Leni Behrendt Classic 52 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 52 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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ging auf die Gruppe zu, in der der Justizrat stand.

      »Herr Doktor, ich weiß nicht mehr, was ich zu den sonderbaren Zuständen, die hier herrschen, sagen soll«, begann sie zwar gedämpft, aber leicht vernehmlich. »Soeben läutet ein Bekannter von uns an, der mit Schwester und Bruder aus Königsberg zur Beisetzung hierhergekommen ist, daß man die Tore versperrt hält und niemand auf das Gut läßt. Was hat das zu bedeuten?«

      Der Anwalt gab gelassen zurück. »Mein Freund wünschte unter den Trauergästen nur die anwesend, die hier bereits versammelt sind.«

      »Und diese Marotte eines Sonderlings wird so streng befolgt? Das ist doch geradezu lächerlich!«

      »Wie kann die letztwillige Verfügung eines Verstorbenen lächerlich sein, gnädige Frau?« fragte Glang mit einer Schärfe, die der ungehaltenen Dame auf die Nerven fiel. Sie biß sich auf die Lippen, denn sie sah selbst ein, daß sie doch zu weit gegangen war.

      »Na ja, gewiß«, versuchte sie ihre herben Worte abzuschwä­chen. »Es sollten doch aber wenigstens Menschen eingelassen werden, die uns nahestehen, die sozusagen zur Familie ge­hören.«

      »Nun gut«, entschied der Anwalt noch ein wenig zögernd. »Mögen die Dame und die beiden Herren der Feier am Grabe beiwohnen. Nur hierherzukommen, davon müssen sie absehen.«

      Frau Elisa war’s zufrieden, und Christian wurde beauftragt, einen großen grünen Wagen, der vor dem Schloßtor halten würde, einzulassen.

      Einige Minuten später wurde der Sarg geschlossen, und gleich darauf betrat der Pfarrer den Saal. Eine kurze, doch sehr wirkungsvolle Feier begann, bei der selbst Frau Elisa die Tränen in die Augen traten. Dann trugen acht Arbeiter den Sarg davon. Dicht hinter ihm schritt Swen mit solcher Selbstverständlichkeit, als müß­te er so sein und nicht anders.

      Vor dem Portal warteten bereits die Gäste der Frau Elisa. Sie begrüßte sie flüchtig und behielt sie an ihrer Seite.

      Langsam bewegte sich der unübersehbare Zug zu dem Platz hin, den Leopold von Hellersen sich für seine letzte Ruhestätte ausgesucht hatte.

      Dort, wo der Park durch eine Wiese vom Walde getrennt war, wo sich weiter hinten die Bäume zu einem Halbkreis zusammenschlossen, lag ein Waldsee. Und gerade dort zwischen Wiese, Wald und Wasser hatte Leopold von Hellersen am liebsten geweilt und auch begraben zu werden gewünscht.

      Das konnte Frau Elisa nun auch wieder nicht verstehen. Seine Ahnen ruhten doch alle im Erbbegräbnis!

      Swen war der erste, der die Handvoll Erde in die Gruft warf. Darauf folgten ein Strauß buntgefärbten Waldlaubes und einige Tannen- und Kiefernäste, was Frau Elisa ein mißbilligendes Kopfschütteln abnötigte. Daß die Leute ihrem Herrn die farbenfreudigen Blumen in den Sarg gelegt – na schön! Sie verstanden es nicht anders, besaßen wohl auch nicht das Geld, um sich geeignete Blumen zu kaufen. Aber Swen hatte sich doch nun wirklich solche besorgen können.

      Schade, daß sie nicht an Blumen gedacht; sie war doch manchmal schon zu vergeßlich!

      So mußte sie sich damit be­gnügen, nach Swen die Handvoll Erde auf den Sarg zu werfen; und ihre Kinder taten desgleichen. Als sich jedoch die drei Fremden anschließen wollten, trat der Justizrat mit den Beamten hinzu und kam ihnen zuvor.

      Und immer weiter wurden sie zurückgedrängt; denn die Gutsarbeiter, die ungeduldig zur Gruft strebten, schoben sie rücksichtslos zur Seite.

      Frau Elisa war das selbstverständlich sehr unangenehm, und sie versuchte ihre Gäste damit zu trösten, daß diese unmanierlichen Leute sich bald geändert haben würden.

      Swen, der in der Nähe stand, hörte es, und wieder hockte ihm das ironische Lächeln in den Mundwinkeln. In seinen Augen, die eben noch so traurig geblickt hatten, blitzte es auf. Ei, sieh da, dachte er belustigt, alles schon ganz nett geregelt.

      Neben Gerswint, diesem Bild ohne Gnade, der Herzensbetörer Alf von Unitz, ganz der Schönen würdig. An Ednas Seite Enno von Unitz, ganz des älteren Bruders Ebenbild und für die reizende Edna wie geschaffen, was die Frau Mama allerdings nicht anzuerkennen ­schien. Und neben Bolko ein Mädchen, das vor lauter Vornehmheit kaum geradeaus sehen kann.

      Schade, daß Elke noch ein Kind ist. Sie hätte sonst ihren Zukünftigen bestimmt auch an ihrer Seite.

      Swen zuckte zusammen, denn jetzt wurde die Gruft geschlossen.

      Onkel Leopold, lieber Onkel Leopold, warum hast du mich nicht schon früher zu dir gerufen? Ich hätte dich sehr liebgehabt, dachte er traurig.

      Endlich war auch das Letzte und Schmerzlichste vorüber. Scholle um Scholle häufte sich zu einem Hügel, auf den die schönsten Kränze gelegt wurden, die davon zeugten, wieviel Verehrung und Liebe der Sonderling besessen.

      Traurig und niedergedrückt kehrten die Leute nach ihren Wohnungen zurück, während die anderen in zwei Gruppen dem Schlosse zuschritten.

      Swen ging mit den Herren Glang, Melch, Wieloff und dem Pfarrer, was Frau Elisa ganz in der Ordnung fand. Den Geistlichen verabschiedete sie vor dem Schloß und gab auch den anderen zu verstehen, daß sie von ihrer Gegenwart verschont zu bleiben wünschte.

      Doch nur der Pfarrer allein verließ Waldwinkel, während die anderen Herren das Schloß betraten.

      Swen, der in der Halle Miene machte, die Tante zu begrüßen, wurde mit einem hochmütigen Blick gemustert.

      »Ich wundere mich, woher du den Mut nimmst, dieses Haus zu betreten«, sagte sie mit schneidender Schärfe. »Es ist nun mein Haus, in dem für Leute deines Schlages kein Platz ist. Hoffentlich verstehst du mich?«

      »Deutlicher konntest du nicht werden, Tante Elisa«, entgegnete er gelassen. »Habe keine Angst, mein Anblick soll dich nicht mehr stören.«

      Damit schritt er, von den drei Herren begleitet, davon, die Tante höchst unwillig zu­rücklassend.

      Und diesen Unwillen bekam die Dienerschaft zu spüren. Ihre schlechte Laune besserte sich erst, als sie in die Wirtschaftsräume ging und sich Küche und Vorratskammern zeigen ließ.

      Das würde hier ein anderes Wirtschaften sein als in der Stadt! Schade, daß man das Trauerjahr abwarten mußte, sonst konnte man die schönsten Gesellschaften geben. Aber daß man ab und zu einige Gäste bei sich sah, das vertrug sich ja selbst mit der tiefsten Trauer.

      Um das gleich ins Werk zu setzen, wurden die Geschwister Unitz zum Bleiben aufgefordert.

      *

      Am nächsten Morgen saß die Familie Hellersen mit ihren Gästen am Frühstückstisch. Daß um elf Uhr die Testaments­eröffnung stattfinden sollte, erregte sie durchaus nicht.

      Warum auch? Sie hatten ja schon ihr reiches Erbe angetreten. Was nun noch kam, war nichts als Formsache.

      Sie hatten gerade ihr Frühstück beendet, als auch schon Christian erschien und die Beteiligten ins Arbeitszimmer des Verstorbenen bat. Sehr selbstbewußt begaben sie sich dorthin und waren nun doch voller Erwartung.

      In dem Zimmer war es sehr still und feierlich. Auf dem langen Tisch stand das Bild des Verstorbenen, Kerzen brannten daneben. Swen saß zwischen dem Sanitätsrat und dem Sekretär, und hinter ihren Stühlen stand die gesamte Dienerschaft. Frau Elisa und ihre Kinder nahmen die leeren Plätze ein, und aller Augen hingen voll Spannung

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