprechen. Wieder nickte Denise.
»Sie sind noch so klein.« Henrik mußte schlucken. Rasch lief er dann zu seiner Mutter. Denise beugte sich zu ihm hinunter, und er flüsterte ihr ins Ohr: »Mutti, Michael und Andreas dürfen das nicht erfahren. Wir müssen alle ganz lieb zu ihnen sein.« Er mußte wieder schlucken. Der Kloß im Hals war sehr dick.
»Was habt ihr denn?« fragte Heidi. »Streitest du dich schon wieder mit deiner Mutti? Soll ich in die Küche gehen?«
»Nein. Ich werde dafür sorgen, daß Michael und Andreas etwas ganz Gutes bekommen. Ich werde mich um die beiden kümmern. Ich werde es auch den anderen sagen.« Plötzlich war Henrik wieder sehr geschäftig. Er wollte alles zur gleichen Zeit machen. Dabei fuhr er sich aber verstohlen über die Augen.
Als die anderen Kinder vom Spielplatz kamen, hatte Magda bereits den Grießbrei fertig. Sie war seit vielen Jahren Köchin auf Sophienlust. Sie konnte nicht nur vorzüglich kochen, sondern wachte auch oft wie eine Glucke über die Kinder. Sie war etwas beleibt, aber sehr mütterlich. Die Zwillinge hatten es ihr sofort angetan, und sie war nur zu gern bereit, sie unter ihre Fittiche zu nehmen. So saß sie jetzt auch am Küchentisch und hielt Andreas auf ihrem Schoß. Vor ihr stand ein Teller mit süßem Brei. Andreas schien es offensichtlich zu schmecken, und er genoß es auch, gefüttert zu werden. Immer wieder öffnete er begierig sein Mündchen. Er war mit dem Schlucken sehr schnell, Magda hatte Mühe, sich seinem Tempo anzupassen.
Denise hielt Michael auf dem Schoß. Der Teller, der vor ihr stand, war noch ganz gefüllt. Michael hatte sein Mündchen noch kein einziges Mal geöffnet. Fest hielt er seine Lippen aufeinandergepreßt. Trotzdem probierte Denise es immer wieder aufs neue.
»Es schmeckt wirklich sehr gut. Willst du es nicht doch versuchen?«
»Mami, will zu Mami«, kam es nun leise von Michaels Lippen. Er drehte den Kopf zur Seite.
»Geben Sie ihn doch einmal her«, sagte Magda resolut. Sie schob den Teller etwas beiseite, da jedoch protestierte Andreas.
»Essen, noch Hunger. Ham.« Weit sperrte er sein Mäulchen auf.
»Gleich, gleich. Du wirst doch deinem Brüderchen auch etwas gönnen. Wir haben ja genug.« Sie rückte Andreas auf ihrem rechten Knie zurecht. »So, hier haben wir noch Platz.« Auffordernd sah sie zu Frau von Schoenecker hin.
Denise erhob sich. Vielleicht hatte Magda wirklich mehr Glück. Zuerst schien es nicht so, Michael fing nun sogar zu weinen an.
»Aber, aber, man kann doch nicht immer weinen! Wenn du dich nicht beeilst, dann ißt Andreas dir alles weg.« Sie hielt Michael den gefüllten Löffel vor den Mund. Andreas war wirklich schneller. Er schob Magdas Hand in seine Richtung, und schon schnappte er zu. »Mhm, gut.« Er lächelte unschuldig.
»Nein, nein, so geht es nicht. Du mußt deinem Bruder auch etwas lassen. Michael, jetzt mußt du dich wirklich beeilen. Schnell, mach den Mund auf.«
Zuerst reagierte Michael wieder nicht. Erst, als Andreas sich erneut auf den Löffel stürzen wollte, öffnete er den Mund.
»So, nun mußt du nur noch schlucken«, sagte Magda zufrieden. Sie und Denise waren erleichtert, als er das auch wirklich tat.
»Jetzt aber ich«, forderte Andreas.
»Gut, dann aber wieder Michael«, meinte Magda. Sie lächelte.
Von da an ging es anstandslos. Andreas knurrte nur einmal: »Schneller.« Aber er aß seinem Bruder keinen Löffel mehr weg. Nach einer Weile erklärte er jedoch ganz bestimmt: »Bin satt.«
»Gut, dann gehört jetzt alles Michael ganz allein«, behauptete Magda. Doch das zog nicht, jetzt hatte Michael auch keine Lust mehr. »Nur noch ein Löffelchen«, lockte sie, aber es nützte nichts.
Andreas war von Magdas Schoß gerutscht, sachlich stellte er fest: »Michael mag nicht.«
»Michael muß aber etwas essen«, meinte Denise.
»Morgen, Michael morgen essen«, sagte Andreas. Treuherzig sah er zu Denise auf. Er war sowieso der Zutraulichere.
»Wenn du meinst«, gab Denise nach. »Dann wollen wir zu Bett gehen.«
»Ja, mit Mami!« Andreas’ Augen leuchteten auf.
»Das geht nicht. Aber du hast Michael. Du gehst mit Michael ins Bett. Ich werde heute nacht bei euch schlafen.«
Damit war Andreas einverstanden. Er nahm seinen Bruder an der Hand und sagte bestimmt: »Mit Tante schlafen.«
Denise hatte in Sophienlust auch ein Zimmer. Es lag im ersten Stock. Dorthin zog sie sich zurück, wenn sie ausspannen wollte. Hin und wieder übernachtete sie auch da. Das kam aber höchst selten vor, weil das Familiengut Schoeneich nicht weit von Sophienlust entfernt war. Heute aber hatte sie beschlossen hierzubleiben. Alexander, ihr Mann, würde dies sicher verstehen.
*
Helga Berger hatte sich in die Ecke gelehnt. Die Augen hielt sie geschlossen. Sie dachte an ihren Freund. Sicher würde Tonio zornig sein. Der Zug verlangsamte sein Tempo. Erschrocken öffnete Helga die Augen. Sie war eine junge Frau von zweiundzwanzig Jahren. War sie schon am Ziel?
»Wohin wollen Sie denn, Fräulein?« fragte ihr Nachbar.
»Ich muß nach Sophienlust, ich meine Wildmoos. Aber das ist keine Bahnstation.«
»Richtig. Da müssen Sie jetzt aussteigen. Wir sind gleich in Maibach, der Kreisstadt. Von hier aus müssen Sie mit dem Bus weiterfahren.« Der Alte nickte zu jedem seiner Worte.
Helga sah aus dem Fenster. Sie bemerkte, daß der Zug bereits in den Bahnhof einfuhr. »Danke«, sagte sie. Rasch nahm sie ihre Tasche aus dem Gepäcknetz und hastete aus dem Abteil. Ziemlich atemlos stand sie wenig später auf dem Bahnsteig. Sie kam sich sehr verlassen vor. Die letzten zwei Jahre hatte sie keinen Schritt ohne Tonio gemacht. So lange lebte sie schon mit ihm zusammen.
Sie atmete tief durch. Fast bereute sie ihre Fahrt schon. Hatte sie nicht voreilig gehandelt? Was wollte sie eigentlich hier? Doch dann strafften