Leni Behrendt Classic 52 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 52 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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sollte der neue Besitzer von Waldwinkel sein, Swen, der herumgestoßene Waisenknabe von einst?

      Und sie und ihre Kinder…?

      Jetzt zuckte sie zusammen, denn ihr Name fiel. Der Justizrat las: Ich, Leopold von Hellersen, vermache meiner Schwägerin, Frau Elisa von Hellersen, geborene Ortleff, und ihren vier Kindern ein Vermögen, das monatlich die Zinsen von zweihundert­undfünfzig Mark abwirft, die der jetzige Besitzer von Waldwinkel, Baron von Hellersen, ihnen jeden Monat pünktlich zu zahlen verpflichtet ist. Ich treffe die Bestimmung, weil es gewagt wäre, meiner Schwägerin das Vermögen in die Hände zu geben. Sie hätte es ja doch in kurzer Zeit verschleudert. Ferner erhält Frau Elisa von Hellersen ein auskömmliches Deputat –, bei diesem Wort zuckte die todblasse Frau wie unter einem Hieb zusammen – und das erste Waldhaus als Eigentum. Sollte das Frau Elisa von Hellersen zu wenig erscheinen und sie behaupten, daß sie unmöglich mit dem Bettel – wie sie ja meine Unterstützungen immer nannte – auskommen könnte, so möchte ich ihr zu bedenken geben, daß es tausende Familien gibt, die mit viel weniger wirtschaften und dafür noch schwer arbeiten müssen. Die Arbeit möchte ich meiner Schwägerin und ihren Kindern übrigens warm ans Herz legen. Sie ist nutzbringend und segensreich, und sie zeigt dem Menschen erst, wozu er auf der Welt ist. Wenn sie und ihre Kinder das erst erfaßt haben, dann wird es ihnen fortan besser gehen. Außerdem stelle ich noch zwei Bedingungen. Erstens: daß meine Schwägerin das Waldhaus als ständigen Wohnsitz bezieht. Zweitens: daß sie, wenn das Vormundschaftsgericht meinen Vorschlag gutheißt und Baron von Hellersen zum Vormund bestimmt, sich nicht dagegen auflehnt. Andernfalls dürften meine Schwägerin und ihre Kinder sich als enterbt ­betrachten. Sie erhalten dann nur ihr Pflichtteil; alles andere fällt dem Baron von Hellersen zu.

      Augenblickslang nur schwieg der Anwalt und sprach dann rasch weiter, als wolle er den fünf wie versteinert dasitzenden Menschen Zeit lassen, sich zu fassen. Er verlas die Legate:

      Als erster erhielt der Sekretär Wieloff zehntausend Mark, weil er Leopold von Hellersen stets ein selbstloser und unersetzlicher Mitarbeiter gewesen war. Das Schloßpersonal, das ja durchweg länger als zehn Jahre seinem Herrn treu gedient, erhielt je fünftausend Mark. Für die Beamten und Arbeiter waren je Familie eintausend Mark ausgesetzt; die jedoch über vier Kinder hatten, erhielten zweitausend Mark. Glang und Melch wurden nicht mit Geld bedacht, weil sie beide wohlhabend waren. Für sie hatte Leopold von Hellersen Dinge bestimmt, von denen er gewußt, daß die beiden treuen Freunde sich darüber freuen würden.

      Nun legte der Anwalt das Dokument fort, und sein Blick fiel auf Frau Elisa. Er konnte sich nicht helfen, die Frau tat ihm leid. Wie sie sich mühte, Haltung zu bewahren, obgleich es in ihrem Innern trostlos genug aussehen müßte; das machte ihr sobald keiner nach.

      »Herr Justizrat, ich erkenne das Testament nicht an«, sprach sie nun in die beklemmende Stille hinein. »Schon die Anordnungen, die mein Schwager betreffs seiner Beisetzung getroffen, ließen mich ahnen, daß in den letzten Lebenstagen sein Sinn verworren gewesen sein muß. Dieses merkwürdige Testament bestätigt nun meine Vermutung.«

      »Und die ist falsch, gnädige Frau, gänzlich falsch«, entgegnete der Anwalt freundlich. »Aber es steht in Ihrem Belieben, das Testament anzufechten.«

      »Das werde ich auch. Denn daß bei der Testamentsaufsetzung etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, die Gewißheit will und werde ich mir verschaffen. Kommt, Kinder!«

      Aufrecht ging sie davon, und die Kinder folgten ihr. Als man an Swen vorüberkam, verhielt Frau Elisa den Schritt. Ein Blick traf ihn, der kaum noch verachtend zu nennen war, und das Wort »Erbschleicher« las man förmlich von ihren Lippen.

      Dann ging sie weiter zur Halle hin, wo die Geschwister Unitz schon auf sie warteten.

      »Laßt das!« winkte sie schroff ab, als man sie gratulierend umringte. »Nicht wir sind die Erben, sondern Baron von Hellersen.«

      »Aber das ist doch nicht möglich«, stammelte Alf, blaß bis in die Lippen. Sein Blick suchte die nicht weniger blasse Gerswint.

      Aber was das Mädchen nun von ihm erwartete – einen Trost, ein beruhigendes Wort –, es blieb beides aus. Er stand wie erstarrt da, und die grenzenlose Enttäuschung spiegelte sich nur zu deutlich in seinem Gesicht wider.

      Da wandte Gerswint sich brüsk ab. Ebenso Schwester und Bruder, denen es bei Herba und Enno nicht anders erging. Sie folgten ihrer Mutter, die langsam die sehr breite, mit schwellenden Teppichläufern belegte Treppe emporstieg. Sie hatten alle nur den einen Wunsch, den zurückbleibenden Geschwistern Unitz nicht zu verraten, wie sterbenselend ihnen zumute war.

      Oben starrten sie sich hilflos an, und erst die harte Stimme der Mutter ließ sie wieder zu sich zurückfinden.

      »Packt eure Sachen zusammen! Wir fahren sofort nach Hause! Nicht eine Stunde mehr möchte ich das Haus mit diesem – diesem Menschen teilen. Ich erwarte von euch, daß ihr nicht um Dinge jammert, die vorläufig nicht zu ändern sind. Beweist jetzt, daß die sorgfältige Erziehung, die ich euch habe zuteil werden lassen, an keine Unwürdigen verschwendet wor­den ist.«

      Das war in einem Ton gesagt, den die Kinder an ihrer Mutter fürchteten und gegen den sie sich nie aufzulehnen wagten.

      Also bissen sie die Zähne zusammen und packten ihre Sachen. Der Autofahrer wurde verständigt, und es war knapp eine Stunde vergangen, als Frau Elisa mit ihren Kindern das Schloß verließ. Den Baron, der vor dem Portal zu ihnen trat, schienen sie nicht zu sehen. Ohne Gruß fuhren sie davon.

      *

      Eine halbe Stunde später verabschiedete Hellersen die Geschwister Unitz sehr kühl und förmlich. Zu Herzlichkeit hatte man ja auch keinen Anlaß, da man sich fremd war.

      Swen sah dem auffallend grünen Wagen nach, bis er verschwunden war. Dann ging er langsam ins Schloß zurück.

      Jetzt erst merkte er, wie müde und abgespannt er war. Die letzten Tage waren ja auch ausgefüllt gewesen mit Besorgungen und Erregungen aller Art, so daß er noch keinen Augenblick hatte zur Ruhe kommen können. Mit einem Gemisch von Wehmut und Selbstverspottung mußte er feststellen, daß es gar nicht so einfach war, über Nacht ein reicher Mann zu werden.

      Vor allen Dingen mußte er jetzt einige Stunden ruhen. Daher bat er die Herren Glang, Melch und Wieloff, die in der Halle auf ihn warteten, ihn zu entschuldigen. Sie möchten es sich im Arbeitszimmer des Onkels, das ja nun das seine war, bequem machen. Er selbst wolle sich später zu ihnen gesellen.

      Christian erhielt noch den Auftrag, die Herren gut zu versorgen; dann ging der Baron in die Räume, die er seit Tagen bewohnte. Die anderen Herren suchten das bezeichnete Zimmer auf und ließen sich in die wunderbar bequemen Sessel sinken, die am Kamin um einen Rauchtisch gruppiert standen. Christian brachte Wein, Zigarren und Zigaretten, bat die Herren, sich zu melden, falls sie weitere Wünsche hätten, und zog sich dann in seiner lautlosen Art zurück.

      »So, meine Lieben, nun wollen wir zuerst einmal Prost sagen und uns dann so langsam wieder zu uns selbst zurückfinden; denn der letzten Stunden Qual war groß«, sagte der Notar. »Das war ja das reinste Todesurteil, das ich der Frau Elisa nebst Anhang verlesen mußte. Hätten sie gewettert und getobt, dann hätte man sich das voller Schadenfreude mit ansehen können. Aber so – na, schön ist anders.«

      »Das sagst du, der du den Inhalt des Testaments doch schon kanntest?« gab der Arzt zurück und tat einen tiefen Zug aus dem Glase. »Aber was sollen wir anderen sagen, die uns das unerwartete Testament sozusagen aus allen Wolken riß?«

      »Alle Achtung vor der Selbstdisziplin dieser Frau! So jäh und unerwartet

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