Herr Rudi. Anna Herzig

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Herr Rudi - Anna Herzig

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was, Rudi«, würde der Fritz sagen, »egal, was ist, wir kriegen das wieder hin.«

      Vorsichtig probiert er also trotzdem eine Trockenübung, die seinen Freund vielleicht nicht in eine sofortige, alles mobilisierende Panik versetzen würde.

      »Fritz.«

      Räuspern.

      »Fritz, ich …«

      Räuspern.

      »Wie geht’s dir. Ich brauch was. Nein. Anders.«

      Räuspern.

      »Fritz. Ich hab. Ich. Nein. Okay.«

      Räuspern.

      »Fritz. Ich hab dich lieb.«

      Vergiss es, Rudi, denkt er, zieh da niemanden mit hinein.

      Es beginnt zu regnen. Nicht nur in Salzburg, sondern ebenso im Kopf vom Herrn Rudi.

      »DA FRAGST DU DICH SCHON«, hat der Herr Rudi vor ein paar Wochen gesagt.

      »Was?«, hat der Fritz geantwortet.

      »Ich mein, da fragst du dich schon, was es zu bedeuten hat, das Leben.«

      »Ja, eh.«

      »Was kommt denn? Nachdem schon alles passiert ist, mein ich.«

      »Ich weiß nicht«, sagt der Fritz und schaut in sein Weinglas.

      Dort findet man mal mehr, mal weniger Bedeutsames. Schätze und Erinnerungen. Momente, in denen man gewusst hat, wer man ist. Deswegen ist ein zweites, drittes oder viertes Glas Rotwein keine blöde Idee. Dann findet man den Rest.

      »Wie machst du das«, sagt der Herr Rudi und schiebt sein Sushi-Tellerchen zur Seite.

      »Hunger«, antwortet der Fritz.

      »So ein kleiner Körper.«

      »Aber der hier«, sagt der Fritz und klopft sich auf den Bauch, »zählt für zwei Männer.«

      Der Herr Rudi versteht das mit dem zärtlich angefutterten Bauch ja. Er selbst ist nämlich ein passionierter Nachtesser. Da kann er gar nichts dafür, weil in der Nacht, da erwacht sein ganzer Organismus zum Leben. Untertags fährt er auf Autopilot, aber nachts, da spürt er seinen Körper vibrieren. Da kriegt er Appetit auf alles, was es in der Welt an Köstlichkeiten gibt. Der Herr Rudi ist nämlich ein Stier und wohnt sozusagen im Genuss.

      »Wie geht’s denn mit der …?«, fragt er den Fritz.

      »Wem?«

      »Wie heißt sie noch mal, ich hab’s vergessen.«

      »Silvia.«

      »Genau.«

      »Na ja.«

      »Nichts mehr?«

      »Weiß nicht.«

      »Ist was passiert?«

      »Sie will noch ein Kind.«

      »Mit dir?«

      »Mit wem sonst?«

      »Zusammen habt ihr doch schon vier.«

      »Eben. Isst du das noch?«

      »Nein, bedien dich.«

      »Danke.«

      »Und?«

      »Was und

      »Was machst?«

      »Gibt nur drei Möglichkeiten«, antwortet der Fritz kauend und holt sich das nächste Tellerchen vom Fließband, »entweder ich sitz es aus.«

      »Kannst.«

      »Oder ich erfüll ihr das.«

      »Kannst auch.«

      »Oder.«

      »Oder?«, fragt der Herr Rudi.

      »Trennung.«

      »Keine andere Möglichkeit?«

      »Eher nicht.«

      »Das tut mir leid.«

      »Es ist, wie es ist.«

      Der Herr Rudi nimmt sein Weinglas und prostet dem Fritz zu.

      »Irgendwann, mein Freund …«, sagt er.

      »Wenn du mit mein Freund anfängst, dann willst du doch was von mir«, antwortet der Fritz.

      »… irgendwann, mein Freund, wenn wir das nächste Mal gemeinsam in Salzburg sind …«

      »Jetzt kommt’s.«

      »… dann fährst du mit mir den Untersberg hinauf!«

      Der Fritz verschluckt sich am Grinsen vom Herrn Rudi und auch ein bisschen an einer Litschi.

      »Spinnst?«

      »Doch, doch, das machen wir.«

      »Spinnst!«

      »Sei nicht so.«

      »Ich hab Höhenangst, Rudi, das weißt du ganz genau. Ich steig nicht mal auf eine Leiter.«

      »In der Untersbergbahn passiert dir nichts. Die Aussicht ist genüsslich, das sag ich dir.«

      »Ich setz mich ganz sicher nicht in so eine Todeskabine.«

      »Sei nicht komisch, Fritz.«

      »Aber wirklich nicht!«

      »Dann gehen wir hinauf.«

      »Du bist eine blöde Sau.«

      DER HEXENSCHUSS HOLT den Herrn Rudi zurück. Realität ist dort, wo Schmerz ist.

      Ihm fällt der geöffnete, noch fast volle Rotwein wieder ein, der in Griffweite steht. Der Herr Rudi trinkt aus der Flasche und weint. Trinkt und weint und trinkt und weint, während er auf dem Boden kniet, mit der einen Hand abgestützt, in der anderen die Flasche.

      »Que sera, seraaaa«, grölt er zwischen zwei Schluchzern, »whatever will be, will be.« Dann summt er, weil er den Rest vergessen hat. Auf drei Gliedern beginnt er zu wippen. Wiederkehrende Bewegungen. Vielleicht, wenn er schnell genug trinkt und wippt und trinkt und wippt und trinkt und weiter wippt, kann er sich in der Zeit zurücktrinken. Wie eine Zeitmaschine, nur ohne Zeitmaschine, dafür mit Rotwein.

      Heureka, wenn das gelänge!

      Er

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