Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman. Marisa Frank

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Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman - Marisa Frank Sophienlust Bestseller

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ihr. Dieser Gedanke trieb Helga die Tränen in die Augen. Durch die Polizei hatte sie von dem Tod ihrer Schwester und ihres Schwagers erfahren. Entschlossen packte sie ihre Reisetasche. Sie folgte der Menschenmenge, die dem Ausgang zu drängte.

      Als sie in dem Bus saß, der von Maibach nach Wildmoos fuhr, kamen ihr erneut Bedenken. Sie hatte impulsiv gehandelt, und dies noch gegen Tonios Willen. Der Gedanke, daß ihre Neffen in einem Kinderheim leben sollten, war ihr unerträglich. Sie hatte zwar in den letzten Jahren kaum Kontakt mit ihrer Schwester gehabt. Sie hatte gewußt, daß Katrin ihre Lebensweise ablehnte. Und trotzdem – mußte sie sich jetzt nicht um die Zwillinge kümmern?

      Helga zerknüllte ihr Taschentuch zwischen den Händen. Sie merkte es nicht. Zum erstenmal seit zwei Jahren hatte sie selbständig gehandelt. Sie wollte sich der Zwillinge annehmen, aber konnte sie das?

      Die junge Frau sah während der Busfahrt kein einziges Mal hoch. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Ratlos und deprimiert verließ sie in Wildmoos den Bus. Nun stand sie am Marktplatz. Das Angstgefühl wurde stärker. Am liebsten wäre sie jetzt umgekehrt. Der Bus hatte die Haltestelle längst wieder verlassen, da stand Helga noch an der gleichen Stelle. Unschlüssig sah sie sich um.

      Denise von Schoenecker befand sich auf der Heimfahrt. Sie überquerte den Marktplatz, da fiel ihr Blick auf Helga Berger. Unwillkürlich trat sie auf die Bremse. Die junge Frau wirkte so hilflos. Dicht vor ihr brachte sie ihren Wagen zum Stehen. Sie kurbelte das Fenster herunter und fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen Sie etwas?«

      »Ja, ich will in ein Kinderheim, Sophienlust ist der Name. Mir wurde gesagt, daß es in der Nähe von Wildmoos liegt.«

      »Stimmt!« Freundlich sah Denise die junge Frau an. Helga war erleichtert. »Sie kennen das Heim? Ist es noch weit von hier?«

      »Sie können mit mir fahren. Ich bin auf dem Weg dorthin.« Einladend öffnete Denise die Autotür.

      Helga zögerte.

      »Wollen Sie jemand in Sophienlust besuchen?« fragte Denise.

      »Ja, aber ich sollte wahrscheinlich zuerst dort anrufen. Ich bin eben erst angekommen. Ich muß mir noch ein Zimmer suchen.« Helga hob den Kopf und sah zu dem Gasthof hinüber, der auf der gegenüberliegenden Seite stand.

      »Besucher sind in Sophienlust jederzeit willkommen«, meinte Denise.

      »Glauben Sie? Ich weiß nicht so recht. Vielleicht war es ein Fehler herzufahren.«

      »Kommen Sie von weit her?« wollte Denise wissen. Sie fragte nicht aus Neugierde. Ihr war nicht entgangen, daß die junge Frau immer unsicherer wurde.

      Helga nickte. »Aus Hamburg. Ich bin sehr zeitig aufgebrochen.«

      »Nun bin ich aber wirklich gespannt, wen Sie besuchen wollen«, erklärte Denise ehrlich. »Ich bin Denise von Schoenecker.«

      »Sie sind Frau von Schoenecker! Dann muß ich mich gleich bei Ihnen bedanken.« Helga streckte ihre Hand zum Autofenster hinein. »Der Polizist, der mich anrief, hat gesagt, daß Sie sich gleich um die Kinder gekümmert haben. Sie sind ja noch so klein. Es ist schrecklich. Nun sind sie ganz allein.«

      »Sie meinen sicher Michael und Andreas.« Denise war erfreut. »Sind Sie verwandt mit den beiden?«

      Helga nickte. »Ich bin ihre Tante – Frau Schönauer war meine Schwester.« Beklommen sah sie Denise an.

      »Kommen Sie, steigen Sie doch ein! Die Kinder freuen sich sicher über Ihren Besuch.«

      Helga stieg ein. Sie sah auf ihre Hände. Leise sagte sie: »Das können sie gar nicht, sie können sich sicher nicht mehr an mich erinnern. Ich habe sie auch nur ein einziges Mal gesehen.«

      »Wichtig ist, daß Sie gekommen sind. Ich habe schon gedacht, daß Michael und Andreas überhaupt keine Verwandten haben.«

      »Es gibt auch sonst keine! Daher möchte ich mich gern um die beiden kümmern. Aber wahrscheinlich war es voreilig von mir, hierher zu kommen. Ich weiß gar nicht, wie es weitergehen soll. Ich…« Helga verstummte.

      Denise startete ihr Auto. Sie hatte nicht die Absicht, die junge Frau zu bedrängen. »Wollen Sie Ihre Tasche nicht auf den Rücksitz stellen?« fragte sie freundlich.

      »Natürlich, entschuldigen Sie.« Helga tat es. Nachdem sie sich angeschnallt hatte, sah sie Denise an. Kurz wandte diese den Kopf und lächelte ihr zu. Das gab Helga den Mut zu fragen: »Sie sind die Besitzerin des Kinderheims?«

      »Ich verwalte es. Der eigentliche Erbe ist mein Sohn. Er ist aber erst sechzehn Jahre alt.«

      »Gestern nachmittag rief die Polizei an. Da erfuhr ich von dem Unfall. Ich würde so gern helfen.« Helga hatte sich etwas nach vorn gebeugt. Um ihre Mundwinkel zuckte es.

      Denise mußte sie nicht ansehen, um zu wissen, daß es ihr ernst war. »Es ist schön, daß Sie gekommen sind«, sagte sie warm.

      »Ich weiß nicht«, meinte Helga ehrlich. »Ich kenne die Kinder doch gar nicht. Ich bin eine Fremde für sie. Was kann ich schon tun?« Sie sank auf dem Sitz zusammen. »Mein Freund wird wütend sein. Als ich wegging, schlief er noch. Er hat sicher nicht erwartet, daß ich tatsächlich fahren würde.«

      »Sie können ihn von Sophienlust aus anrufen«, meinte Denise.

      »Und was soll ich ihm sagen? Er hat ja recht, ich bin wirklich nicht geeignet, mich um die Kinder zu kümmern.«

      »Das wird sich noch herausstellen.«

      »Aber ich kann es eigentlich gar nicht. Ich habe ja nichts, das heißt, ich muß arbeiten.« Helga hatte ihren Kopf gesenkt. Ihr Gesicht, ihre Haltung, drückten Verzweiflung aus.

      »Nun sehen Sie sich die Zwillinge erst einmal an«, versuchte Denise zu trösten. »Jetzt haben Sie die Möglichkeit, Ihre Neffen kennenzulernen.«

      »Das will ich doch. Nur… Was ist, wenn sie mich nicht mögen?«

      »Darauf lassen Sie es erst einmal ankommen. Michael weint noch immer wegen jeder Kleinigkeit. Er vermißt seine Mutter mehr als sein Brüderchen. Vielleicht gelingt es Ihnen, ihn aufzuheitern.«

      »Das wäre schön. Dann wäre meine Reise nicht umsonst gewesen.« Ein zaghaftes Lächeln erschien auf Helgas Gesicht.

      »Umsonst ist sie auf gar keinen Fall«, erklärte Denise bestimmt. Auch wenn die junge Frau auf sie einen unausgeglichenen Eindruck machte, so war sie ihr nicht unsympathisch. Denise verließ sich gern auf ihren ersten Eindruck. »Wie heißen Sie übrigens?«

      Helga wurde rot. »Entschuldigen Sie. Mein Name ist Berger, Helga Berger.«

      »Gut, ich werde Sie Helga nennen. Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.« Wie immer traf Denise genau den richtigen Ton.

      Helga verlor etwas von ihrer Befangenheit. »Natürlich. Und Sie glauben, ich werde Gelegenheit haben, die Kinder öfter zu sehen?«

      »Sooft Sie wollen«, sagte Denise erfreut. Noch wußte sie nichts von Helga Berger, aber sie fühlte, daß dieser die Kinder wirklich am Herzen lagen.

      Helga richtete sich auf. »Ich werde meinen Freund anrufen. Ich werde ihm sagen, daß ich einige Tage hierbleiben will. Ich

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