Fürstenkrone Classic 42 – Adelsroman. Viola Marquardt

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Fürstenkrone Classic 42 – Adelsroman - Viola Marquardt Fürstenkrone Classic

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du dich endlich mit vernünftigen Dingen zu beschäftigen lernst. Und wenn du mir noch einmal so frech entgegentrittst, stecke ich dich in eine Haushaltungsschule, damit dir die Mucken ausgetrieben werden!«

      Born verließ das Zimmer. Die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloss.

      Nun war es auch um Ditschas Beherrschung geschehen. Sie sank auf den Sessel und barg das Gesicht in den Händen. Schluchzen schüttelte ihren Körper.

      »Warum – warum bin ich nur als Mädchen auf die Welt gekommen?« Sie stieß es wütend hervor. »Wäre ich doch ein Junge! Dann wüsste ich, was ich zu tun hätte.«

      *

      »Kochen soll ich lernen!« Ditscha rief es mit dem Ausdruck abgrundtiefer Verzweiflung. »Kochen! Was sagen Sie dazu, Axel?«

      Der junge Mann verbiss sich das Lachen. Bei allem aufrichtigen Mitgefühl, das er für Ditscha empfand, war doch sein Sinn für Humor stark genug entwickelt, um ihn den drolligen Beiklang aus Ditschas Ausdruck heraushören zu lassen.

      »Was ich dazu sage, Fräulein Ditscha? Ja nun – dass es auch für eine Jüngerin Äskulaps nicht von Nachteil ist, wenn sie die edle Kochkunst beherrschen lernt«, erwiderte er launig. »Und dass ich mich schon jetzt darauf freue, die erste Probe Ihrer Kunst zu verkosten! Ich bin nämlich durchaus kein reiner Geist, Fräulein Ditscha, sondern den leiblichen Genüssen rechtschaffen zugetan. Wenn es wahr ist, dass ein voller Bauch nicht gern studiert, dann ist es ebenso wahr, dass auch ein knurrender Magen kein guter Lehrmeister ist. Kochen Sie immerhin, Fräulein Ditscha, kochen Sie! Ich werde schon dafür sorgen, dass die Wissenschaft darüber nicht zu kurz kommt.«

      Ditscha stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ach, Axel!«, sagte sie. »Was täte ich ohne Sie? Sie verstehen es, allem die beste Seite abzugewinnen! Als ich herkam, war ich so verzweifelt, und nun ist …«

      »Verzweifelt – wegen des Kochens? Aber, Fräulein Ditscha!«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Nicht nur deshalb! Für so dumm müssen Sie mich nicht halten, Axel! Aber dass Vater so wenig Verständnis für mich hat, so wenig Einfühlungsvermögen …«

      »Er stammt aus einer anderen Zeit, Fräulein Ditscha.«

      »Ihr Vater auch, Axel, und doch … Er hätte Ihnen gewiss nichts in den Weg gelegt, wenn es Ihr Wunsch gewesen wäre, Jurist oder Ingenieur zu werden oder auch Künstler. Er denkt zuerst an Ihr Glück. Aber Papa …«

      »Fräulein Ditscha!«, mahnte Axel Lowitz. »Sie werden doch nicht Gericht halten über Ihren Vater?«

      Ditscha errötete tief.

      »Sie haben Recht, Axel!«, gab sie zu. »Ich sage so häßliche Sachen – verzeihen Sie mir. Ach, Sie wissen ja ganz gut, dass ich meinen Vater liebe. Aber deswegen kann ich doch nicht alles gutheißen, was er sagt und tut! Wenn er an meine freie Verantwortlichkeit appellieren würde – ich würde alles für ihn tun, glauben Sie mir! Aber als Untertanen behandeln lasse ich mich nicht. Ich will mein Leben leben, nicht das meiner Eltern! Ist das sehr schlecht von mir, Axel?«

      Der junge Mann schüttelte den Kopf. Seine Augen ruhten mit warmem Ausdruck auf ihrem stolzen Antlitz. »Wie könnte von Ihnen etwas Schlechtes kommen, Fräulein Ditscha«, sagte er fast leidenschaftlich.

      Wieder errötete das Mädchen. »Sie haben eine allzu gute Meinung von mir, Axel!«, entgegnete sie nicht ohne Befangenheit. »Mein alter Pastor Windmöller sagte immer, ich dürfe dem Hochmutsteufel keine Macht über mich einräumen. Daran will ich künftig denken. Aber, nicht wahr,

      Axel …«, sie blickte ängstlich zu ihm auf. »Vater kann nicht von mir verlangen, dass ich einen Mann heirate, den er mir als Gatten bestimmt?«

      Axel Lowitz’ sonnengebräuntes Gesicht wurde um einen Schein blasser.

      »Hat er das denn verlangt?«, stieß er mit rauher Stimme hervor.

      Ditscha schüttelte langsam den Kopf.

      »Nein, Axel, aber es sähe ihm ähnlich! Er ist so fest davon überzeugt, dass nur er weiß, was uns Kindern zu unserem Besten dient, dass er sich nicht scheuen würde, unsere Ehepartner zu bestimmen. Davor ist mir manchmal etwas bang. Denn nie würde ich einen Mann heiraten, den ich nicht von ganzem Herzen lieben und achten kann und von dem ich nicht weiß, dass er mich ebenso liebt wie ich ihn.«

      Axel Lowitz trat einen Schritt zurück! Verwirrung spiegelte sich auf seinen klaren, ausdrucksvollen Zügen.

      »Natürlich, Fräulein Ditscha«, murmelte er, »so soll es auch sein!«

      »Ja, nicht wahr?« Ditscha holte tief Atem. Ihre blauen Augen tauchten in die des jungen Mannes.

      Plötzlich lag etwas wie eine geheime Spannung in der Luft.

      Die beiden jungen Menschen, wie Geschwister miteinander aufgewachsen, sahen einander an – und es war, als sähen sie einander zum ersten Mal. Als wäre ein Schleier zerrissen, der ihre Gefühle bisher verhüllt hatte.

      Endlich fragte Axel gepresst: »Haben Sie Ihre Bücher mitgebracht, Fräulein Ditscha?«

      »Ja, hier sind sie«, antwortete Ditscha mit unsicherer Stimme.

      Beide griffen danach. Und über dem »Gallischen Krieg« und dem »Lexikon der Lateinischen Sprache« begegneten sich ihre Hände.

      *

      In straffer Haltung schritt der Leutnant Egon von Born durch die Berliner Tiergartenstraße.

      Immer wieder hob er grüßend die Hand an die Schläfe. Obwohl er Zivil trug, sah man ihm den kaiserlichen Offizier schon von weitem an. Und viele bewundernde, kokett oder schüchterne Frauenblicke folgten ihm auf seinem Weg.

      Das war verständlich. Egon von Born war eine auffallend stattliche Erscheinung.

      Groß und schlank, mit einem feingeschnittenen Gesicht, das stark an das von Frau Melanie erinnerte, leicht gelocktem aschblondem Haar und einem kecken blonden Schnurrbärtchen, war er der Leutnant par excellence. Der elegante Gesellschaftsanzug kleidete ihn ebenso gut wie die Uniform.

      Ab und zu griff er in die Tasche und befühlte ein längliches, in Seidenpapier eingeschlagenes Päckchen. Dann kräuselte jedes Mal ein erwartungsvolles Lächeln seinen Mund.

      Als er zuletzt in der Villa Barby zu Besuch gewesen war, hatte die schöne Nadine immer wieder von einem bestimmten Fächer geschwärmt, den sie im Schaufenster eines bekannten Luxusartikelhändlers Unter den Linden entdeckt hatte.

      »Einfach himmlisch! Elfenbein und echte Brüsseler Spitzen! Wie geschaffen für meine neue Balltoilette! Aber Papa will ihn mir nicht spendieren. Denken Sie nur, Baron Egon, so herzlos kann ein Vater sein! Ich werde den alten Straußenfederfächer zum Spitzenkleid tragen müssen, ist das nicht entsetzlich?«

      Und dazu hatte sie ihn mit ihren großen schwarzen Augen angesehen, dass ihm noch bei der bloßen Erinnerung daran heiß wurde.

      Ob es stimmte, was in den Berliner Salons gemunkelt wurde? Dass die Barbys – Oberst von Barby, seine Gattin Antoinette, geborene Fleury, und beider Kinder, Rittmeister Alexander von Barby und Nadine – nur mehr einen Schritt vom Abgrund des völligen finanziellen Ruins entfernt waren?

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